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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris
Autoren: Anke Dietrich
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dicke Sari auf seinen eigenen Füßen bewegt .. und dann noch in solch atemberaubenden Tempo, wie das heute Morgen der Fall gewesen sein soll.«
    »Auch einem Obersten königlichen Arzt ist es nicht erlaubt, sich in seiner Sänfte vor den Pharao tragen zu lassen.« Itiamun schmunzelte und forderte Amunhotep auf, sich wieder zu setzen. » Wie gut kennst du den Vorlesepriester aus dem Tempel des Osiris in Abydos?«, begann er das Gespräch, weswegen er nach seinem Gast geschickt hatte, und ließ sich auf dem anderen Stuhl nieder.
    »Netnebu?«
    Itiamun bejahte. »Ihr wurdet beide in Opet-sut aufgenommen und habt dort zusammen den unteren Priesterdienst versehen. Soviel ich weiß, habt ihr euch beide recht gut verstanden und seid noch immer miteinander befreundet.«
    »Hat er sich etwas zuschulden kommen lassen?«
    »Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen«, wich der Prinz einer direkten Antwort aus. »Es wäre aber möglich, dass er uns bei unseren Untersuchungen helfen kann.«
    Überrascht sah Amunhotep ihn an.
    Im Gegensatz zu ihm selbst, konnte sich Netnebu nicht der Freundschaft des Prinzen rühmen. Warum das so war, wusste Amunhotep nicht, und es hatte ihn auch nie interessiert. Vielleicht lag es daran, dass der Standesunterschied zwischen dem Sohn des zukünftigen Pharaos und dem eines Bauern einfach zu groß gewesen war. Vielleicht hielt der Prinz Netnebu auch nicht für vertrauenswürdig. Doch nun sollte eben dieser Netnebu dem Mitregenten bei irgendetwas behilflich sein?
    »Ich weiß, dass du ihm nicht vertraust, aber das kannst du getrost. Netnebu stammt zwar aus keiner adligen Familie, steht jedoch treu und ergeben zum Königshaus.«
    »Umso besser. Diese Leute wissen wenigstens, wem sie ihren Aufstieg zu verdanken haben. Meist kann man sich auf sie verlassen.« Itiamun griff nach einer Dattel und schob sie sich in den Mund. »Dann beauftrage ich dich im Namen Seiner Majestät nach Abydos zu reisen und ein paar Nachforschungen anzustellen. Dem Wesir ist in einem anonymen Schreiben mitgeteilt worden, dass es bei den Tempelbauarbeiten zu Veruntreuungen gekommen ist. Material soll gestohlen worden sein, Handwerker und Tempelpersonal wurden zu privaten Zwecken von der Arbeit befreit. Der Schreiber, der sich selbst als Steinmetz bezeichnet, beschuldigt keinen Geringeren als den Oberpriester sowie den Obersten Schreiber, daran beteiligt zu sein. Weiterhin seien zwei abydonische Beamte sowie der Baumeister in diese Sache verwickelt.« Itiamun beugte sich zu Amunhotep. »Dem Horus liegt das Wohl des Osiris-Tempels am Herzen«, raunte er ihm zu. »Deshalb möchte er vorerst kein Aufsehen erregen, bevor er nicht weiß, ob wirklich etwas an diesen Beschuldigungen dran ist. Zudem glaubt er nicht, dass das Schreiben von einem Steinmetz stammt. Wenn sie jedoch stimmen, müssen der oder die Schuldigen entlarvt und streng bestraft werden, denn Diebstahl ist ein schweres Vergehen. Noch schlimmer ist die Missachtung eines königlichen Dekrets, wonach niemand das Recht hat, Güter oder Bedienstete des Tempels für private Zwecke einzusetzen.« Der Thronfolger nahm den Krug und schenkte sich etwas Wein in seine Trinkschale. »Dein Großvater und dein Vater sind bereits über deine Reisepläne und deinen Wunsch nach ein paar Tagen Erholung informiert. Beide begrüßen es, dass du während deines Aufenthalts im Osiris-Tempel nicht nur deine Freundschaft auffrischen wirst, sondern auch gleichzeitig deine Studien in der dortigen Bibliothek fortsetzten kannst. Also, mein Freund, nichts steht deinem Aufbruch im Weg!«
    Damit war die private Audienz beendet.
    Amunhotep stand auf und verneigte sich vor Itiamun. Als er gehen wollte, hielt ihn der Prinz zurück.
    »Beeile dich bei deinen Nachforschungen. Ramses bleibt nicht mehr allzu viel Zeit, und er möchte nicht in der anderen Welt vor Osiris treten, ohne in dieser alles im Sinne von Maat geregelt zu haben.«
    »Geht es Seiner Majestät so schlecht? – Ich habe nicht gewusst, dass es tatsächlich so ernst um den Gesundheitszustand deines Vaters steht. Die Götter mögen ihn beschützen und ihm ein langes Leben schenken.« Abermals verneigte sich Amunhotep und zog sich zurück.
    Er eilte in den Tempel des Amun, um seine Sachen zu packen und einige unerledigte Dinge zu klären. Am folgenden Morgen bestieg er seine Barke und fuhr flussabwärts nach Abydos, in die heilige Stadt des Großen Gottes Osiris.
     
    * * *
     
    Als sich die beiden Priester gegenüberstanden,
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