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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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Wiedergängern werden.«
    »Aber vergisst du da nicht, dass Bertha nicht vor Ort war, als Eiríkur getötet wurde?«, gab Matthias zu bedenken. »Sie war in Reykjavík. Die Liste aus dem Tunnel beweist es. Oder glaubst du, es gibt zwei Mörder?«
    »Nein, auf keinen Fall«, sagte Dóra. »Wenn man genauer darüber nachdenkt, dann ist sie vermutlich gar nicht nach Reykjavík gefahren.«
    Matthias hob die Brauen. »Du meinst, sie hat jemandem ihr Auto geliehen?«
    »Nein, ich glaube, sie hat ihr Auto mit Steini getauscht«, antwortete Dóra. »Es ist ein viel zu großer Zufall, dass sie beide in entgegengesetzter Richtung durch den Tunnel gefahren sind. Er hat nicht beobachtet, wie sie wegfuhr, wie wir gedacht haben, sondern er ist durchgefahren, hat am anderen Ende des Tunnels auf Bertha gewartet, mit ihr den Wagen getauscht, und dann ist sie hergekommen und hat Eiríkur getötet. Er hat am Straßenrand gewartet, während sie gewendet hat, und im selben Augenblick kam der Kajakfahrer vorbei. Vielleicht war sie sogar in dem Fahrzeug, das laut seiner Aussage anhielt, als er weiterfuhr. Auf diese Weise hat sie ein Alibi.«
    »Und Steini?«, fragte Matthias. »Er muss stattdessen die Suppe auslöffeln.«
    Dóra schüttelte den Kopf. »Wer würde denn glauben, dass er Eiríkur in die Box zu dem Hengst hätte sperren können? Du hast ihn doch gesehen. Unmöglich. Aber sie ist baumstark, schließlich hat sie ihn im Rollstuhl überall durch die Gegend geschoben.« Dóra fasste sich an die Stirn. »Erinnerst du dich an das Foto von ihrer Tante Guðný in dem Rahmen auf meinem Nachttisch?« Matthias nickte. »Wenn man es genauer anschaut, sehen sie und Bertha sich ziemlich ähnlich. Vor allem, wenn man sich Guðný mit einer anderen Frisur vorstellt.«
    Matthias lächelte. »So genau kann ich mich auch wieder nicht an das Gesicht erinnern, geschweige denn an die Frisur. Spielt das eine Rolle?«
    »Es war das Foto, das Jónas so aufgewühlt hat«, erklärte Dóra. »Er meinte, er hätte einen Geist gesehen, der genauso aussah wie die Frau auf diesem Foto. Zuletzt hat er den Geist in seiner Wohnung gesehen.« Sie schloss die Augen und rief sich das Bild von Guðnýs hübschem Gesicht in Erinnerung. »Ich vermute, der Geist war Bertha, die die Schlaftabletten geklaut hat. Vielleicht hat sie nach etwas gesucht, was Aufschluss über Jónas’ Pläne für das neue Gebäude gibt. Er hat sie überrascht, und mein Gefühl sagt mir, dass er völlig verwirrt war, nicht mehr wusste, ob er einen lebendigen Menschen oder einen Wiedergänger sieht. Vielleicht wollte sie Birna die Schlaftabletten verabreichen, hat sich aber nicht mehr getraut, weil Jónas sie gesehen hatte. Als sie schließlich Eiríkur umbringen wollte, hielt sie es für ungefährlich oder musste die Tabletten einfach verwenden, weil sie das einzig verfügbare Betäubungsmittel waren. Wahrscheinlich war sie auch der Geist, der draußen hinter dem Hotel im Nebel gesehen wurde. Ich vermute, sie hat dort mit einer Schaufel nach der Falltür gesucht. Vielleicht hat sie gehofft, Kristíns Knochen beseitigen zu können, bevor sie gefunden werden.«
    »Was willst du jetzt tun?«, fragte Matthias. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Mutmaßungen nicht ausreichen. Warum hat sie beispielsweise Eiríkur umgebracht?«
    Dóra stieß kräftig Luft durch die Nase aus. »Ich weiß es auch nicht. Vielleicht steckte er mit ihr unter einer Decke, oder er hat sie beobachtet. So wie es aussieht, ist Bertha die Einzige, die den Grund kennt.«
    »Sollten wir das nicht der Polizei erzählen, Dóra? Dieser þórólfur scheint ja ganz in Ordnung zu sein. Er wird bestimmt nicht allzu sauer, wenn du ihn noch einmal auf eine neue Spur bringst. Wobei er vermutlich gerade mit Rósa redet, die du vor einer knappen Stunde für schuldig befunden hast.«
    Dóra stöhnte und stand auf. »Ich muss hinfahren und ihn informieren. Je eher desto besser.«
    »Cat«, sagte die einzige Person, die sich nicht über die veränderte Situation den Kopf zu zerbrechen schien. Sóley lächelte Matthias an und schaute dann zu ihrer Mama. »Sag ihm, dass ich Englisch kann«, forderte sie hochzufrieden.
    »Toll, Liebling«, sagte Dóra und strich über den blonden Schopf. »Du kannst weiterüben, ich muss nämlich mal eben weg. Matthias bleibt bei euch.«
    »Dog«, hörte sie Sóley stolz sagen, als sie aus dem Speisesaal huschte und zu ihrem Auto lief.
    Lára setzte sich auf dem harten Stuhl zurecht und achtete darauf,
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