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Das große Yogabuch

Das große Yogabuch

Titel: Das große Yogabuch
Autoren: Anna Trökes
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Struktur.
    So entstand eine methodische Darlegung der Natur des Geistes und eine Analyse der normalen menschlichen Situation, die von Unklarheit und Leid gekennzeichnet ist. Außerdem erläutert er den Achtstufigen Yogaweg oder Achtgliedrigen Pfad (Ashtanga Marga). Diesen Pfad zu befolgen hilft, den Geist zu klären, die Ursachen des Leids zu erkennen und künftiges Leid zu vermeiden. Da Patañjalis Konzept so genau beobachtet und so zeitlos gültig ist, soll es hier etwas genauer erläutert werden.
    In den Yoga-Sutras finden wir zwei hilfreiche Vorschläge, um den Geist zu ordnen und zu klären: das Einhalten einer bestimmten Übungspraxis – des Achtstufigen Weges – und das Entwickeln einer inneren Einstellung von Gelassenheit. Für beides ist es wichtig, darauf zu vertrauen, dass sich der Geist verändern lässt, egal wie schwierig uns unser Unterfangen erscheint und wie viele Rückschläge wir erleiden.
Unser Geist bestimmt unser Handeln
    Patañjali stellt zu Beginn seines Leitfadens fest, dass unser gesamtes Handeln durch den Zustand unseres Geistes bestimmt ist.
    Wir brauchen nur einen Augenblick unseren eigenen Geisteszustand zu beobachten, um festzustellen, dass er unruhig und zerstreut ist und uns ständig viele Dinge gleichzeitig durch den Kopf gehen oder dass die Aufmerksamkeit laufend zwischen verschiedenen Objekten hin und her springt. Ein solcher Geisteszustand bewirkt, dass auch unsere Handlungen unkonzentriert und zerstreut sind, und vor allem, dass sich unsere Energie zerstreut. Nach einem Tag, an dem wir »viel um die Ohren hatten« und von allen Seiten gefordert wurden, sind wir körperlich und geistig erschöpft.
    Patañjali analysiert nun, wie es zu diesem Energieverlust kommt. Er beobachtete, dass sich unser Geist nicht nur mit dem beschäftigt, was gerade anliegt, sondern dass er auch noch ständig Sinneseindrücke zu verarbeiten hat. Daneben beschäftigen ihn Erinnerungen und/oder die Planung der Zukunft. Wenn wir uns diese Flut von Aktivitäten vor Augen führen, wird deutlich, dass der Geist gar nicht anders kann, als so unorganisiert und durcheinander zu sein. Es wird auch verständlich, dass ein solcher Geist nicht hilfreich ist, um ein klares, unkompliziertes Leben zu führen.
    Kleshas – Hindernisse auf unserem Weg
    Die Lebenserfahrung zeigt, dass der Geist sich dem Versuch, seine Struktur zu verändern, immer wieder entzieht oder dem sogar massive Widerstände entgegensetzt. Deshalb ist es sinnvoll, uns der Hindernisse auf diesem Erkenntnisweg bewusst zu werden, damit wir sie registrieren, wenn sie auftauchen. Manchmal zeigen sie sich allerdings nicht deutlich, sondern wir merken nur, dass wir ohne wirklich erkennbaren Grund bedrückt sind oder uns unwohl fühlen. Wenn wir diese Symptome nicht ernst nehmen, erklärt Patañjali, werden sie sich im Körper niederschlagen und uns mit dem Gefühl innerer Enge und Unruhe konfrontieren. Je mehr wir wegschauen, desto stärker werden die Symptome werden, bis es uns so schlecht geht, dass wir etwas tun müssen, weil wir es nicht mehr aushalten.
    Die Hindernisse sind vielfältig, aber Patañjali führt sie auf fünf Hauptverursacher zurück, die Kleshas (Leid verursachende innere Spannungen, tief sitzende störende Neigungen):
    »Solange der Ursprung unserer Handlungen in den Kleshas liegt, werden die Kleshas diese Handlungen in jeder Hinsicht beeinflussen: in ihrer Ausführung, in ihrer Dauer und in den daraus entstehenden Folgen.«
    Yoga-Sutra 2.13
    Falsches Wissen: Wahrheit ist immer subjektiv
    Das Haupthindernis für mehr Ruhe, Klarheit und Zufriedenheit ist das erste Klesha. Die Bezeichnung »falsches Wissen« (Avidya) bezieht sich darauf, dass wir normalerweise glauben, über ein Wissen zu verfügen, mit dem wir uns und die Welt objektiv erfahren und wahrnehmen können. Aber gerade das ist uns in diesem Geisteszustand nicht möglich. Unser Wissen ist geprägt durch unsere Erziehung, unsere Erfahrungen, unsere Weltsicht und unsere Glaubenssätze – und damit zutiefst subjektiv. Wir geben Einschätzungen und Urteile über die Welt und unsere Mitmenschen ab, die immer gefärbt sind von unseren Wünschen, Erwartungen, Ängsten und Projektionen.
    Avidya bedeutet aber auch »Irrtum, Verwechslung« und bezieht sich darauf, dass wir oft leiden, weil wir das Vergängliche mit dem Ewigen verwechseln (man denke nur an die berühmte »ewige Liebe«) und das Wesentliche (was ist wirklich wichtig in meinem Leben?) nicht vom Unwichtigen (dem
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