Das Geheimnis der Saurierinsel
knirschte plötzlich und dann rieselte Geröll. Es klang, als regnete es kleine Kiesel.
»Au, verdammt!«, schrie der Mann erschrocken. »Nichts wie raus hier! Einsturzgefahr!«
Max kicherte leise. Aber Mary neben ihm atmete heftig. Als hätte sie der merkwürdige Wurf erhebliche Kraft gekostet.
Hatte sie einen schweren Brocken geworfen? Doch Max war nicht aufgefallen, dass sie sich überhaupt nach einem Stein umgesehen hatte.
»Komm«, flüsterte sie in sein Ohr. »Es gibt einen zweiten Ausgang.«
Max nickte erleichtert, obwohl Mary das wahrscheinlich nicht sehen konnte.
»Zweiter Ausgang« klang in seinen Ohren wie »zweites Weihnachtsfest«.
Diesen finsteren Fossilienjägern wollte er auf keinen Fall leibhaftig begegnen.
Mary zog Max in einen Seitenarm der Höhle. Es war ein enger Gang, in dem sie gebückt laufen mussten, um sich nicht die Köpfe an den Felszackenzu verletzen. Nach ein paar Metern zündete Mary eine Kerze an.
Max’ Blick fiel als Erstes auf den Bernstein, den sie trug. Der Schein der kleinen Flamme schien in ihm zu tanzen und auch das Stück Reptilienhaut, das in ihm eingeschlossen war, leuchtete geheimnisvoll. Ja, einen Moment kam es ihm so vor, als würde es sich sogar bewegen – es sah aus, als würde ein Reptil in einen Fluss tauchen, der von der untergehenden Sonne goldgelb beschienen wurde. Er schüttelte verwundert den Kopf und sah Mary an. Obwohl die Kerze ein warmes Licht verströmte, wirkte sie noch blasser als vorhin.
»Komm weiter«, sagte sie ungeduldig.
Max nickte ihr wieder zu, doch es fiel ihm seltsam schwer, sich zu bewegen, als hätte das Leuchten des Bernsteins ihn hypnotisiert.
»Man sollte nicht zu lange in ihn hineinschauen«, murmelte Mary, die ihn forschend musterte. »Es sei denn …«
»Es sei denn was?«
»Ach nichts.«
Max schluckte. Er wusste nicht, was er von all demhalten sollte. Mary kam ihm gleichzeitig vertraut und fremd vor und das verwirrte ihn.
Am Ende des Ganges zwängten sie sich durch einen Spalt in der Felswand, der in eine weitere Höhle führte. Und auch dieser Höhlenarm führte in einen nächsten. Max konnte nur darauf vertrauen, dass sich Mary in diesem Labyrinth auskannte. Anderenfalls … Aber darüber wollte er jetzt lieber nicht nachdenken.
Tray trippelte vor ihnen her, als würde er den Weg schon kennen. Der Anblick der kleinen krummen Beine beruhigte Max etwas. Ab und zu entdeckte er Fossilien und Abdrücke längst ausgestorbener Wesen in der Felswand. Es war fast, als befänden sie sich auf einem Spaziergang durch die Urzeit.
Und dann standen sie plötzlich in einer Höhle, die beinahe so geräumig wirkte wie die Aula in Max’ Schule. Von der Decke hingen große, feucht schimmernde Tropfsteine herab und ein kleiner unterirdischer Bach plätscherte freundlich vor sich hin. Auch hier brannte ein kleines Lagerfeuer und Mary legte schnell ein paar Zweige nach. Max blickte sich staunend um. Wie schön es hier war! Und wie unheimlich!Doch dann entdeckte er etwas, das ihn noch mehr überraschte: seinen Rucksack!
»Wie … wie kommt es …?«, stammelte er und deutete auf sein verloren geglaubtes Eigentum.
Mary lächelte verlegen, schnappte sich den Rucksack von dem Felsvorsprung und warf ihn Max zu.
»Keine Sorge. In deinem Tornister sind alle Dinge aus deiner Welt noch vorhanden«, meinte sie. »Nun ja, fast alle.«
Alle Dinge aus seiner Welt? Max runzelte die Stirn. Aber eigentlich hatte sie ja recht. Die Welt, in der er sich jetzt befand, hatte nur wenig zu tun mit der Welt, aus der er kam. Mary musste den Rucksack aus dem Wasser gefischt haben. Er war klitschnass und auch seine Schuhe und Strümpfe, sein Basecap und eine Landkarte trieften vor Nässe. Max legte die nassen Sachen ans Feuer. Dann wühlte er weiter in dem Rucksack herum. Schließlich fand er auch sein Handy, doch als er versuchte es einzuschalten, blieb das Display dunkel.
»Mist!«, zischte er.
Entweder war der Akku leer oder das Handy kaputt.
»Entschuldige bitte«, sagte Mary, und als er sich zu ihr umwandte, bemerkte er, dass sich ihr Gesicht einen Hauch rosa färbte. »Ich habe deine süße Speise gegessen«, fügte sie schuldbewusst hinzu.
Süße Speise? »Was für eine …? Ach so, du meinst den Schokoriegel?«
Mary nickte unsicher.
Max lachte. »Kein Problem«, sagte er großzügig. Konnte es tatsächlich sein, dass Mary keine Schokoriegel kannte?
Er stopfte das unbrauchbar gewordene Handy zurück in den Rucksack. Und dann fand
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