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Das fünfte Kind. Roman

Das fünfte Kind. Roman

Titel: Das fünfte Kind. Roman
Autoren: Doris Lessing
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schreiben reicht nicht aus; das wäre leichtfertig, um nicht zu sagen, reaktionär.« Einig war sich die Kritik bei aller Ratlosigkeit allerdings hinsichtlich der Bedeutung von
Das fünfte Kind
 – ein Klassiker der Zukunft sei dieser Roman, und er besitze die Intensität eines Albtraums. Was aber sagt Doris Lessing selbst über ihren Roman
Das fünfte Kind
, wenn sie auf ihr Werk zurückblickt oder auf die Kategorisierungsversuche der Kritik reagiert?
     
    »Manchmal ist der emotionale Druck, der einen Roman vorantreibt, sehr weit von seinem Thema entfernt«, schreibt Doris Lessing 1997 in
Schritte im Schatten
, dem zweiten Band ihrer Autobiografie. Der emotionale Druck und die Antriebskraft für
Das fünfte Kind
Mitte der achtziger Jahre rührten von einer Reise nach Afghanistan her, die Doris Lessing unternommen hatte und nach der sie »Frustration und Wut« darüber empfand, dass über die Zustände in diesem Land nach der sowjetischen Invasion in den Medien nicht adäquat berichtet wurde. (Mit dem Reportageband
Der Wind weht unsere Worte fort
 –
Afghanische Betrachtungen
von 1987 hat sie diese Reise übrigens eindrucksvoll dokumentiert.) »Mein ›Überdruck‹ angesichts dieser
Realität
trieb mich, bildlich gesprochen, bei der Niederschrift von
Das fünfte Kind
an, aber das bedeutet nicht, dass es ein Buch ›über‹ die sowjetische Invasion in Afghanistan ist.« Der »Zündstoff« für diesen Roman war also, wie Doris Lessing auch im Interview erklärt, der Zorn über »unsere totale, unüberwindliche Hilflosigkeit angesichts von schrecklichen und entsetzlichen Ereignissen« – aus dieser Emotion erwuchs die Energie für die Arbeit an
Das fünfte Kind
. Aber sieht sie darüber hinaus womöglich doch jenes Thema, jene »Botschaft«, nach der die Kritik so verzweifelt suchte?
     
    Doris Lessing hat immer wieder betont, dass sie es nicht als ihre Aufgabe betrachtet, Analysen, Erörterungen oder gar Lösungen anzubieten – sie hat sich immer als Geschichtenerzählerin verstanden. Sehr deutlich wird diese Position vor allem in ihren Interviews. 1990 wurde sie im Gespräch mit den unterschiedlichen Lesarten von
Das fünfte Kind
konfrontiert. Eine »Kritik an der naiven Rückkehr zu traditionellen Werten« könne man darin erkennen, eine »Geschichte vorbildlicher Eltern, die von einem Kind fertiggemacht werden«, eine »Reflexion über das Anormale«, eine »Analyse des Prozesses, wie Mittelschichtskinder in die Kriminalität abrutschen«. Darauf erwiderte Doris Lessing, all das sei natürlich in den Roman eingeflossen, da sie ihn schließlich in den achtziger Jahren geschrieben und diese Zeit darin eingefangen habe. Programmatische Vorgaben habe es allerdings nicht gegeben, alles sei sehr viel einfacher: »Zuerst einmal begnügte ich mich – wie immer – damit, mir eine Geschichte auszudenken, mit mir selbst zu sprechen.« Doris Lessings Ansatz ist also weder programmatisch noch pädagogisch oder gar missionarisch – er ist experimentell: »Ich glaube, dass Schriftsteller ihre Arbeit als eine Art Prozess betrachten. Man probiert dies und jenes aus. Manchmal ist man ganz überrascht von sich selbst, wenn man das Ergebnis sieht. Ich war überrascht von
Das fünfte Kind
, was sehr schön war. Es kam wirklich aus einer sehr finsteren Schicht meines Unbewussten.« Doris Lessing sagt deutlich, dass es ihr nicht darum geht, sich mit einem »Problem« zu befassen, geschweige denn, es erschöpfend zu erörtern. Ihr liegt daran, zu forschen und zu experimentieren, und zwar mit den Mitteln des Erzählens.
    Über ihre Inspirationsquellen für die Arbeit an
Das fünfte Kind
gibt Doris Lessing bereitwillig Auskunft. So sagt sie zum Beispiel, sie habe sich schon immer für jenes »kleine Volk« interessiert, von dem in allen Ländern der Welt Sagen und Fabeln erzählen. Als weitere uralte Fabel spielte auch die von dem Fremdling eine Rolle, der plötzlich in einer menschlichen Wiege liegt. Darüber hinaus inspirierte sie der Leserbrief einer verzweifelten Mutter, den sie im Wartezimmer ihres Zahnarztes las. Die unglückliche Frau schrieb dort: »Wir haben drei Kinder, und dann kam mein viertes zur Welt, ein Mädchen. Sie ist ein kleiner Satan. Sie hat unser aller Leben komplett zerstört. Sie ist ein kleiner Teufel. Aber wenn ich manchmal nachts in das Zimmer gehe und das hübsche Gesichtchen auf dem Kissen betrachte, würde ich sie am liebsten knuddeln. Aber ich traue mich nicht, weil ich weiß, dass ich dann
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