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Das Geheimnis von Winterset

Das Geheimnis von Winterset

Titel: Das Geheimnis von Winterset
Autoren: Candace Camp
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die Idee gar nicht so abwegig war. Nach allem, was Nick ihr erzählt hatte, war der alte Lord ein furchtbarer Ehemann gewesen und ein kaltherziger, grausamer Mensch, der wohl kaum davor zurückgeschreckt wäre, sich eine Frau zu Willen zu machen, die in seinen Diensten stand.
    Aber wer war dieser Unbekannte, der nun vor ihr stand? Seine Stimme kam ihr bekannt vor, dennoch kam sie nicht darauf, wo sie ihn einordnen sollte.
    „Winterset steht mir zu." Bei den Worten leuchteten seine Augen voller Besessenheit. „Sobald ich davon wusste, bin ich in das leere Haus eingedrungen und habe die Schatztruhe meines Großvaters gefunden."
    Anna musste wieder daran denken, wie Grimsley ihnen erzählt hatte, Lichter in dem Haus gesehen zu haben. „Sie haben seine Masken gefunden", stellte sie fest.
    Er nickte eifrig. „Ja. Haben Sie sie gesehen? Und haben Sie auch seine Tagebücher gelesen?"
    „Ein wenig", gestand Anna.
    „Dann wissen Sie also doch Bescheid!", rief er aufgeregt. „Wir sind die Nachfahren des Wolfs, und er gehört nicht hierher." Mit einer wilden Geste deutete er auf Reed. „Wir beide sollten auf Winterset leben, denn ich bin der Erbe von Lord de Winter. Ich bin es, der dort herrschen sollte."
    „Sie haben vor, Reed umzubringen?", erkundigte sich Anna. „Sie würden dennoch nicht Herr auf Winterset werden." Seine Vorstellungen waren so unglaublich und so anmaßend, dass sie kaum wusste, was sie sagen sollte.
    „Das Anwesen würde an Reeds Erben übergehen - und selbst wenn es irgendwann wieder in die Hände der de Winters fallen sollte, so würden Sie es nicht erben, denn Sie sind ja ein unehelicher Nachfahre."
    „Ah, darüber habe ich mir natürlich lange Gedanken gemacht", erwiderte er und sah sie voller Triumph an. „Wenn ich Sie heirate, wird mir jedoch nichts mehr im Wege stehen."
    „Mich heiraten?" Anna sah ihn fassungslos an. „Was sollte das ändern? Winterset gehört den Morelands, außerdem ist mein Bruder Kit der nächste Erbe ... " Sie brach mitten im Satz ab, da ihr auf einmal bewusst wurde, dass es genau dieser Anspruch Kits auf Winterset war, weshalb der Unbekannte ihm nach dem Leben trachtete.
    „Glauben Sie wirklich, dass ich Sie heiraten würde, nachdem Sie meinen Bruder umgebracht haben?", rief sie empört. „Und nachdem Sie auch den Mann getötet haben, den ich liebe? Niemals würde ich Sie heiraten!"
    „Das müssen Sie!", herrschte er sie wütend an. „Wir sind füreinander bestimmt, denn wir haben beide das Blut der de Winters in uns. Wir gehören zusammen."
    „Ja, auch in meinen Adern fließt das Blut dieser unseligen Familie", stieß Anna hervor, „und was gäbe ich dafür, wenn dem nicht so wäre! Bloß deshalb bin ich noch lange nicht wie Sie! Und ich bin auch nicht wie Lord de Winter."
    „Doch, das sind Sie." Seine Augen loderten vor Wut. „Wir gehören zusammen, weil wir beide de Winters sind!"
    „Ich werde Sie niemals heiraten", bekräftigte Anna langsam und deutlich. „Ganz gleich, wen Sie noch umbringen oder was auch immer Sie sich noch ausdenken mögen, so werde ich doch nie Ihre Frau werden. Ich kann für Sie nur Abscheu empfinden."
    Er stieß einen wilden Schrei aus und fuchtelte mit dem Messer in der Luft herum, als ob er gleich auf Anna einstechen wollte. Doch plötzlich hielt er inne und sah sie an, als sei ihm auf einmal eine Idee gekommen.
    „Er ist an allem Schuld!", rief er, wirbelte herum und zeigte auf den noch immer reglos daliegenden Reed.
    „Seinetwegen sind Sie so geworden und verleugnen uns."
    Er fiel neben Reed auf die Knie und hob die Hand mit dem Messer. Anna entfuhr ein entsetzter Aufschrei, und sie stürzte sich auf ihn, griff nach seiner Hand und riss sie mit aller Kraft zurück. Fluchend erhob er sich, drehte sich um und versuchte Anna von sich zu stoßen, doch sie hielt seinen Arm fest umklammert und grub ihre Fingernägel tief in sein Handgelenk. Vor Wut und Schmerz heulte er laut auf und stieß unbeholfen mit der anderen Hand nach ihr.
    Sein Schlag traf sie dennoch hart am Kopf und ihr schwindelte kurz, doch sie lockerte ihren Griff nicht und schrie aus vollem Hals, in der Hoffnung, dass Kit oder Rankin sie hörten und ihr zu Hilfe kämen. Es gelang ihm, einen ihrer Arme abzuschütteln, sie griff allerdings sofort erneut nach ihm, und sie verstrickten sich in einen erbitterten Zweikampf. Aus dem Augenwinkel sah Anna eines von Reeds Beinen kurz zucken, und die Hoffnung, mit der diese unmerkliche Bewegung sie erfüllte, verlieh ihr
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