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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin
Autoren: Monika Felten
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auf halbem Weg verloren.
    »Ajana!« Wie aus weiter Ferne drang der Ruf durch den Nebel an ihre Ohren.
    Ajana schaute sich um. In der Ferne sah sie die schemenhaft durchscheinende Gestalt einer Elbin.
    »Inahwen?« Hoffnung keimte in ihr auf Inahwen kam, um ihr zu helfen. Alles war gut. Dann erkannte sie den Irrtum.
    »Gaelithil!« Ajana verharrte in Ehrfurcht und Staunen.
    »Ich bin sehr stolz auf dich, meine Tochter.« Die Elbenpriesterin kam näher und lächelte ihr zu. »Du hast Großes vollbracht. Mehr, als ich jemals hätte vollbringen können.«
    »Ist es etwas Großes, Kummer und Leid über die Völker zu bringen?«, fragte Ajana zweifelnd.
    »Viele Wege sind es, die zum Ziel führen«, erwiderte Gaelithil ernst. »Nicht immer haben wir die Wahl, und wenn wir sie haben, erscheinen uns nur allzu oft beide Wege falsch, denn sie fordern Opfer und bringen Leid über andere. Doch gemessen an dem Großen, das daraus erwächst, ist es den Preis wert. Du hast die Vereinigten Stämme und die Uzoma geeint und Andaurien von der Herrschaft des Blutgottes befreit. Du hast mehr vollbracht als alle meine Nachkommen zusammen. Das elbische Blut ist stark in dir. Du bist wahrlich meine Tochter.«
    »Aber warum konnte ich Keelin dann nicht retten?« Ajana legte alle Verzweiflung in diesen Satz.
    »Weil es nicht sein sollte«, sagte Gaelithil und blieb ihr doch die Antwort schuldig. »Ich spüre deine Verzweiflung, meine Tochter«, sagte sie mitfühlend. »Und ich verstehe dich. Auch ich musste dereinst zurücklassen, was mein Herz begehrte, und in Ungewissheit und Trauer nach Nymath zurückkehren. Es ist hart und mag dir ungerecht erscheinen, und doch ist all das ein Teil des großen Plans.«
    »Das ist nicht wahr!«, fuhr Ajana die Elbenpriesterin an. »Ihr habt es selbst in der Höhle der Seelensteine zu mir gesagt. Nicht alles ist vorherbestimmt, meine Tochter. Vieles vermag sich noch zu wandeln auf dem langen Weg durch das Leben. Du allein hast es in der Hand, wie dieser Weg für dich verläuft … Das waren Eure Worte.«
    »… Wenn es dein Bestreben ist heimzukehren, dann wirst du auch einen Weg zurück finden. Auch das waren meine Worte«, erinnerte sie Gaelithil. »Was ist falsch daran? Du hattest es in der Hand, und du hast einen Weg gefunden, den du hättest gehen können, wenn du nicht daran gezweifelt hättest, das Richtige zu tun.«
    »Aber ich weiß nicht mehr, wo ich hingehöre.« Ajana schluchzte auf. »Mein Verstand sagt mir, ich muss heimkehren, aber mein Herz will bei Keelin bleiben. Jetzt ist er tot, und ich weiß nicht, ob Asza ihn retten kann. Die Ungewissheit ist so schrecklich. Das … das ertrage ich nicht. Ich wünschte, ich wäre tot.«
    »Ajana! So etwas darfst du niemals sagen. Nicht im Leben und schon gar nicht hier, wo die Welten sich berühren.« Gaelithils Stimme nahm einen scharfen Tonfall an. »Sei stark und entschlossen. Sonst bist du hier auf ewig gefangen. Wir alle müssen uns irgendwann den Prüfungen stellen, die der große Plan für uns bereithält. Nur so können wir über uns selbst hinauswachsen und bestehen.« Sie hielt inne, und als sie weitersprach, war ihre Stimme sanft. »Du bist verzweifelt und willst aufgeben, und du bist überzeugt, einen guten Grund dafür zu haben. Aber das ist ein Trugschluss. So darfst du nicht denken. Die Not, die der große Plan dir auferlegt, kann so groß sein, dass du dem Wunsch nachgibst, deinem Leben selbst ein Ende zu bereiten. Dann bist du schwach.
    Wenn du aber stark bist, wirst du die Prüfung annehmen und dich ihr stellen. Dann hast du es in der Hand, was du aus deinem Leben machst. Wenn du aber nur stur darauf beharrst, dass die Götter es schlecht mit dir meinen, und darüber verzagst, dann bist du verloren.
    Kämpfe, Ajana! Du bist stark, ich spüre es. Du bist meine Tochter, Hüterin der Magie, Beschützerin Nymaths und Bewahrerin der Runen. Nimm die Prüfung an und kämpfe. Finde den Weg. Du kannst es.« Gaelithils Stimme wurde immer leiser. Ihr Gesicht verblasste.
    »Wartet!«, rief Ajana. »Helft mir! Ich weiß nicht, was ich tun soll!« Aber es war zu spät. Gaelithil war fort.
    Ich bin verloren. Die Erkenntnis traf Ajana mit vernichtender Kraft. Wie soll ich nur den Weg nach Hause finden? Ich kann mich ja nicht einmal mehr an das Lied erinnern …
    Sie hatte den Gedanken noch nicht zu Ende geführt, als ein glockenheller Ton erklang. Sanft wie eine Feder schwebte er durch den Nebel heran. Während er so dahinglitt, gesellten sich
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