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Das französische Bett

Das französische Bett

Titel: Das französische Bett
Autoren: Unknown
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sagen.«
    >Tanten bürsten<, sagte ich und dachte an Peter Smith und seine Taten.
    »Und warum gerade ich?«, fragte ich selbstzufrieden.
    »Du siehst gut aus in Badehosen«, sagte Vincent. »Du bist groß und blond.«
    »Und schön.«
    »Und schön.«
    »Außerdem habe ich mein Examen in Geschichte.«
    »Das«, sagte Vincent, »ist für unsere Wahl nicht von entscheidender Bedeutung gewesen.«
    »Vierzig Prozent«, sagte ich.
    »Fünfunddreißig«, sagte Vincent.
    »Okay«, sagte ich, »fünfunddreißig Prozent.«
    Dann waren wir in Rom. Ich bekam Ostia zugeteilt, und ich kann Ostia im Juli nicht empfehlen. Es ist zu warm. Aber ich war auf jeden Fall am dichtesten an Rom; Bill arbeitete in Santa Marinetta, Luigi in Ladis-poli und Jackson auf einem Ausflug nach Viareggio.
    Das Ganze war gut organisiert. Vincent nahm vorher die Kontakte auf, und manchmal kam er mit und stellte mich den Kundinnen vor. Mein Preis wechselte, je nachdem, wie lange ich zur Verfügung stand, einen Tag oder zwei, manchmal auch eine Woche. Meine erste Kundin war eine Deutsche. Wir blieben zwei Tage zusammen, und in Ostia mietete sie eine Segeljolle. Aber sie wollte nicht, dass ich mit ihr was im Boot machte. Sie hatte große Angst, dass uns jemand von Land aus sehen könnte. Nachts waren wir in Giovannis Wohnung, denn sie wagte nicht, mich mit ins Hotel zu nehmen. Der Portier hätte eventuell die Augenbrauen hochziehen können. Sie war verheiratet, mehr erzählte sie nicht von sich. Ihr Alter blieb undefinierbar, vielleicht um die fünfzig. Sie war langweilig, aber nicht direkt unappetitlich. Ich machte es einmal pro Nacht, lange und sorgfältig. Sie lag ganz still unter mir, stöhnte ein bisschen und hob leicht die Beine an, wenn sie am leidenschaftlichsten wurde. Ich hörte die Geräusche, die vom Corso heraufkamen, und stellte mir vor, selbst da unten zu sitzen und Birra zu trinken. Ich glaube, dass es ihr niemals kam. Sie hieß Helga und wohnte in München.
    Giovanni, den ich oft traf, ging mit einem Mädchen, das Ann O’Hara hieß und bei Fellini in der Cinecittà Statistin gewesen war. Sie sah furchtbar üppig und sehr schön aus. Giovanni war nicht hübsch, sondern klein, fett und glatzköpfig, er wirkte melancholisch. Als Jackson aus Viareggio zurückkam, lud Giovanni uns zum Essen im The Scalini ein. Ann war auch dabei, und Jackson, ein großer und schöner Neger, wurde ganz wild. Er wollte, dass wir sie später am Abend besuchen sollten, aber es gelang mir, ihn davon abzubringen. Damit rettete ich uns wahrscheinlich davor, gefeuert zu werden. Denn Giovanni war eifersüchtig und wachte wie ein Habicht über Ann, die ohne Zweifel von seinen Beziehungen zur Cinecittà abhängiger war als von seinem Appeal.
    Giovanni arrangierte das Geschäft mit Elisabeth. Vincent war in Mailand, um etwas zu erledigen. Er musste immer etwas erledigen. Ich fragte ihn, was er in Mailand zu tun hätte.
    »Ich habe bloß etwas zu erledigen«, sagte er.
    Giovanni sah melancholischer als gewöhnlich aus, denn Ann hatte offenbar in der Cinecittà Fuß gefasst und dadurch weniger Verwendung für seine Beziehungen. Sie winkte mir einmal auf der Piazza Barberini aus einem Ferrari in einer Autoschlange zu. Und wenn das Giovanni gewesen sein soll, der fuhr, dann musste er sehr schnell abgenommen haben, einen halben Meter gewachsen sein und sich eine Perücke zugelegt haben.
    Die Saison ging ihrem Ende zu. Wenn ich nicht arbeitete, lungerte ich herum. Ich ging zum Rummel und zum Pferderennen oder schlief im Schatten eines Baumes in Pincio. Oft aß ich mit Giovanni zusammen. Eines Abends gab er mir eine Fahrkarte nach Neapel. Ich sagte, dass mir Neapel nicht gefiele. Giovanni meinte, dass es ihm auch nicht gefiele. Er erklärte:
    »In Neapel liegt eine Fahrkarte nach Palermo. Das Schiff geht morgen Abend um halb neun, und die Karte ist für eine Doppelhütte. Elisabeth wohnt in der anderen Koje. Du sollst sie auf Sizilien herumführen. Sechs Tage Arbeit für dich.«
    »In Schweden haben wir heutzutage die Fünftagewoche«, antwortete ich. Ich wurde bei dem Gedanken an Schweden und die Fünftagewoche so gerührt, dass ich Tränen in den Augen hatte und mich schnäuzen musste damit Giovanni nichts merkte.
    »Vergiss Schweden«, sagte Giovanni. »Du bist kein Schwede. Elisabeth hat einen blonden Italiener bestellt. Sie ist Engländerin. Du musste also Englisch mit italienischem Akzent sprechen.«
    »Es ist zu warm«, sagte ich. »Sizilien hat jetzt seine heißeste
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