Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
Vom Netzwerk:
Küche, die Wangen geröteter als je zuvor, ein Tablett mit frischen Pfannkuchen, Marmeladengläsern und Schmand in den Händen, das sie mit einem lauten Rums auf die Theke stellte. »Lass dich anschauen. Nein, wie schrecklich! Und in einem solchen Zustand haben die Ärzte dich aus dem Krankenhaus entlassen? Was sind das nur für Zeiten? Du gehörst ins Bett!«
    »Tante Trude, ich habe einen gebrochenen Arm. Was soll ich da im Bett? Eigentlich ist der nicht einmal mehr gebrochen, die Ärzte haben ihn ja schließlich wieder zusammengenagelt. Willst du mal sehen?«
    »Untersteh dich! So ein frecher Bursche, obwohl er uns einen solchen Kummer bereitet hat. Deine arme Großmutter war völlig verzweifelt, ich habe sie den ganzen Tag nach deinem Unfall betreuen müssen, bis Greta vorbeikam und ihr persönlich versichert hat, dass du über dem Berg bist und ihr nichts übelnimmst. Was mich zu der Frage bringt: Warum solltest du Adele etwas übelnehmen? Wenn überhaupt, dann müsste es doch vielmehr andersherum sein.«
    Anstelle einer Erklärung lächelte Mattes nur und tätschelte die Hand seiner Tante, die ihn mit unverhüllter Neugier musterte.
    Trude seufzte ergeben. »Meinetwegen, behalt’ ruhig deine Geheimnisse, ich gewöhne mich allmählich daran, dass man mir nichts erzählt. Arjen und Adele flüstern auch schon den ganzen Vormittag miteinander, als seien sie alte Vertraute. Dabei haben sie sich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ich bringe euch jetzt mal ins Clubzimmer, das ich extra für den heutigen Tag hergerichtet habe. Ihr werdet nämlich schon erwartet. Dort könnt ihr es euch gemütlich machen und Pfannkuchen essen. Bei euren Großeltern würden sie vermutlich eh nur zur Dekoration taugen, beides keine großen Esser, wenn ihr mich fragt.«
    »Das ist wirklich lieb von dir, dass du dich um alles kümmerst«, erklärte Mattes.
    Trude winkte ab. »Mache ich doch gern.« Dann nahm sie das Tablett und ging beschwingt wie ein junges Mädchen voran durch den Essensraum zu dem hinter Schiebetüren liegenden Clubraum mit seinen getäfelten Wänden mit der rauchblauen Farbe. In den mächtigen Ohrensesseln saßen Arjen und Adele, in ein solch inniges Gespräch vertieft, dass sie die Neuankömmlinge erst bemerkten, als Trude das Tablett neben dem Teeservice bereits abgestellt hatte und gegangen war. Während Greta die ausgestreckten Hände ihres Großvaters ergriff, steckte Adele sich trotz des Rauchverbots eine Zigarette an und suchte den Blick ihres Enkels. »Und?«, fragte sie. »Bist du mir böse?«
    »Nicht, wenn du es mir nicht wegen des Segelunfalls bist.«
    Adele schnaufte, wobei ihr Rauch aus der Nase kam, als würde eine nur mühsam unterdrückte Wut in ihr lodern. »Wie könnte ich dir wegen eines Charakterzugs böse sein, den du eindeutig von deinem Großvater geerbt hast. Ruben kannte auch keine Furcht, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.« Adele presste die Lippen fest aufeinander, allem Anschein nach übermannt von den Gefühlen, die Rubens offen ausgesprochener Name in ihr wachrief. Mattes zog einen Sessel heran und setzte sich neben seine Großmutter, dann nahm er ihre Hand, was Adele regungslos geschehen ließ.
    »Ich hätte Adele schon viel früher einen Besuch abstatten sollen«, sagte Arjen mit gedämpfter Stimme zu Greta, die es sich auf der Lehne seines Sessels bequem gemacht hatte. »Wir teilen sehr viel, viel mehr als ich jemals angenommen hätte. Nicht nur dass unsere Erinnerungen die des anderen beflügeln, es ist einfach eine Wohltat, mit jemanden beisammenzusitzen, der einen ähnlichen Verlust erlitten hat.«
    »Endet Rubens Geschichte denn mit einem Verlust?« Allein die Frage zu stellen, lenkte einen Eisstrom zwischen Gretas Schulterblätter. Hastig stand sie auf und goss Tee ein. Als sie Mattes eine Tasse reichte, umfasste er sie trotz des heißen Porzellans mit der Hand, als befürchtete er, sie würde ihm sonst entgleiten. Ihre Blicke kreuzten sich, und Greta sah, dass auch Mattes unter großer Anspannung stand. Hierbei ging es nicht länger um eine Geschichte, die er als Außenstehender verfolgte, denn sie war auch zu seiner eigenen geworden.
    Bevor Arjen darauf antworten konnte, löste Adele sich aus ihrer Starre. »Jetzt, wo wir alle beisammensitzen, habe ich die Gelegenheit, etwas gutzumachen. Greta war so lieb, mir Rubens Foto zu überlassen, Arjen hat mir viel über den Jungen erzählt, der er einst gewesen ist, und Mattes trägt mir mein Schweigen darüber, wer in

Weitere Kostenlose Bücher