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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel
Autoren: Orson Scott Card
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empfangen wurde. Aber für Ender ist die Entscheidung noch keineswegs gefallen. Rekruten ergeben gutes Kanonenfutter, aber als Offiziere benötigen wir Freiwillige.«
    »Offiziere?« fragte Ender. Beim Klang seiner Stimme verstummten die anderen.
    »Ja«, sagte Graff. »Die Kampfschule ist dazu da, zukünftige Sternenschiffkapitäne und Flotillenkommandanten und Admirale der Flotte auszubilden.«
    »Bitte keine Irreführung!« sagte Vater wütend. »Wie viele von den Jungen in der Kampfschule landen am Ende als Befehlshaber auf Schiffen!«
    »Bedauerlicherweise, Mr. Wiggin, handelt es sich dabei um Informationen, die der Geheimhaltung unterliegen. Aber ich kann sagen, daß keiner von den Jungen, die das erste Jahr durchstehen, es jemals nicht geschafft hat, ein Offizierspatent zu erhalten. Und keiner in einer rangniedrigeren Stellung als Erster Kommandierender Offizier eines interplanetarischen Schiffes. Selbst in den Heimatverteidigungstruppen innerhalb unseres eigenen Sonnensystems läßt sich Ehre erringen.«
    »Wie viele schaffen das erste Jahr?« fragte Ender.
    »Alle, die das wollen«, sagte Graff.
    Beinahe hätte Ender gesagt, ich will. Aber er hielt seine Zunge im Zaum. Das hier würde ihn aus der Schule fernhalten, aber das war närrisch, das war nur ein Problem für ein paar Tage. Es würde ihn von Peter fernhalten - das war wichtiger, das mochte eine Lebensfrage selbst sein. Aber Mutter und Vater zu verlassen, und vor allem Valentine! Und Soldat zu werden! Ender mochte Kämpfen nicht. Er mochte Peters Art nicht, die Starken gegen die Schwachen, und er mochte auch seine eigene Art nicht, die Schlauen gegen die Dummen.
    »Ich denke«, sagte Graff, »daß Ender und ich uns unter vier Augen unterhalten sollten.«
    »Nein«, sagte Vater.
    »Ich nehme ihn schon nicht mit, ohne ihn noch einmal mit Ihnen sprechen zu lassen«, sagte Graff. »Und Sie können mich sowieso nicht aufhalten.«
    Vater starrte Graff noch einen Augenblick an, dann stand er auf und verließ den Raum. Mutter verweilte, um Enders Hand zu drücken. Sie schloß die Tür hinter sich, als sie hinausging.
    »Ender«, sagte Graff, »wenn du mit mir kommst, wirst du lange Zeit nicht mehr hierher zurückkehren. Es gibt keine Ferien von der Kampfschule. Auch keine Besucher. Ein voller Ausbildungsvertrag dauert, bis du sechzehn Jahre alt bist - und deinen ersten Urlaub erhältst du, unter gewissen Bedingungen, wenn du zwölf bist. Glaube mir, Ender, Menschen verändern sich in sechs Jahren, in zehn Jahren. Falls du mit mir kommst, wird deine Schwester Valentine eine Frau sein, wenn du sie wiedersiehst. Ihr werdet Fremde sein. Du wirst sie immer noch lieben, Ender, aber du wirst sie nicht kennen. Du siehst, ich behaupte nicht, daß es einfach wäre.«
    »Mom und Daddy?«
    »Ich kenne dich, Ender. Ich verfolge die Monitoraufzeichnungen nun schon eine ganze Weile. Du wirst deine Mutter und deinen Vater nicht vermissen, nicht sehr, nicht für lange. Und sie werden dich auch nicht lange vermissen.«
    Unwillkürlich traten Ender Tränen in die Augen. Er wandte das Gesicht ab, langte aber nicht hinauf, um sie abzuwischen.
    »Sie lieben dich wirklich, Ender. Aber du mußt begreifen, was dein Leben sie gekostet hat. Sie kommen aus religiösen Familien, weißt du. Dein Vater ist auf den Namen John Paul Wieczorek getauft. Katholisch. Das siebte von neun Kindern.«
    Neun Kinder! Das war unvorstellbar. Verbrecherisch.
    »Nun ja, Menschen tun seltsame Dinge für die Religion. Du kennst die Sanktionen, Ender - damals waren sie nicht so hart, aber trotzdem nicht milde. Nur die ersten beiden Kinder erhielten eine kostenlose Ausbildung. Die Steuern stiegen mit jedem neuen Kind. Dein Vater wurde sechzehn und berief sich auf das Gesetz über unwillfährige Familien, um sich von seiner Familie zu trennen. Er änderte seinen Namen, schwor seiner Religion ab und gelobte, nie mehr als die erlaubten zwei Kinder zu haben. Er meinte es ernst. Die ganze Schande und Verfolgung, die er als Kind über sich ergehen lassen mußte - er schwor sich, daß keines seiner Kinder sie durchmachen sollte. Verstehst du?«
    »Er wollte mich nicht.«
    »Nun, keiner will heutzutage noch einen Dritt. Du kannst nicht von ihnen erwarten, froh darüber zu sein. Aber dein Vater und deine Mutter sind ein Sonderfall. Sie schworen beide ihren Religionen ab - deine Mutter war Mormonin -, aber tatsächlich sind ihre Gefühle noch zwiespältig. Weißt du, was zwiespältig bedeutet?«
    »Sie empfinden
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