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Das ganze gleich nochmal

Das ganze gleich nochmal

Titel: Das ganze gleich nochmal
Autoren: Linda Conrad
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und sich einfach mit ihm einen schönen Abend gönnte.
    Plötzlich überlief es sie eiskalt, denn ihr fiel ein, was die Sekretärin gesagt hatte. Reid beteiligte sich an einem Einsatz in der Nähe der Grenze. Möglicherweise waren die Verbrecher, die Houston bedrohten, schon ganz nahe.
    Carley holte ihren sorgfältig verschlossenen Koffer aus dem Schrank. Morgen wurde im
Casa de Valle
gefeiert, weil einer der Jugendlichen den Highschoolabschluss geschafft hatte. Aus diesem Anlass fand ein Grillfest statt. Houston hatte sie eingeladen, ihn zu begleiten, wenn die Jugendlichen hinterher an einem Tanz in der Stadt teilnahmen. Er gehörte dabei zu den Aufsichtspersonen.
    Sie öffnete den Koffer und holte die ungeladene Glock, das Gürtelhalfter für die Pistole und die Munition heraus. Wenn sie schon als Houstons Begleiterin – und Leibwächterin – auftrat, musste sie vorbereitet sein. Solange sie ihn beschützte, würde ihm nichts zustoßen.

10. KAPITEL
    Als Carley morgens aus einem unruhigen Schlaf erwachte, schien die Sonne nicht wie sonst. Stattdessen trommelten Regentropfen gegen das Fenster. Houston und alle anderen hatten zwar für Regen gebetet, der von den Bergen Mexikos zu ihnen herüberziehen und das ausgetrocknete Tal des Rio Grande zu neuem Leben erwecken sollte. Aber musste das ausgerechnet heute sein, wenn sie groß feiern wollten?
    Eine schlimme Vorahnung beschlich sie, doch Carley schob sie von sich. Das ist albern, redete sie sich ein.
    Im weiteren Verlauf entwickelte sich der Tag immer schlimmer, sodass sich Carley in ihrer Vorahnung bestätigt fühlte. Sie hatte gehofft, Houston beim Frühstück zu sehen. Und sie hatte damit gerechnet, wegen des Regens mehr Zeit mit ihm verbringen zu können. Sie wollte ihm nahe sein und ihn beschützen. Die anderen Angestellten verließen jedoch schon wieder den Tisch und machten sich an ihre Arbeit, und Houston tauchte noch immer nicht auf. Carley wurde mit jeder Minute ungeduldiger.
    Zuletzt saßen nur noch sie und Gabe am Tisch. Der Heimleiter stand auf und wollte ebenfalls gehen.
    “Warten Sie einen Moment!” Carley trat zu ihm. “Wissen Sie, warum Houston heute Morgen nicht zum Frühstück erschienen ist?”
    Er lächelte ihr zu. “Ihr beide kommt gut miteinander aus, nicht wahr?”
    “Ja, sehr gut, aber ich muss wissen, wo er sich im Moment aufhält.”
    Gabe nahm die Brille ab und betrachtete prüfend die Gläser. “Gegen vier Uhr morgens gab es einen Wolkenbruch. Wir haben befürchtet, dass die harte Erde nicht so viel Wasser auf einmal aufnehmen kann.” Er griff nach einer Serviette und begann, die Brille zu putzen. “Er und zwei der Jungs sind losgeritten, um das Vieh zusammenzutreiben. Auf einigen Weiden gibt es ausgetrocknete Rinnen, die ohne Vorwarnung überflutet werden.”
    “Ist Houston in Gefahr?”, drängte sie, damit Gabe sich endlich klarer ausdrückte. “Droht uns Gefahr?”
    “Houston kann auf sich selbst aufpassen. Dem passiert schon nichts.” Gabe setzte die Brille wieder auf und trat ans Fenster. “Die Ranchgebäude sind für die Ewigkeit angelegt und liegen ziemlich hoch. Uns erreicht keine Flut. Außerdem sieht es so aus, als wäre der unerwartete Segen für heute bereits wieder versiegt.”
    Carley ging zu ihm. Die Sonne brach durch den feinen Nebel. “Soll das heißen, dass wir heute Abend grillen können?”
    “Könnte etwas feucht werden”, erwiderte Gabe beim Hinausgehen, “aber von so wenig Wasser lassen wir uns doch nicht abschrecken. Wenn man an der Grenze lebt, wird man abgehärtet. Einige unserer Vorfahren sind mit Santa Anna und Pancho Villa geritten. Von ihnen haben wir Durchhaltevermögen und einen eisernen Willen geerbt. Sie werden sich mit der Zeit auch daran gewöhnen.”
    Carley hatte jedoch nicht mehr viel Zeit, und das steigerte ihre Nervosität. Sie verließ die Küche und ging in ihr Büro, um zu telefonieren. Heute stand das gefürchtete Mittagessen mit der bürokratischen und wenig entgegenkommenden Miss Fabrizio auf dem Terminkalender. Das war jedoch völlig ausgeschlossen angesichts der ständig wachsenden Angst vor Gefahren.
    “… und wegen des Festes heute Abend und des Regens schaffe ich es leider nicht, mich mit Ihnen zum Mittagessen zu treffen.” Carley bemühte sich, ganz ruhig und beherrscht zu klingen. “Könnten wir es eventuell verschieben?”
    Miss Fabrizio lachte unbekümmert. “Kein Problem. Vielleicht mache ich in Ihrem Fall eine Ausnahme und übernehme die Kontrolle der Ranch
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