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Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Das Geheimnis der Mangrovenbucht

Titel: Das Geheimnis der Mangrovenbucht
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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hätte verstecken können. Dann entdeckte sie sein Gewehr. Es lag greifbar in seiner Nähe. Nein, sie mußte warten. Auf keinen Fall durfte sie jetzt in Panik geraten.
    Sie begann wieder: »Und trotzdem glaube ich Ihnen nicht. Sie konnten Holder nicht umbringen. Irgend jemand hätte Verdacht geschöpft. Der Inspektor hätte es herausgefunden.«
    Er antwortete mit der für einen Mörder typischen Arroganz: »Wright? Oh, den habe ich zum Narren gehalten. Er fand die Papiere über die Kupfermine und nahm daher an, daß ich unschuldig sei. Wer würde denn einen Mann ermorden, der einem ein derartiges Projekt finanziert? Aber wer würde einen Mann nicht ermorden, der seine kleine Schwester betrogen hat? Ich bin froh, daß ich ihn umgebracht habe. Es war kein Mord. Es geschah aus Rache.«
    Sie hatte schon einmal gehört, daß Mörder immer so redeten, weil sie sich auf ihre Klugheit etwas einbildeten und um sich zu rechtfertigen. Doch alles, was sie sagte, war: »Aber — aber Ihre Schwester starb doch schon vor drei Jahren. Warum haben Sie so lange gewartet? Wie haben Sie das herausgefunden?«
    Der Wagen fuhr jetzt ganz langsam. Sie mußte alles tun, um sein Vorhaben hinauszuzögern. Er mußte weiterreden. Er war so von sich überzeugt, so sicher, daß er sie umbringen könnte, ohne entdeckt zu werden, daß er sich nicht beeilte. Außerdem wollte er reden. Das hatte er vermutlich schon seit Tagen gewollt — aber er konnte nur mit jemandem reden, der demnächst sterben würde. Also fuhr er in seinem Erzählton fort: »Ja, das war eine seltsame Geschichte. Sie hatte mir einen Brief geschrieben. Ich hatte mich immer schon gewundert, warum sie von mir weggegangen war, ohne ein Wort zu sagen, da sie mich doch gern hatte. Aber sie hatte einen Brief geschrieben, den sie zwischen den Papieren auf meinem Schreibtisch versteckt hatte, in der Annahme, ich würde ihn dort finden. Dort lagen die Unterlagen zur Kupfermine.«
    »Zur Kupfermine? Aber ich dachte, das wäre ein ganz neues Projekt?« flocht sie ein, um Zeit zu gewinnen.
    »Nein«, sagte er ungeduldig. »Ich begann damit vor drei Jahren, aber wir kamen nicht weiter. Wie dem auch sei, die Papiere lagen am Schreibtisch, und sie legte ihren Brief dazwischen. Doch nachdem — nachdem man sie gefunden hatte, räumte irgend jemand meinen Schreibtisch auf und schob die Papiere in eine Lade. Dort ließ ich sie liegen. Ich wollte sie nie wieder anschauen. Doch als Holder am Samstag die Eigentumsurkunde sehen wollte, nahm ich den Umschlag heraus — und fand den Brief. Ich — ich glaubte, ich würde verrückt, als ich ihn las. Dann ging ich hinaus — und da stand er, um mit mir zu reden. Ich zeigte ihm den Brief, er lachte nur und sagte irgend etwas — etwas Häßliches über Alison. Da schlug ich ihn nieder, und anschließend brachte ich ihn um und versteckte seine Leiche im Heu.«
    Seine Stimme erstarb, und Pauline sagte verzweifelt: »Und dann? Warum haben Sie die Leiche hierher gebracht?« Sie fuhren immer noch langsam; Walker konzentrierte sich auf seine Geschichte, aber die Felsklippen mußten bereits nahe sein, sehr nahe. Er muß unter allen Umständen weiterreden, dachte Pauline und begann aufs neue: »Warum gerade hier?«
    »Weil ich seine Leiche über die Felsklippen werfen wollte — die Felsen da vorne, wo die Straße aufhört. Aber am Hügel oben ging das Auto kaputt, daher mußte ich ihn hinter diesem dichten Teestrauch verstecken. Hier kommt nie jemand her. Niemand würde ihn finden. Ich schob den Wagen den Abhang herunter — von dem Versteck weg —, damit die Leute von der Garage nicht in der Nähe wären, wenn sie den Wagen holen kommen würden. Aber sie kamen erst am Montag. Ich wollte dann die Leiche Montag nacht verschwinden lassen.«
    »Und warum haben Sie das nicht getan?« Sie war selbst über ihre noch ziemlich gefaßt klingende Stimme überrascht, obwohl sie vor Angst erstarrt war. Sie wußte, daß er sie umbringen würde, denn kein Mensch erzählte jemand eine solche Geschichte, wenn er nicht wüßte, daß er ihn töten würde.
    »Weil die Leiche verschwunden war, als ich am Montagabend hierher kam. Sonntag früh war sie da. Ich bin hingeritten — und dann das letzte Stück ganz vorsichtig über das Gras hinübergegangen, um kein Risiko einzugehen. Sie war noch da — aber am nächsten Abend war sie fort. Dabei wäre es so leicht gewesen, sie über die Klippen zu werfen. Denn nichts, was dort hinunterfällt«, so fügte er beiläufig hinzu, »wird je
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