Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gift von Argus

Das Gift von Argus

Titel: Das Gift von Argus
Autoren: Edmund Cooper
Vom Netzwerk:
schüttelte sich. Dann schlurfte er zum Exo, und langsam wurde ihm das wahre Grauen dieser Situation bewußt. Es lag nicht in dem blutigen Schlachtfeld um ihn, sondern in der entsetzlichen Tatsache, daß er sich ein paar Minuten lang wie ein Besessener benommen hatte.
    Irgendwo hatte er sein Sprechgerät fallen gelassen. Er erinnerte sich nicht, wo, aber es spielte auch keine Rolle. Er würde das im Exo benutzen. Doch das bedeutete, daß er über die sterblichen Überreste Gunnar Norstedts steigen mußte.
    Er versuchte, nicht zu sehen, was sie mit ihm gemacht hatten, aber es war unvermeidlich. Wieder mußte er sich übergeben.
    Irgendwie gelangte er schließlich zum Exosprechgerät. Bis es soweit war, zitterte er ärger als zuvor, und er weinte. Doch sein alter Stolz ließ ihn sich ein wenig beruhigen, ehe er Meldung erstattete.
    » Santa Maria! Santa Maria! Hört ihr mich?«
    Matthew antwortete. Der gute alte Matthew! Ein Roboter! Und Roboter drehten nicht durch!
    »Ich höre Sie, Mr. Kwango. Bitte sprechen Sie!«
    »Bestimme meine Position und verbinde mich mit Commander Conrad.«
    »Position registriert. Commander Conrad ist im Krankenstand.«
    »Hab’ ich vergessen. Gib mir Leutnant Smith.«
    »Was ist los, Kurt? Bist du in Schwierigkeiten?« Es war Indiras Stimme.
    »Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.« Kwango versuchte, seine Stimme trocken klingen zu lassen, doch das schlug fehl. »Schick schnell den Hubschrauber her und hol mich heraus!«
    »Was ist denn passiert, Kurt?«
    Kwango lachte hysterisch, und er wußte es. Auch Indira erkannte es. »Würde zu lange dauern, es zu erklären. Die Paviane drehten durch, Norstedt ist tot, und ich bin ein Ungeheuer. Bitte, hol mich!«
    »Bin schon unterwegs!«
    Als nächstes war wieder Matthew zu hören. »Ankunft des Hubschraubers in sieben Minuten plus oder minus fünf Sekunden.«
    »Danke, Matthew«, sagte Kwango müde. »Du hast Glück. Du kannst nicht wahnsinnig werden, du hast keine Gefühle, du kannst nicht weinen. Du bist hundertprozentig logisch. Over and out.«
    Endlich kam der Hubschrauber. Leutnant Smith stieg aus und rannte zum Exo.
    Kwango lehnte daran. Er blickte ihr nicht entgegen, er schaute überhaupt nirgendwo hin, sondern stierte Löcher in die Luft und summte leise vor sich hin.
    Leutnant Smith sah, was mit Norstedt geschehen war. Auch sie mußte sich übergeben.
    Jetzt erst schien Kwango sie zu bemerken. Mit unbewegtem Gesicht schaute er sie an und leierte: »Vom Himmel hoch, da kommst du her. Ich hoffe, du bringst gute, frohe Mär.«
    Indira wischte sich den Mund ab und bemühte sich, nicht in Norstedts Richtung zu schauen. »Schaffst du es bis zum Hubschrauber, Kurt?«
    »Das ist eine Frage, und eine Frage muß wohlüberlegt beantwortet werden. Machen Sie es mir leichter, Leutnant. Geben Sie mir den Befehl.«
    Sein Schock war noch schlimmer, als sie gedacht hatte. Sie spielte mit. »Marsch in den Hubschrauber, schwarzer Bastard!«
    Kwango grinste. »Also das ist eine Sprache, die ich verstehe.«
    Wie ein Betrunkener torkelte er zum Hubschrauber.
    Fast hätte er es geschafft. Nur ein paar Meter davor fiel er der Länge nach aufs Gesicht.
    Irgendwie gelang es Leutnant Smith, ihn in die Kanzel zu ziehen. Sie startete sofort.
    Kurz vor der Landung im Stützpunkt kam er benommen zu sich. Er wußte nicht, daß er unterwegs zweimal hatte niesen müssen. Und Leutnant Smith hatte es nicht bemerkt, weil sie zu sehr beschäftigt gewesen war, den Hubschrauber möglichst schnell zurückzubringen.
     

 
25.
     
    »Wo ist Kwango, Leutnant?« erkundigte sich Conrad.
    »In seiner Kabine. Ich glaube, er sollte noch eine Weile allein gelassen werden. Er muß sich wieder fassen.«
    »Das entscheide ich.«
    »Sie werden gar nichts entscheiden!« sagte Indira scharf. »Sie sind immer noch mein Patient.«
    »Ich erkläre mich hiermit als wieder einsatzfähig und übernehme das Kommando.«
    »Das würde Ihnen so passen!« brauste sie auf. »Sie werden das Kommando erst wieder übernehmen, wenn ich Sie guten Gewissens für gesund erklären kann.«
    Conrad stand auf. »Sie vergeuden Ihre Zeit und meine. Versuchen Sie nicht, mich aufzuhalten! Ich verlasse jetzt die Krankenstation!«
    »Ich kann Sie zusammenschlagen, James Conrad.« Sie tätschelte ihre Metallbeine. »Tun Sie also lieber nichts Unüberlegtes!«
    Conrad lächelte und hob den Prothesenarm. »Interessant. Wir wurden in der gleichen Schule ausgebildet, Leutnant. Wir haben zwei Männer verloren –
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher