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Das ganze gleich nochmal

Das ganze gleich nochmal

Titel: Das ganze gleich nochmal
Autoren: Linda Conrad
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verantwortungsbewussten und ehrenhaften Mann, der niemals freiwillig untergetaucht wäre, davon war sie fest überzeugt.
    Kurz vor Camis Geburt hatten ihr die Ärzte Bettruhe verordnet, weil sie vor Erschöpfung und Verzweiflung zusammengebrochen wäre. Nach Camis Geburt war es mit ihr wieder bergauf gegangen. Das Kind erinnerte sie ständig an den Mann, den sie liebte. Cami gab ihr den Mut, daran zu glauben, dass sie Witt eines Tages finden würde.
    Nun wollte sie herausfinden, was vor achtzehn Monaten mit ihm passiert war, wie er das Gedächtnis verloren hatte und was er seit seinem Verschwinden getan hatte.
    Vermutlich konnte ihr nur der Mann, der sich Houston Smith nannte, auf ihre Fragen antworten. Doch dazu musste sie ihm helfen, wieder zu Witt zu werden.
    Die Konferenzschaltung kam zwei Stunden später zustande.
    Dr. Fields erging sich in ausführlichen Erklärungen, bis Reid ihm ins Wort fiel.
    “Warten Sie”, verlangte Carleys Boss. “Ich brauche einen Dolmetscher.”
    “Dr. Fields meint, wenn jemandem etwas sehr Schreckliches zustößt, kann es passieren, dass sich sein Verstand dagegen wehrt”, erklärte Carley ihrem Chef. “Manchmal verdrängt ein solcher Mensch nicht nur das schreckliche Ereignis, sondern auch alles davor. Dr. Fields”, sprach sie wieder den Spezialisten an, “das wäre ja dann ein psychisches Problem, nicht wahr?”
    “Allerdings, das würde unter die sogenannte kognitive Neuropsychologie fallen. Wenn allerdings jemand bereits achtzehn Monate in diesem Zustand verbracht hat, würde das bedeuten, dass er eine multiple Persönlichkeitsstörung entwickelt hat. Deren Beseitigung würde eine jahrelange intensive Therapie erfordern.”
    Carley fröstelte bei der Vorstellung, dass Witt unter einer solchen Krankheit leiden könnte. “Hoffen wir, dass dies nicht der Fall ist. Was ist, wenn nun die Amnesie nicht durch die Verdrängung eines Vorfalls, sondern durch eine Verletzung verursacht wurde?”
    “Das ist die zweite Möglichkeit. Jedes Schädeltrauma kann zu einer Schädigung des Gehirns führen, zum Beispiel zu einer Quetschung der Hirnrinde. Dadurch kann der Betroffene das Gedächtnis verlieren. Selbstverständlich müsste ich die Ergebnisse einer Computertomografie sehen, bevor ich das Ausmaß eines solchen Schadens beurteilen kann.”
    Carley wurde allmählich ungeduldig, weil sich der Spezialist nicht festlegte. “Das mag alles stimmen, aber können Sie uns nicht ganz allgemein die Symptome beschreiben und eine Schätzung abgeben, wie lange es dauert, bis sich der Patient erholt?”
    Dr. Fields antwortete erst nach einer Pause und klang dann ziemlich eingeschnappt. “Ein Hirntrauma kann vorübergehend den Verlust persönlicher Erinnerungen verursachen, zum Beispiel der eigenen Identität. Andere Fähigkeiten, wie zum Beispiel die Sprache oder die Worterkennung, die in einem anderen Teil des Gehirns angesiedelt sind, gehen dagegen nicht verloren.”
    “Gut, das kenne ich aus Filmen.” Reid wollte ähnlich wie Carley endlich etwas Konkretes hören. “Aber die Erinnerungen kehren doch zurück, oder nicht?”
    “Normalerweise besitzen Patienten nach einem Trauma vereinzelte Erinnerungen von früher, an denen sie nach und nach auch andere Erinnerungen festmachen können. In den meisten Fällen kehrt alles Frühere zurück, abgesehen von dem traumatischen Ereignis. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass große Teile des Gedächtnisses für immer unzugänglich bleiben.”
    “Carley”, warf Reid betroffen ein, “soll das heißen, dass Davidson sich vielleicht nie daran erinnern wird, wer er ist und was mit ihm geschehen ist?”
    “Warten Sie es ab, Reid. Wenn Dr. Fields fertig ist, sprechen wir darüber.” Carley staunte, dass sie so ruhig klang, obwohl sie innerlich bebte. “Dr. Fields, wäre es in einem solchen Fall angebracht, den Patienten zu zwingen, sich zu erinnern? Könnte man Hypnose oder Medikamente einsetzen?”
    “Das kommt gar nicht infrage. Jeder weitere emotionale oder physische Schock würde nur dazu führen, dass der Patient die Erinnerungen noch tiefer in sich verschließt. Am besten ist es, für eine sichere Umgebung zu sorgen, in der man dem Patienten langsam vertraute Dinge wieder näherbringt. Sollte der Patient nach seiner Vergangenheit fragen, belügen Sie ihn nicht, sondern führen Sie ihn behutsam zu der Erkenntnis, wer er ist.”
    Carley bedankte sich bei dem Spezialisten, und sobald er sich aus der Leitung zurückgezogen hatte,
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