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Das Grauen im Museum

Das Grauen im Museum

Titel: Das Grauen im Museum
Autoren: H. P. Lovecraft
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nicht mehr durch die Hoffnung auf baldige Freiheit gelindert wurde. Zamacona belauschte einen Gedankenaustausch zwischen den Reitern, in dem es darum ging, daß diese verstopfte Stelle durch intensive Bestrahlung geöffnet werden müsse, weil es notwendig sei, an dem bisher unbekannten äußeren Zugang Wachen aufzustellen. Es durfte nicht passieren, daß Fremde von außen in den Gang eindrangen, denn jeder, der unbehelligt wieder entkäme, würde womöglich eine Vorstellung von den riesigen Ausmaßen der unterirdischen Welt mitnehmen und vielleicht neugierig genug geworden sein, um mit einer größeren Mannschaft wiederzukommen. Wie schon bei den anderen Gängen seit Zamaconas Ankunft geschehen, müßten auf der ganzen Länge Wächter postiert werden, bis zum alleräußersten Tor; dafür würde man alle Sklaven, die halb lebendigen Y’m-bhi oder in Ungnade gefallene freie Bürger einsetzen müssen. Da, wie der Spanier vorhergesagt hatte, die Ebenen Amerikas von Tausenden von Europäern
    überschwemmt werden würden, war jeder Gang eine potentielle Gefahrenquelle und müsse streng bewacht werden, bis die Technologen von Tsath eine Möglichkeit gefunden hätten, die Eingänge ein für allemal zu verschließen, so wie es in früheren Zeiten bereits mit vielen Zugängen geschehen war.
    Zamacona und T’la-yub wurden von drei Gn’agendes höchsten Tribunals im Palast aus Gold und Kupfer abgeurteilt. Der Spanier bekam seine Freiheit zurück, weil er immer noch wichtige Informationen über die äußere Welt liefern konnte. Er wurde angewiesen, in seine Wohnung und zu seiner Zuneigungsgruppe zurückzukehren. Er nahm sein gewohntes Leben wieder auf und traf gemäß dem letzten Arbeitsplan mit weiteren Gelehrten zusammen. Man hatte ihm bedeutet, daß er sich ungehindert bewegen könne, solange er loyal in K’n-yan bleibe, ihm aber zugleich eingeschärft, daß er bei einem erneuten Fluchtversuch nicht mehr auf die Milde seiner Richter würde zählen können. Zamacona hatte aus dem Schlußwort des obersten Gn’ag einen ironischen Unterton herausgehört. Dieser hatte ihm versichert, alle seine Gyaayothn, einschließlich des Tiers, das ihn verraten hatte, würden ihm zurückerstattet werden. T’la-yub kam nicht so glimpflich davon. Da sie der Gemeinschaft keine nützlichen Dienste leistete und ihr uralter, tsathischer Adel ihren Verrat verwerflicher erscheinen ließ als den Zamaconas, wurde das Urteil gefällt, sie für die
    Volksbelustigung im Amphitheater freizugeben und sie anschließend in verstümmelter und halb dematerialisierter Gestalt als Y’m-bhi, also wiederbelebte Leichen-Sklavin, zu beschäftigen und als Wächterin an dem Gang zu postieren, dessen Existenz sie verraten hatte. Zamacona hörte bald darauf nicht ohne bittere Reue, die arme T’layub sei ohne Kopf und auch anderweitig verstümmelt aus der Arena gekommen und als äußerster Wachposten auf dem Hügel postiert worden, in dem, wie sich herausgestellt hatte, der bewußte Gang endete. Sie war, so erfuhr er, eine Nachtwächterin, deren Pflicht es war, alle, die sich dem Hügel näherten, mit einer Fackel abzuschrecken und Berichte an eine kleine Garnison von zwölf toten SklavenY’m-bhi und sechs lebenden, jedoch teilweise entmaterialisierten Freien in dem runden Kuppelsaal zu schicken, falls jemand ihre Warnung nicht beachtete. Sie wechselte sich mit einem Tages-Wächter ab, einem lebendigen Freien, der auf diese Weise andere Verfehlungen gegen den Staat abbüßte. Zamacona wußte seit langem, daß es sich bei den meisten der verantwortlichen Torhüter um solche in Ungnade gefallene freie Bürger handelte.
    Man gab ihm nun unmißverständlich, wenn auch auf Umwegen zu verstehen, daß er bei einem weiteren Fluchtversuch zur Strafe ebenfalls als Torwächter würde dienen müssen, jedoch in Gestalt eines tot-lebendigen Y’m-bhi-Sklaven, und nach einer noch pittoreskeren Behandlung im Amphitheater, als sie T’la-yub erfahren hatte. Man ließ durchblicken, daß er oder Teile von ihm wiederbelebt werden würde, damit er einen inneren Abschnitt des Ganges bewache, in Sichtweite von anderen, so daß seine verkürzte Person als ständige Mahnung an den Lohn für Verrat dienen würde. Aber, so fügten seine Informanten stets hinzu, es sei ja unvorstellbar, daß er jemals so leichtsinnig sein würde, sich einer so schrecklichen Gefahr auszusetzen. Solange er in K’n-yan bleibe, werde er weiterhin das Leben einer freien, privilegierten und angesehenen
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