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Das fahle Pferd

Das fahle Pferd

Titel: Das fahle Pferd
Autoren: Agatha Christie
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nicht wahr?«
    »Ich wusste nicht einmal, wo es ist. Irgendwo auf dem Land, habe ich gehört.«
    »Ginger hat mir nicht genau erklärt, was dort eigentlich geschieht…« Ich wartete hoffnungsvoll.
    »Hat etwas mit Strahlen zu tun, denke ich«, meinte Poppy unbestimmt. »Aus der At… Atmosphäre; so heißt es doch wohl?«
    »Etwas Derartiges«, stimmte ich bei. »Aber es musste recht gefährlich sein – ich meine, weil Ginger jetzt so krank ist.«
    Poppy sah mich verständnislos an. »Ich glaubte, Ihre Frau sollte krank werden und sterben? Wieso denn Ginger?«
    »Das ist es ja!« Ich fügte mich in die Rolle des Ehemanns, die Poppy mir andichtete. »Etwas muss danebengegangen sein… eine Art Rückschlag.«
    »Sie meinen damit…« Poppy machte eine übermäßige geistige Anstrengung. »So ungefähr, wie wenn man ein Bügeleisen verkehrt ansteckt und einen Schlag bekommt?«
    »Genauso«, gab ich zurück, »ganz genau! Haben Sie noch nie von einem derartigen Fall gehört?«
    »Nicht gerade auf diese Weise…«
    »Wie denn?«
    »Nun, ich meine – wenn man nachher nicht bezahlt hat. Ein Mann, den ich kenne, weigerte sich.« Ihre Stimme wurde leise und entsetzt. »Er kam in der Untergrundbahn um… fiel von der Plattform, als der Zug eben einfuhr.«
    »Das könnte ein Unfall gewesen sein.«
    »O nein!«, rief Poppy. »Das waren sie!«
    Ich goss nochmals Champagner in ihr Glas. Hier war entschieden jemand, von dem mehr zu erfahren war – wenn es mir nur gelang, das Durcheinander in diesem Kopf einigermaßen zu klären. Das Pech war nur, dass ich nicht wusste, was für Fragen ich stellen sollte. Eine einzige falsche Bewegung von mir – und sie würde wieder verstummen.
    Zögernd begann ich: »Meine Frau ist immer noch invalid, aber es scheint ihr nicht schlechter zu gehen.«
    »Ach, das ist aber dumm«, meinte Poppy verständnisvoll, während sie an ihrem Glas nippte.
    »Was kann ich denn nun tun?«
    Poppy wusste das auch nicht.
    »Kennen Sie denn keinen Menschen, der vielleicht etwas Näheres wüsste?«
    »Eileen Brandon möglicherweise – aber ich bezweifle es.«
    Dieser Name war vollkommen neu für mich. Ich fragte, wer diese Eileen Brandon sei.
    »Oh, sie ist grässlich, trägt nie hohe Absätze und ihr Haar ist ganz strähnig. Sie ist wirklich das Letzte! Ich ging mit ihr zur Schule, aber schon damals war sie so.«
    »Was hat sie denn mit dem ›Fahlen Pferd‹ zu tun?«
    »Eigentlich nichts. Ihr ist nur etwas aufgefallen – und deshalb ging sie fort.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Nun, sie gab ihre Stelle bei diesem M. F. I. auf.«
    »Was bedeutet M. F. I.?«
    »Das weiß ich nicht genau – etwas mit Marktforschung und so. Eine ganz kleine Firma.«
    »Eileen Brandon arbeitete also für diese Leute? Was hatte sie denn zu tun?«
    »Sie musste einfach bei den Leuten herumgehen und fragen, welche Zahnpasta sie benutzen, welche Seife oder welchen Puder und ähnliches dummes Zeug – schrecklich langweilig. Wen kümmert das schon?«
    »Anscheinend eben dieses M. F. I.« Ich fühlte ein leichtes Prickeln der Erregung.
    Die Frau, die Pater Gorman an ihr Sterbebett gerufen hatte, war bei einem derartigen Institut beschäftigt gewesen.
    Und – noch viel wichtiger: Jemand hatte auch Ginger solche Fragen gestellt.
    Hier konnte vielleicht eine Verbindung bestehen.
    »Weshalb hat Eileen Brandon die Stelle aufgegeben? Fand sie es langweilig?«
    »Ich glaube nicht. Sie wurde sehr gut bezahlt. Aber sie hatte auf einmal das Gefühl, das da etwas nicht stimmte.«
    »Glaubte sie, es könnte mit dem ›Fahlen Pferd‹ zu tun haben? War das der Grund?«
    »Ich kann es wirklich nicht genau sagen – etwas Ähnliches mag es gewesen sein… Auf jeden Fall arbeitet sie jetzt in einer Espressobar an der Tottenham Court Road.«
    »Würden Sie mir ihre Adresse geben?«
    »Eileen ist bestimmt nicht Ihr Typ.«
    »Ich habe nicht die geringsten Absichten auf sie«, erklärte ich brutal. »Sie soll mir nur ein paar Auskünfte über dieses Marktforschungsinstitut geben. Vielleicht könnte ich ein paar Aktien kaufen, wenn mich die Sache interessiert.«
    »Oh, das ist etwas anderes«, meinte Poppy, völlig zufrieden mit meiner fadenscheinigen Behauptung. Jedenfalls gab sie mir ohne Zögern die Adresse.
    Ich hatte den Eindruck, Poppy sei am Ende ihrer Weisheit. Daher tranken wir unseren Champagner aus und ich fuhr sie nachhause und dankte für den angenehmen Abend.

35
     
    A m nächsten Vormittag versuchte ich Lejeune zu erreichen, aber
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