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Das Frühlingsfest

Das Frühlingsfest

Titel: Das Frühlingsfest
Autoren: M. K. Bloemberg
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Gegensätze, insofern sich bei ihrer Persönlichkeit ein hohes Maß an Schönheit mit einem ebenso hohen Maß an fehlender Intelligenz vereinte und von einem gehörigen Maß Einfalt gekrönt wurde. Momentan hatte sie die blauen Augen weit aufgerissen, als sie dem feisten, in Kardinalsrot gekleideten Bischof Armand lauschte. Neckisch spielte sie mit einer Haarlocke, die auf ihr Dekolleté fiel. Das könnte interessant werden, dachte sich Fulbert und nahm Kurs auf die beiden. Er nutzte den günstigen Umstand, dass er scheinbar dienstbeflissen mit seinem Eimer umhereilte, denn niemand achtete auf einen Diener, der einen übelriechenden Eimer mit sich herumtrug.
    Langsam schritt der Kotträger vorbei und lauschte.
    »Ja, Euer Hochwürden, ich habe gesündigt«, kiekste die Baronin mit nach wie vor aufgerissenen Augen eines Schulmädchens. Die Schweinsäuglein Armands de St. Courchose zuckten hin und her, dann hob er sie gottergeben gen Himmel und setzte eine taktisch kluge Pause ein, deren Schweigen wirksamer als Tadel war.
    Atemlos fragte Geneviève de Verttoits »Ist … das schlimm?«
    Der Bischof schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich fürchte um Eure unsterbliche Seele, Baronin.« Betrübt blickten Schweinsäuglein drein. »Doch nicht jede Sünde ist gleich. Es kommt immer auf die Schwere an. Wie genau habt Ihr gegen Gott gesündigt, werte Baronin Geneviève?«
    Unsicher ließ die Baronin ihre Locke fahren und strich sich stattdessen über den schwanengleichen, edlen Hals, der dank der hochtoupierten Fontange-Frisur jedermann Blicken zugänglich war. »Ich … nun … ich«, zögerte sie. Armand legte bedauernd die behandschuhten Hände ineinander, als wolle er beten.
    »Werte Baronin. Ich möchte Euch helfen, wirklich. Doch Ihr müsst mir vertrauen. Ihr wisst, dass das Schweigegelübde Euer Geheimnis an mich bindet und es sicher ist.«
    Die Baronin blickte erstaunt auf und offenbarte erneut, dass sie selten etwas wusste. Mit neuem Mut holte sie tief Luft und blickte in vertrauensvoll blickende Schweinsäuglein, wie der Bischof hoffte, und die doch nur gierig blinkten.
    »Ich habe Ehebruch begangen, Euer Hochwürden«, flüsterte sie, dass Fulberts Wieselohren es soeben noch mitanhörten. Er lächelte.
    Die Hände des Bischofs hoben sich aus der Gebetshaltung, bis die beiden aneinandergelegten Fingerspitzen schockiert die Lippen berührten. Die Wangen der Baronin zierte plötzlich eine scheue Röte der Verlegenheit.
    »Verzeiht, Baronin, wenn Ihr mich zutiefst schockiert seht. Dieses ist natürlich ein Vergehen, das zu den schlimmsten gehört, denn die Ehe ist ein heiliges Sakrament«, sagte der Bischof schließlich ernst. Die Baronin erbleichte.
    »Was … was bedeutet das?«, stammelte sie. Der Bischof hob abwehrend die Hände. »Baronin, ich möchte Euch nicht erschrecken«, lockte sie der feiste Bischof und schnaufte.
    Die Baronin aber drängte nun darauf, zu erfahren, was er meinte und wirkte dabei wie ein bockiges Schulmädchen. Armand de St. Courchose seufzte, dann erklärte er »Ehebrecherinnen landen in der Hölle und erleiden tausend Jahre die Qualen des Höllenfeuers. Dabei werden sie von Teufeln ausgepeitscht und …«
    »Genug, Hochwürden, genug!«, keuchte Baronin Geneviève de Verttoits schockiert. Armand platzierte nun in taktischer Perfektion den Strohhalm der Hoffnung. »Aber Jesus Christus ist für unsere Sünden am Kreuz gestorben und der allmächtige Herrgott ist bereit zu verzeihen und Euch Vergebung zu gewähren. Allerdings nicht ohne eine Gegenleistung …« Hoffnungsvoll blickte sie den Bischof an, doch bevor sie die Frage stellen konnte, gesellte sich ihr Mann, Baron Michel François de Verttoits, zu ihr, blickte misstrauisch den Bischof an und nahm ihr zartes Händchen.
    »Geht es Euch gut, meine Liebe? Ihr seht plötzlich blass aus.«
    Baronin Geneviève erbleichte noch mehr, da ihr Gatte plötzlich bei diesem heiklen Thema aus dem Nichts erschien und sie fürchtete, er könne von Ihrem Ehebruchgeständnis erfahren.
    »Nein, nein, mir ist nur etwas schwindlig«, log Geneviève.
    Die Schweinsäuglein des Bischofs blinzelten listig. »Ich wage kaum zu fragen, werte Baronin, aber Ihr seid doch nicht in besonderen Umständen?«
    Das war zu viel für den zarten Geist der Baronin und ihre Beine knickten ein. Ihr Gatte fing sie auf, blickte sich hastig um und befahl dem wie zufällig in Rufweite stehenden Fulbert, dass er ein Glas Wein benötige, um die Baronin wieder aufzurichten.
    Fulbert
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