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Das Ferienhaus der Liebe

Das Ferienhaus der Liebe

Titel: Das Ferienhaus der Liebe
Autoren: Jessica Hart
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dasselbe.
    Letzte Woche habe ich sie besucht, und sie sagten mir, sie würden sich Sorgen machen, weil sie, seit du in Frankreich bist, nur drei wenig informative Postkarten von dir erhalten haben. Ich habe ihnen angeboten, auf dem Weg nach La Treille hier vorbeizukommen und mich zu überzeugen, dass mit dir alles in Ordnung ist.”
    “Ach, du liebes bisschen!” Polly verzog zerknirscht das Gesicht.
    “Ich wollte sie ja anrufen, aber sie hätten mich gefragt, wie der Job ist, und da ich noch nie gut lügen konnte, hätte ich ihnen erzählen müssen, dass er grässlich ist und ich nur ein als Zofe herausgeputztes Hausmädchen bin.”
    “Wieso denn das? Ich dachte, du würdest als Assistentin eines Filmregisseurs arbeiten.”
    “Genau das dachte ich vorher auch”, stimmte Polly erbittert zu und blickte rasch zurück, um sich zu versichern, dass Martine Sterne nicht in die Diele gekommen war, um den neuen Gast zu begrüßen. Martine würde einen Anfall bekommen, wenn ihr Dienstmädchen sich vertraulich unterhielt, statt sich um die Gäste zu kümmern.
    “Ich hatte mir vorgestellt, ich würde auf dem Filmfestival von Cannes Rushford Sterne die Stars vom Leib halten”, erklärte Polly weiter. “Wie sich allerdings herausstellte, war Rushfords letzter Film ein Flop, also ist er darauf aus, Stars für sich zu interessieren statt umgekehrt. Er versucht, Geldgeber für sein nächstes Filmprojekt aufzutreiben, deshalb gibt er dauernd Partys. Ich bin nur dazu da, um die Tür aufzumachen, Drinks herumzureichen, abzuwaschen und sonstige Sklavendienste zu leisten!”
    Simon sah sie missbilligend an. Das ist ja nichts Neues, dachte Polly resigniert. Seit er sie kannte - und das war seit ihrer Geburt -, hatte er ständig etwas an ihr auszusetzen gefunden.
    Ihre Eltern und seine Mutter waren gut befreundet, und vor dem Tod seines Vaters hatten die beiden Familien oft den Urlaub gemeinsam verbracht. Polly hatte als Kind den sieben Jahre älteren Simon verehrt, und sie wurde immer noch geneckt, weil sie ihm im Alter von vier Jahren ständig nachgelaufen war und ihn einmal sogar gebeten hatte, sie zu heiraten. Das hatte sie sich allerdings schnell abgewöhnt! Stattdessen hatte sie sich mit seinem jüngeren Bruder Charlie und seiner Schwester Emily verbündet, die ihr im Alter näher waren. Es hatte mehr Spaß gemacht, mit denen zu spielen, und Simon hatte sich in den typisch langweiligen, vernünftigen älteren Bruder verwandelt, der die drei Jüngeren unter Kontrolle zu halten versuchte.
    “Warum gibst du den Job nicht auf, wenn er so schrecklich ist?”
    fragte Simon nun.
    “Aus Prinzip!” erwiderte Polly hochtrabend.
    Er zog die Brauen hoch. “Prinzip? Habe ich das richtig gehört?”
    “Na ja, vielleicht ist das nicht ganz das passende Wort”, gab sie zu.
    “Dad hatte mir von dem Job eindringlich abgeraten, deshalb kann ich jetzt nicht nach Hause zurückfahren und eingestehen, dass er Recht hatte. Seiner Meinung nach klang die Annonce für die Stellung viel zu unbestimmt, und er hatte mich gewarnt, ich würde vielleicht ausgenutzt werden. Genau das passiert jetzt”, fügte sie niedergeschlagen hinzu. “Ich wollte Dad unbedingt beweisen, dass ich allein klarkomme, und habe deswegen von ihm kein Geld für einen Notfall angenommen. Ich könnte nicht weg von hier, selbst wenn ich wollte. Den Lohn bekomme ich erst, wenn der Vertrag abgelaufen ist, und bis dahin muss ich mit ungefähr fünfzig Francs auskommen.”
    “Kein Wunder, dass deine Eltern sich deinetwegen Sorgen machen”, meinte Simon und schüttelte den Kopf.
    “Na ja, so schlimm ist es nun auch wieder nicht”, sagte Polly abwehrend. “Wenigstens sehe ich hier, wie die Reichen und Schönen leben, auch wenn ich ihnen nur Drinks anbiete.”
    Simon war, wie zu erwarten, unbeeindruckt. “Ich sehe keinen Vorteil in einem Job, bei dem die interessanteste Tätigkeit darin besteht, aufgedonnerten Leuten Getränke zu servieren.”
    Wie typisch für ihn! Leichtherziges Vergnügen war ihm völlig fremd, was eigentlich schade war, denn wenn er sich entspannte und dann nicht so zugeknöpft war, konnte man viel Spaß mit ihm haben.
    Meistens aber benahm er sich aufreizend überlegen und vernünftig.
    Man brauchte ihn ja nur anzusehen! Du liebes bisschen, er ist bestimmt der einzige Mann in ganz Südfrankreich, der Anzug und Krawatte trägt, dachte Polly. Zugegeben, es war ein Anzug aus leichtem Stoff, und die Krawatte war für Simons Verhältnisse beinah gewagt
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