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Das Geheimnis des perfekten Tages (German Edition)

Das Geheimnis des perfekten Tages (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des perfekten Tages (German Edition)
Autoren: Dieter Nuhr
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Liebhaber.
    Blücher übrigens kam am 18.6.1815 genau richtig. Er schlug Napoleon und marschierte dann am 7. Juli in Paris ein. Ab und zu kommt eben immer auch einmal etwas pünktlich.
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Nun, da es auf den Abend zugeht, sollte ein Getränk erlaubt sein, das nicht nur der inneren Befeuchtung dient, sondern zusätzlich den Zweck der geistigen Stimulation erfüllt. Ein Bierchen nach vierchen.
    Sucht ist grundsätzlich zu vermeiden, und ich will keinesfalls den sorglosen Gebrauch von Rauschmitteln preisen! Aber an einem freien Tag wie diesem sollte es erlaubt sein, den Kopf in einen Zustand heiterer, aber inspirierter Leichtigkeit zu versetzen, notfalls auch durch alkoholische Gärung. Wahrscheinlich werde ich mich für diesen Satz irgendwann einmal vor Gericht verantworten müssen. Man wird mir vorwerfen, einen Mann, der in seiner Jugend meine Worte gelesen hat, infiziert zu haben mit der Verharmlosung des Alkohols, und nun, 20 Jahre später, ist er im Vollrausch mit dem Bobbycar in falscher Richtung in den Kreisverkehr eingefahren und wurde dort von einem Milchlaster überrollt. Warum wird hier der Alkohol als Verursacher in Sippenhaft genommen? Die Milch ist schuld!
    Wenn es keine Milch gäbe, hätte der Laster wahrscheinlich Flüssiggas geladen und wäre in eine völlig andere Richtung gefahren. Flüssiggas und Milch haben selten dasselbe Reiseziel.
    Auf dem Zusammenspiel von Ursache und Wirkung basiert unser ganzes Denken! Aber spielt nicht auch der Zufall eine große Rolle? Millionen von Samenfäden ringen darum, als Erste eine zu befruchtende Eizelle zu erreichen. Natürlich siegt der Schnellste. Aber hätte nicht eine winzige Bewegung im Unterleib genügt, ein Schwappen der Körpersäfte, und ein anderer hätte sich die Pole-Position erkämpft, vielleicht eine rücksichtslosere Zelle, die die veränderte Situation schamlos ausgenutzt hätte, eine charakterlose Einzelgängerzelle ohne Sozialkontakte und Interesse an Bildung, und aus der begnadeten Geigerin wäre ein geistesgestörter Gewalttäter geworden.
    Zugegeben, ein drastisches Beispiel. Vielleicht wäre auch einfach statt einem talentierten Taxifahrer ein begabter Klempner entstanden. Oder ein Makroökonom, eine Ökotrophologin oder ein Polarforscher. Und doch ist alles organische Chemie. Rein biologisch und durch Naturwissenschaftler erklärbar, die selber den Lauf zur Eizelle gewonnen haben, die also vielleicht selbst ein begründetes Interesse haben, ihre Rücksichtslosigkeit im gnadenlosen Kampf auf dem Weg zum Ei zu verschleiern.
    Ursache und Wirkung. Ein Wagen trifft auf eine Mauer. Durch die kinetische Energie verformen sich Wagen und Fahrer, es kommt zu Schäden. Wir haben gelernt, dass die Veränderung notwendigerweise dem Aufprall folgt, obwohl wir das niemals werden beweisen können. Wir können nur behaupten, dass unser Glaube an einen kausalen Zusammenhang auf Erfahrung beruht. Wir glauben, die physikalischen Vorgänge erklären zu können, auf denen alles beruht. Und doch wissen wir nie mit letzter Sicherheit, ob nicht doch einfach irgendwelche außerhalb unserer Erfahrung liegenden Einflussnehmer unsere Welt genau so steuern, dass es so aussieht, als beruhe alles auf Naturgesetzen. Warum das interessant ist? Weil dann die Lebensversicherung auch bei Fahrlässigkeit ausgezahlt werden müsste.
    Der Verkehr unten auf der Straße läuft jetzt wieder wie immer. Aus dem Radio quillt die Nachricht, dass das Verfassungsgericht entschieden hat, dass die Bundeswehr im Inneren nur im äußersten Notfall eingesetzt werden darf. Schade. Ich hätte gerne den penetranten Falschparker, der sich ständig mit dem halben Wagen vor meiner Garage platziert, durch die Luftwaffe wegschießen lassen.



COUCH
    Schon im 19. Jahrhundert gehörte ein gepolstertes Sitzmöbel in jede bürgerliche Wohnung. Dort, in der guten Stube, wurden nicht nur Verwandte und Freunde begrüßt, sondern auch der Pfarrer, der damals noch als Seelensammler und Moralapostel die Dorfbewohner terrorisierte.
    Auf der Couch wurden Ehen vermittelt und Tote betrauert. Heute guckt man dort die Sportschau oder zu Weihnachten „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ in der tschechisch-ostdeutschen Inszenierung von 1973. Die Couch gilt deshalb heute als eines der unverzichtbaren Möbelstücke, wichtiger als der Diwan, der Schirmständer, der Sitzsack, der Stumme Diener, die Kredenz oder der Jagdwaffenschrank.

Angeblich verfügt unsere Bundeswehr über äußerst präzise Lenkwaffen. Allerdings darf
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