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Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das grüne Haus (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Wolken und grobe Sandkörner auf, die herumschwirren wie Schmeißfliegen. Angesichts der Gewehre verharren die beiden Aguarunas fügsam, und der Steilhang ist schon nahe. Wenn sie über ihn herfielen, sollte der Fette dann schießen? und Madre Angélica, brutaler Kerl, und wenn er sie dabei tötete? Der Blonde hält die Kleine mit dem Nasenring am Arm fest, warum ging’s denn nicht runter, Sargento? die andere beim Genick, die entwischten ihm ja, jetzt gleich entwischten sie ihm, und sie schreien nicht, sondern versuchen, seinem Griff zu entkommen, und ihre Köpfe, Schultern, Füße und Beine zucken, stoßen und schlagen aus, und der Lotse Nieves kommt mit Thermosflaschen beladen vorbei: er sollte sich beeilen, Don Adrián, hatte er alles? Ja, alles, wenn der Sargento wollte. Der Knirps und der Dunkle halten die Alte bei den Schultern und den Haaren fest, und sie sitzt, schreit, hin und wieder schlägt sie kraftlos nach den Beinen der beiden, und gebenedeit war die Frucht, Madre, Madre, ihres Leibes, und der Blonde konnte sie nicht länger festhalten, Jesus. Der Tätowierte blickt auf das Gewehr des Fetten, die Alte heult auf und schluchzt, zwei feuchte Linien graben fadendünne Furchen in die Staubschicht ihres Gesichts, und der Fette sollte nicht den Idioten spielen. Aber wenn der ihm an den Kragen wollte, Sargento, würde er ihm den Schädeleinschlagen, und wenn’s mit dem Kolben wäre, Sargento, da kannte er keine Scherze. Madre Angélica nimmt das Taschentuch vom Mund: brutaler Kerl, warum sagte er so schlechte Dinge? warum erlaubte ihm der Sargento das? und der Blonde, konnte er schon runter? diese Biester rissen ihm noch die Haut in Fetzen. Die Hände der Kleinen erreichen das Gesicht des Blonden nicht, nur den Hals, der schon über und über rote Schrammen aufweist, und sie haben sein Hemd zerfetzt und die Knöpfe abgerissen. Mitunter scheinen sie mutlos zu werden, ihre Körper erschlaffen und sie schluchzen, und dann greifen sie wieder an, ihre nackten Füße treten gegen die Stiefelschäfte des Blonden, der flucht und schüttelt sie, sie kämpfen stumm weiter, und die Madre sollte hinuntergehen, worauf wartete sie denn, und der Blonde auch, und Madre Angélica, warum tat er ihnen weh, es waren doch Kinder? ihres Leibes, Jesus, Madre, Madre. Wenn der Knirps und der Dunkle die Alte losließen, würde sie über sie herfallen, Sargento, was sollten sie denn tun? und der Blonde, sollte doch sie selbst die mal festhalten, mal sehen, Madre, sah sie nicht, wie die ihn kratzten? Der Sargento droht mit dem Gewehr, die Aguarunas zucken zusammen, weichen einen Schritt zurück, und der Knirps und der Dunkle lassen die Alte los, halten die Hände bereit, um sich zu verteidigen, aber sie bewegt sich nicht, reibt sich nur die Augen, und plötzlich ist der Knabe bei ihr, wie von den Staubwirbeln ausgeschieden: ergeht in die Hocke und birgt das Gesicht zwischen den baumelnden Brüsten. Der Knirps und der Dunkle gehen bergabwärts, eine rosenrote Staubwand verschluckt sie fast, und Scheiße! wie sollte der Blonde sie ganz allein runterbringen, was war mit denen los, Sargento, warum hauten die denn ab, und Madre Angélica geht entschlossen mit den Armen fuchtelnd auf ihn zu: sie half ihm. Sie streckt die Hand nach dem Mädchen mit dem Nasenring aus, berührt sie aber nicht und krümmt sich, und die kleine Faust schlägt noch einmal zu, und das Ordenskleid dellt sich und Madre Angélica stößt einen Schmerzensschrei aus und zuckt zusammen: was hatte er ihr gesagt, der Blonde schüttelt die Kleine wie ein Staubtuch, Madre, war das nicht eine Bestie? Blaß und gekrümmt probiert Madre Angélica es noch einmal, fängt mit beiden Händen den Arm ein, Heilige Maria, und jetzt heulen sie auf, Mutter Gottes, strampeln, Heilige Maria, kratzen, alle husten, Mutter Gottes, und statt soviel zu beten, sollten sie lieber machen, daß sie runterkämen, Madre Patrocinio, warum, Sakrament, war sie so aufgeregt und bis wann denn noch, und wie lange denn noch, sie sollten machen, daß sie runterkämen, denn den Sargento packte jetzt die Wut, Scheiße. Madre Patrocinio fährt herum, springt auf die Böschung hinaus und ist nicht mehr zu sehen, der Fette droht mit dem Gewehr, und der mit der Tätowierung weicht zurück. Mit welchem Haß er sie anblickte, Sargento, nachtragender Kerl, Hurensohn, und stolz: so mußtendie Augen des Chulla-Chaqui sein, Sargento. Die Staubschwaden, die die Hinabkletternden einhüllen, entfernen sich, die Alte weint,
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