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Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf
Autoren: Cherry Wilder
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erstaunlich starken gutturalen Stimme; seine Wörter klangen grell, artikuliert und fielen hart wie Graunüsse in unser Gemurmel. Seine Zähne waren so gerade wie unsre; er wölbte den Mund … und wir alle lächelten zurück. Narneen lachte, und Brin nahm Tauchers gesunde rechte Hand und verflocht seine Finger zum Zeichen dessen, was ‚Wilkommen’ heißt. Sie sagte das Wort, und Taucher wiederholte es spielend; und das war das erste Wort, das er aus unserer Sprache lernte. Wir machten alle das Zeichen mit seiner Hand und wiederholten ihm das Wort.
    Er begrüßte uns, dann wurde er unruhig; seine Worte ließen uns ein bißchen zusammenfahren. Harfner Roy mimte die Geschichte von dem Gefährt, das auf dem See landete und surrende, platschende Geräusche hervorrief. Dann zeigten wir dem Glück seinen Körpersack, die Weste und die weißen Zelte, die ihn in der Luft getragen hatten. Er wurde ruhiger. Er nahm die Weste, und aus der ersten dieser Zaubertaschen holte er zwei kleine orangefarbene Medizinpillen. Dann öffnete er eine andere Tasche und zog ein flaches Päckchen mit dunkelbraunen Quadraten, in knisterndes Silberpapier gewickelt, heraus. Die Alte Gwin machte ein Abwehrzeichen, weder das erste noch das letzte; sie war sehr abergläubisch. Alles, was mit Feuer oder Metall zu tun hatte, ängstigte sie.
    Taucher brach ein dunkelbraunes Quadrat ab und aß es. Dann brach er die anderen Quadrate ab und hielt sie uns hin.
    „Nur zu“, sagte Brin, „es muß eßbar sein.“ Sie nahm ein Stück, dann Narneen … immer hungrig … und schließlich der Rest von uns. Es war unbeschreiblich. Das Süßeste, was ich bisher in meinem Leben gegessen hatte, war wilde Honigwabe, und davon nicht viel. Wir verschlangen jenes erste Schokoladenquadrat wie Wirbler in Ekstase.
    Taucher hatte noch anderen Proviant, aber wir lehnten ihn ab und aßen unser Schwarzbrot; wir waren jetzt überzeugt, daß unser Glück sich geändert hatte. Es war schwer, mit Taucher zu sprechen, aber schon bald nahm er aus seiner Weste einen Zettel und einen kleinen blauen Kugelschreiber. Damit begann er seine Zeichnungen. Er war sehr geschickt, allerlei einfache Dinge zu zeichnen, auch Gesichter … unsere Gesichter und sein eigenes. Sein Werk war so klug wie das eines erzählenden Teppichwebers. Vom ersten Beginn seines Lebens bei uns an wurde etwas gesagt, das in meinem Gedächtnis noch weiterklingt, weil es so merkwürdig ist.
    Taucher hörte uns aufmerksam zu, aber er konnte anfangs kaum das wiederholen, was wir sagten, denn unsere Sprache ist schnell und leise. Aber ohne Aufforderung sagte er: „Moruianer.“ Wir stimmten zu, auf uns selbst zeigend, und er sagte nochmals: „Mouianer von Torin.“ Es ließe sich darüber diskutieren, ob er diese Wörter unserer Sprache entnahm oder ob er unsere Gedanken las. Dem ist nicht so. Taucher besaß im wahren Sinn keine magischen Kräfte; er war „gedankenblind“ und unbenutzbar als Zeuge. Ich glaube an seine Erklärung: daß sein Ahne diese Namen in einer lange zurückliegenden Prophezeiung aussprach, im System eines anderen Gestirns.
    Unser Glück hatte sich geändert. Wir gingen spät schlafen, und als wir erwachten, waren Mamor und Harfner Roy schon am See gewesen. Sie hatten die Begräbnisriten für Schiefauge vollzogen und seine Leiche beerdigt. Ich dachte in den folgenden Tagen oft an Schiefauge, und im Traum sprach ich manchmal mit ihm und erzählte ihm, wie gut es uns ging. Ich fragte mich, ob sein Seelenvogel mit dem Nordwind, unserer Großen Mutter, davongeflogen sei oder ob er noch um uns herumschwebte und uns beobachtete, wie es gewissen braven Seelen erlaubt ist. Aber ich war ein Kind und konnte nicht lange trauern.
    An jenem Morgen galt mein Hauptinteresse dem Essen; Roy und Mamor hatten einen Sack Schlammkrebse gesammelt, die außerhalb der Saison am Seeufer angespült worden waren. Auf dem Heimweg erlegte Mamor ein Buschreh. Sie sahen gewisse andere Dinge und kamen schnell zurück, um Bericht zu erstatten. Ich ließ das Aufscheren des widerspenstigen kleinen Mattenwebstuhls sein und lud die Schlammkrebse ab.
    „Da ist eine Gruppe“, sagte Mamor und wandte seinen Kopf zum See hin.
    „Ein Suchtrupp?“ fragte Brin.
    „Es wird darauf hinauslaufen.“
    „Bewaffnete Vasallen“, erklärte Harfner Roy, „die versuchen, Tauchers Schiff in einem Netz abzuschleppen. Bis nach Rintoul.“
    „Wie war doch noch das Wappen?“ sinnierte Brin. „Stern und Spindel. Kennst du das, Mutter?“
    Die
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