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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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ihre klauenbewehrten Handschuhe an meinem Hals und zischte mich an. »Rigurd hat dafür bezahlt! Beleidige mich nicht!«
    »Langsam«, gab ich zurück und versuchte ihrem rotglühenden Blick standzuhalten.
    »Zokora«, sagte Leandra sanft. »Beruhigt Euch, bevor ihr euch gegenseitig umbringt.«
    Zokora holte tief Luft und löste ihre Hände vorsichtig von meinem Hals. Genauso vorsichtig nahm ich meinen linken Dolch von der Stelle hinter ihrem Ohr.
    »Als ich mich auf die Jagd vorbereitete, bat ich die Göttin um Mitstreiter«, sagte sie dann etwas leiser. »Ihre Heilung ist meine Pflicht.«
    »Ich wollte Euch nicht beleidigen.«
    »Ich weiß«, sagte sie. Sie kniete sich wieder neben Varosch. »Wir müssen ihn warm halten.«
    Ich entfernte mich etwas, und Leandra folgte mir. »Verflucht, ist sie schnell«, sagte ich dann.
    »Das klingt, als würdet Ihr sie bewundern«, sagte Janos, der sich zu uns gesellte.
    »Ja. Aber sie könnte sich vielleicht entschuldigen.«
    »Ich glaube nicht, dass Dunkelelfen dieses Wort kennen«, meinte Leandra mit einem Lächeln.
    »Gift und Magie. Ich mag diesen Kerl immer weniger«, sagte Janos.

41. Der Tempel des Winters
     
    Ich ging vor und öffnete die Tür zum Tempel. Dem uralten Tempel der Zwerge, den die Barbaren für ihre unaussprechliche Magie genutzt hatten.
    Es geschah nichts, kein Gift, kein Blitz, keine Falle. Ich gab den anderen ein Zeichen und bewegte mich langsam nach vorne, aufmerksam, vorsichtig und auf der Hut. Aber sie kam hinter mir aus der Wand.
    Dies war ein sehr seltenes Talent, die Fähigkeit, durch Stein zu gehen. Sie stieß mir ihren Dolch in den Rücken, verfehlte nur knapp die Wirbelsäule, so dass ich gerade noch Varoschs Schicksal entging, und als ich mit Seelenreißer zustieß, traf ich nur Stein.
    »Was ist?«, fragte Leandra hinter mir. Sie hatte den Angriff wohl gar nicht gesehen, so schnell war er vonstatten gegangen.
    »Bleib zurück.«
    Diesmal kam sie von oben, ein gehässiges Grinsen auf ihrem Gesicht, als sie mir ihren Dolch in die Schulter stieß. Hinter mir ertönte ein leises Geräusch, und sie fiel neben mir zu Boden, das Grinsen erstarrt, nur die Augen bewegten sich noch. Überraschung und Unglauben standen darin.
    Zokora trat heran, warf einen Blick auf das Blut, das aus meiner Wunde floss, und steckte ein kleines Blasrohr weg. Sie beugte sich über die Frau und zog mit spitzen Fingern einen kleinen schwarzen Pfeil aus ihrem Hals, packte sie am Haar und zog sie aus dem Gang und dem Tempel heraus.
    »Komm mit«, sagte sie mir. Ich folgte ihr, so gut ich konnte. Vielleicht war es die Kälte, aber noch tat es nicht sehr weh. Doch das würde noch kommen.
    Die ganze Zeit, in der Zokora meine Wunden säuberte und einen Verband anlegte, lag die »Tochter« des Barons in der gleichen Haltung neben ihr auf dem Boden, als wäre sie zu Eis erstarrt. Aber sie war nur gelähmt. Quicklebendig, aber bewegungsunfähig.
    Keiner sagte etwas. Jeder konnte sich an Zokoras Drohung ihr gegenüber erinnern.
    Nachdem sie mich verbunden hatte, nahm sie die Frau und ging fort, tiefer in die Höhlen hinein. Ich erwartete, irgendwelche Schreie zu hören, aber Zokora kam nach wenigen Minuten wieder.
    »Was schaut ihr so?«, fragte sie.
    »Ihr habt gesagt, dass Ihr sie foltern wolltet«, sagte Leandra.
    »Werde ich auch. Ich nehme sie mit zu mir in meine Stadt.« Sie lächelte. »Bei guter Pflege hält sie vielleicht ein paar Jahre. Die Novizinnen sind immer dankbar für Übungsobjekte. Sie können beides an ihr lernen, die Kunst der Heilung … und der Folter.«
    Nicht nur ich schluckte, als sie das sagte.
    »Warum habt Ihr diese Neigung zur Folter?«, fragte ich sie dann leise. »Mit allem anderen könnte ich mich anfreunden, aber dies …«
    »Habt ihr nicht auch Foltermeister in euren Reichen?«, fragte sie und wirkte wirklich erstaunt.
    »Ja.«
    »Ich foltere nicht zum Spaß oder um meine Gelüste zu befriedigen.« Sie sah mich an. »Es ist schwierig zu erklären. Durch unsere Heilkunst ist es möglich, jemanden lange zu foltern und dann wieder zu heilen. Es muss kein Todesurteil sein, aber eine Strafe, nachhaltig genug, um für Jahrhunderte denjenigen davon abzuhalten, es wieder zu tun. Damit man jemanden wieder heilen kann, muss man genau wissen, was man beschädigen kann und was nicht.«
    »Vollständige Heilung?«
    »Ja. In den meisten Fällen. Nur die Herrscherin einer Stadt darf einen Elfen zum endgültigen Tod verurteilen. Wir haben keine Kerker. Wenn die
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