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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel
Autoren: Orson Scott Card
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zweierlei zugleich.«
    »Sie schämen sich, aus unwillfährigen Familien zu stammen. Sie verbergen es. Das geht so weit, daß deine Mutter sich weigert, irgend jemandem gegenüber einzugestehen, daß sie in Utah geboren ist, damit man keinen Verdacht schöpft. Dein Vater verleugnet seine polnischen Vorfahren, weil Polen immer noch eine unwillfährige Nation ist und deswegen internationalen Sanktionen unterliegt. Darum, verstehst du, macht es für sie alles, was sie zu tun versucht haben, zunichte, einen Dritt zu haben, selbst aufgrund direkter Befehle der Regierung.«
    »Das weiß ich.«
    »Aber es ist sogar noch komplizierter. Dein Vater hat euch trotzdem noch nach den Namen legaler Heiliger benannt. Tatsächlich hat er euch alle drei eigenhändig getauft, sobald ihr nach eurer Geburt nach Hause kamt. Und eure Mutter hat sich dagegen gewehrt. Sie haben sich deswegen jedesmal gestritten, nicht, weil sie nicht wollte, daß ihr getauft wurdet, sondern weil sie nicht wollte, daß ihr katholisch getauft wurdet. In Wirklichkeit haben sie ihre Religion nicht aufgegeben. Sie schauen dich an und sehen dich als Zeichen ihres Stolzes, weil sie es fertiggebracht haben, das Gesetz zu umgehen und einen Dritt zu haben. Aber du bist auch ein Zeichen ihrer Feigheit, weil sie nicht wagen, weiter zu gehen und die Unwillfährigkeit zu praktizieren, die sie immer noch als richtig empfinden. Und du bist ein Zeichen ihrer öffentlichen Schande, weil du mit jedem Schritt ihren Anstrengungen in den Weg kommst, sich in die normale, willfährige Gesellschaft einzugliedern.«
    »Wie können Sie das alles wissen?«
    »Wir haben deinen Bruder und deine Schwester mit Monitoren überwacht, Ender. Du wärst überrascht, wie empfindlich die Instrumente sind. Wir waren direkt mit deinem Gehirn verbunden. Wir vernahmen alles, was du vernahmst, ob du nun aufmerksam zugehört hast oder nicht. Ob du verstanden hast oder nicht. Wir verstehen.«
    »Also lieben mich meine Eltern und lieben mich nicht?«
    »Sie lieben dich. Die Frage ist, ob sie dich hier wollen. Deine Anwesenheit in diesem Haus ist eine fortwährende Störung. Eine Quelle für Spannungen. Begreifst du?«
    » Ich bin nicht derjenige, der Spannungen verursacht.«
    »Nicht etwas, was du tust, Ender. Dein Leben an sich. Dein Bruder haßt dich, weil du der lebende Beweis dafür bist, daß er nicht gut genug war. Deine Eltern lehnen dich ab wegen der gesamten Vergangenheit, der sie zu entrinnen versuchen.«
    »Valentine liebt mich.«
    »Von ganzem Herzen. Vollkommen, uneingeschränkt ist sie dir ergeben, und du betest sie an. Ich sagte dir ja, es würde nicht leicht sein.«
    »Wie ist es dort?«
    »Harte Arbeit. Lernen, genau wie in der Schule hier, nur daß wir dich viel stärker an Mathematik und Computer setzen. Militärgeschichte. Strategie und Taktik. Und vor allem der Kampfraum.«
    »Was ist das?«
    »Kriegsspiele. Alle Jungen sind in Trupps organisiert. Tag für Tag finden Scheinkämpfe bei Schwerelosigkeit statt. Niemand wird verletzt, aber es kommt auf Sieg und Niederlage an. Alle beginnen als gemeine Soldaten, die Befehle entgegennehmen. Ältere Jungen sind deine Offiziere, und es ist ihre Pflicht, dich auszubilden und dich im Kampf zu befehligen. Mehr als das darf ich dir nicht verraten. Es ist, als würdest du Krabbler und Astronaut spielen - nur daß du Waffen hast, die funktionieren, und Mitsoldaten, die neben dir kämpfen, und deine ganze Zukunft und die Zukunft der menschlichen Rasse davon abhängt, wie gut du lernst, wie gut du kämpfst. Es ist ein hartes Leben, und du wirst keine normale Kindheit haben. Natürlich, bei deinem Verstand und als Dritt obendrein, würdest du sowieso keine besonders normale Kindheit haben.«
    »Alles Jungen?«
    »Ein paar Mädchen. Sie bestehen nicht oft die Eingangstests. Zu viele Jahrhunderte Evolution stehen gegen sie. Ohnedies wird keine von ihnen wie Valentine sein. Aber dort wird es Brüder geben, Ender.«
    »So wie Peter?«
    »Peter ist aus genau den Gründen nicht angenommen worden, Ender, aus denen du ihn haßt.«
    »Ich hasse ihn nicht. Ich habe nur ...«
    »Angst vor ihm. Na ja, Peter ist nicht nur schlecht, das weißt du. Er war der beste, den wir seit langer Zeit gesehen hatten. Wir forderten deine Eltern auf, sich als nächstes für eine Tochter zu entscheiden - das hätten sie sowieso -, weil wir hofften, daß Valentine Peter sein würde, aber sanfter. Sie war zu sanft. Und deshalb bestellten wir dich.«
    »Um halb Peter und halb
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