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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Autoren: Tad Williams
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fort, mich zu beobachten – nicht verstohlen, sondern wie jemand, den eine schmerzliche Erinnerung quält.«
    »Das könnte alle möglichen Gründe haben. Vielleicht seht Ihr jemandem ähnlich.« Geloë furchte die Stirn. »Oder er schämt sich für die Art, wie sein Freund Johan, der Hochkönig, mit Eurem Volk umging.«
    »Johans Verfolgung der Zida’ya geschah fast ausschließlich in der Zeit, bevor Camaris an den Hof kam. Das hat mir der Archivar Strangyeard erklärt«, entgegnete Aditu. »Schaut mich nicht so an!« Sie lachte. »Ich bin neugierig auf vieles, und wir Kinder der Morgenröte haben uns vor Forschung und Gelehrtheit nie gefürchtet, auch wenn wir diese Worte niemals gebrauchen würden.«
    »Trotzdem könnte es viele Gründe dafür geben, dass Camaris Euch mit seinen Blicken verfolgt. Ihr seid ein ungewöhnlicher Anblick, Aditu no-Sa’onserei, zumindest für Sterbliche.«
    »Wahr. Aber es ist mehr als das. Eines Abends, noch bevor sein Gedächtnis zurückkehrte, ging ich an der Sternwarte, wie Ihr sie nennt, vorbei und sah ihn langsam auf mich zukommen. Ich nickte,aber er schien in seine Schattenwelt versunken. Ich sang ein Lied, ein uraltes Lied aus Jhiná-T’seneí, eines von Amerasus Lieblingsliedern, und als ich an ihm vorüberging, sah ich, wie seine Lippen sich bewegten.« Sie blieb stehen, kauerte sich nieder und sah mit Augen, die selbst in der Dunkelheit wie Bernsteinglut schimmerten, zu der Waldfrau auf. »Und sein Mund formte die Worte des Liedes.«
    »Das wisst Ihr genau?«
    »So genau, wie ich weiß, dass die Bäume im Hain leben und wieder blühen werden – und das ist etwas, das ich im Blut und im Herzen fühle. Er kannte Amerasus Lied, und obwohl er noch immer in weite Fernen zu blicken schien, sang er stumm mit mir mit. Es war ein fröhliches Lied, das Erste Großmutter immer sang, aber nicht die Art Melodie, die in den Städten der Menschen oder selbst im ältesten heiligen Hain von Hernystir bekannt ist.«
    »Doch welche Bedeutung könnte das haben?« Geloë stand vor Aditu und sah auf den Fluss hinaus. Langsam änderte der Wind seine Richtung und wehte jetzt vom Berg herunter, von der Rückseite des Lagers. Die sonst so unerschütterliche Waldfrau schien ein wenig erregt. »Aber selbst wenn Camaris Amerasu irgendwie kannte, was ginge uns das an?«
    »Ich weiß nicht. Aber wenn ich mir überlege, dass Camaris’ Horn einst dem … unserem Feind gehörte, und dieser Feind Amerasus Sohn und einstmals der Größte meines Volkes war, dann möchte ich mehr darüber wissen. Schließlich ist auch das Schwert dieses Ritters von größter Bedeutung für uns.« Sie verzog auf eine Weise das Gesicht, die – für eine Sitha – große Besorgnis verriet. Ihre Lippen wurden unmerklich schmaler. »Hätte doch nur Amerasu lange genug gelebt, um uns zu sagen, was sie argwöhnte.«
    Geloë nickte. »Wir tappen schon viel zu lange im Dunkel. Was können wir also tun?«
    »Ich habe ihn aufgesucht. Er ist sehr höflich, will aber nicht mit mir sprechen. Als ich ihn an das Thema heranzuführen versuchte, gab er vor, mich nicht zu verstehen.« Sie stand vom Ufergras auf. »Vielleicht kann ihn Prinz Josua zum Reden bringen. Oder Isgrimnur, der eine Art Freund zu sein scheint. Ihr kennt sie beide, Geloë. Sie trauen mir nicht, und ich mache ihnen deshalb keinen Vorwurf –es ist schon zu viele Menschengenerationen her, dass wir die Sudhoda’ya unsere Verbündeten nannten. Vielleicht kann, wenn Ihr darauf beharrt, einer der beiden Camaris davon überzeugen, dass es besser ist, wenn er uns sagt, ob er wirklich in Jao é-Tinukai’i war und welchen Grund dieser Besuch hatte.«
    »Ich will es versuchen«, versprach Geloë. »Ich werde die beiden heute Abend noch treffen. Aber selbst wenn es ihnen gelingt, Camaris zu überreden, heißt das noch nicht, dass er uns etwas Wertvolles mitteilen kann.« Sie fuhr sich mit den kräftigen Fingern durch das Haar. »Allerdings haben wir in letzter Zeit ohnehin nicht viel Brauchbares erfahren.« Sie stand auf. »Aditu? Was ist?«
    Die Sitha stand starr wie Stein und hielt den Kopf auf eine äußerst unmenschliche Weise schief.
    »Aditu? Werden wir angegriffen?«
    »Kei-vishaa«, zischte Aditu. »Ich rieche es!«
    »Was?«
    »Kei-vishaa. Es ist … ich kann es jetzt nicht erklären. Es ist ein Geruch, den es hier nicht geben dürfte. Etwas Schlimmes geht vor. Folgt mir, Geloë! Ich habe Angst!«
    Schnell wie ein Reh sprang sie die Uferböschung hinauf und war schon in
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