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Das geheimnisvolle Gesicht

Das geheimnisvolle Gesicht

Titel: Das geheimnisvolle Gesicht
Autoren: Wolfgang Ecke
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willst!“ Er streckte Dicki seine faltige Hand hin, in die Dicki im Bewußtsein einschlug, soeben etwas Großartiges getan zu haben...
     
     

Unfreundliches...
     
    Man mußte den Weg fast bis zum Ende gehen (oder langsam fahren), um an das Haus zu gelangen, das sich, weit entfernt von den übrigen, als letztes unauffällig und doch unübersehbar an den Hügel schmiegte.
    Es war ein eigenartiges Haus; in einem Zug grob und doch pittoresk, skurril, verwinkelt und — lustig. Ja, es machte einen lustigen Eindruck, wie es so dastand: hingebaut, dazugebaut, draufgebaut und angebaut. Alles aus dem gleichen silbergrauen Kalkstein wie die übrigen Häuser des Ortes auch. Ein einstöckiges Haus, das aus vielen kleinen Anbauten bestand. Nur das der Straße, besser: dem Weg zugewandte Mittelstück schien von Beginn an dagewesen zu sein. Ein Vorbau mit einem breiten Fenster darin, der von zwei Säulen gestützt wurde. Die verschieden hohen Dächer waren alle mit rechteckigen Schindeln bedeckt, auf denen sich an manchen Stellen Moos angesetzt hatte. Gegenüber dem winzigen Vorgarten stand ein Auto. Es paßte so wenig in die nähere Umgebung wie zum Beispiel ein Pflasterstein in einen Kühlschrank. Ja, es störte direkt den besinnlichen und friedlichen Eindruck...
    Im Inneren des Hauses allerdings ging es weniger friedlich zu.
    Zwei junge Männer standen in der sogenannten Wohnstube vor einem alten, grauhaarigen Mann. Dieser, vierschrötig, mit einem von Wind und Wetter gegerbten Gesicht, saß in einem Schaukelstuhl und blickte teils trotzig, teils beunruhigt auf die beiden Besucher. Nicht, daß er Angst vor ihnen gehabt hätte, nein, das nicht. Was die Körperkraft anbetraf, so nahm er es wohl noch heute, trotz seiner 67 Jahre, mit manchem Jungen auf. Es waren ganz andere Dinge, die John Aston beunruhigten.
    Besonders der Rothaarige mit der kleinen Himmelfahrtsnase und dem pfiffigen Gesichtsausdruck war es, der ihm Mißbehagen einflößte. Und gerade diesen schien es besonders aufzuregen, daß der Alte seit ihrem Eintritt außer den gemurmelten Worten „Der Teufel soll euch holen!“ noch keinen Ton gesagt hatte.
    „Hören Sie endlich auf zu schaukeln!“ fauchte der Rothaarige wütend.
    John Aston, dem es nun wohl doch langsam zu bunt wurde, stemmte seinen massigen Körper aus dem schwarzlackierten Schaukelstuhl hoch und trat vor den Rotschopf Jack McButton hin, den er fast um einen Kopf überragte.
    „Ich bin fertig mit euch! Fix und fertig! Ich will mit euch nichts mehr zu tun haben. Und das habe ich Mills schon am Telefon gesagt!“ Mit vor Zorn bebender Stimme wandte er sich dem zweiten Besucher zu: „Dir habe ich das zu verdanken. Ich empfehle dir, dich nie wieder hier sehen zu lassen!“ Doch Mike Forster schien anderer Meinung zu sein. Trotzig erwiderte er: „Und warum nicht? Hast du vergessen, daß du mit allem einverstanden warst?“
    „Ich habe meinen Teil erfüllt, damit ist es genug, und wir sind quitt! Ich will meine Ruhe!“
    „Mills ist da anderer Meinung, Mister Aston!“
    „Euer Mills schert mich einen Teufelsdreck!“
    McButton fauchte wütend: „So einfach ist das nicht. Ich glaube, da schneiden Sie sich in die eigenen Finger!“
    Er deutete auf die herumstehenden Kakteen, und ein verschlagener Zug war plötzlich um seine Lippen, als er wie ein Märchenerzähler begann: „Es war einmal ein verrücktes Haus. Darin lebten glücklich und zufrieden ein alter, verrückter Mann
    „Halt’s Maul!“ fiel ihm Mike Forster ins Wort, doch Jack McButton konterte: „Jetzt rede ich... ein alter, verrückter Mann und einige hundert Kakteen... oder sind es mehr? In jedem Zimmer Kakteen. Doch eines Tages kamen eine Menge böser Männer und zerstörten alles... sie schnitten die Blüten ab und stießen Löcher in das Fleisch der Kakteen...“ Sein Finger fuhr symbolisch durch die Luft. „So oder ähnlich, Mister Aston, könnte vielleicht der liebe Mister Mills denken, wenn er erfährt, daß Sie nach wie vor der Meinung sind, Sie seien uns nichts mehr schuldig und könnten ohne weiteres aus dem Geschäft aussteigen.“
    Mit dem alten John Aston war eine seltsame Wandlung vorgegangen. Der eben noch hochaufgerichtete Körper war zusammengesunken. Das Blitzen seiner eisgrauen Augen war stumpfer Resignation gewichen. Während seine Blicke die im Zimmer stehenden Pflanzen abtasteten, nickte er. In seiner Stimme schwang dumpfer Grimm: „Okay! Sagt eurem Räuberhauptmann Mills, daß er sich auf mich verlassen kann...
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