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Das Erbe Der Nibelungen

Titel: Das Erbe Der Nibelungen
Autoren: Wolfgang Hohlbein , Torsten Dewi
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Freude, weil das kommende Leid unermesslich sein würde.
    Derweil trachtete Xandria danach, den Zwist mit Wulfgar auf ihre Weise zu beenden. Sie rührte dem Vater Gift in den Wein, um sich und das Land von ihm zu befreien. Doch in seiner Bösartigkeit war Wulfgar sehr robust, und zusammen mit einem halben Schwein kotzte er sein Todesurteil wieder aus. Er wusste nun, dass Xandria nicht mehr zu trauen war. Die Prinzessin wollte daraufhin Hand an sich legen, doch Brunhilde erschien ihr und zeigte ihr Bilder vom jungen Siegfried, der kommen würde, sie zu seiner Königin zu machen - und zu seiner Frau. Xandria begehrte den Herausforderer ihres Vaters augenblicklich, mit den Lenden so sehr wie mit dem Herzen.
    Siegfried war der Sohn seines Vaters - und mit dessen Gold hatte er rasch viele Freunde, ganz besonders unter den Römern, deren Imperium zerfallen war und die sich nach und nach über die Alpen zurückzogen. Der schlachtenerfahrene Thelonius rekrutierte ein Söldnerheer für den rechtmäßigen Erben Xantens - Männer, die nicht für ein Land, sondern für ein Goldstück ihr Leben zu geben bereit waren.
    Vielleicht wollte Brunhilde das Massaker verhindern, vielleicht fürchtete sie auch nur, Siegfried könnte einem verirrten Pfeil zum Opfer fallen, weil er nicht die Unbesiegbarkeit seines Vater besaß - jedenfalls erschien sie auch ihm, um seine Leidenschaft mit einer Vision der schönen Prinzessin Xandria zu entfachen.
    Wie dem auch sei: Siegfrieds Heer belagerte bald Xanten,
und in wochenlangem Stellungskrieg ging es nicht vor und nicht zurück. Es gab keinen Sieg, aber viele Opfer: Xanten hungerte, und jenseits der Burgmauern verreckten die einfachen Menschen, deren gerechter König Siegfried sein wollte, am Wegesrand. So traf er sich mit Wulfgar, um diesem zu erlauben, unblutig die Waffen zu strecken und ins Exil zu gehen. Doch der Usurpator des Xantener Throns dachte keinen Augenblick daran, sich zu beugen - auch nicht, als er erkennen musste, dass Siegfrieds Anspruch berechtigt war. Sie trennten sich mit dem Schwur, einander bis auf den letzten Mann zu bekämpfen.
    Es war die Nacht der misslungenen Diplomatie, in der sich Xandria ins Zelt von Siegfried schlich. Es drängte beide aufs Lager, um sich einander hinzugeben, aber die Prinzessin war gekommen, Siegfried das Leid zu zeigen, das seine Belagerung auslöste. Und so, auf Schleichwegen und ohne Eskorte, sah der stolze junge Feldherr Hunger und Verzweiflung als Preis von Krieg und Herrschsucht. Das Volk von seinem Blut am Boden - es brach Siegfried das Herz fast so wie den Mut. Doch wie sollte ohne Wulfgars Einsicht eine blutige Schlacht verhindert werden?
    Es war Nazreh, Siegfrieds fremdländischer Freund und Vertrauter, der die Bürde auf sich nahm und in nächtlicher Mission die Xantener Burg betrat. Mit Geschick und Trickserei fand er den Weg zum König und beendete seine grausame Herrschaft mit scharfer Klinge. Dann lief er nicht davon, suchte das Heil nicht in der Flucht. Er ließ sich von den Wachen ergreifen und in den Kerker werfen, auf dass jeder wisse, wer Wulfgar meuchelte. Nicht Siegfried, der Herausforderer, sondern ein Fremder von irgendwo her, vielleicht gedungen von den Franken oder Langobarden. Als letzten Freundschaftsdienst erlaubte Nazreh noch dem
Gefährten, ihn in scheinbarer Rache zu töten. So wurde Xandria neue Königin von Xanten und Siegfried der Vergelter übler Tat am alten König. Alles, was noch zwischen ihnen stand, war Siegfrieds fehlender Beweis, selber Anspruch auf den Thron zu haben, den er mit Xandria zu teilen beabsichtigte. Sein Wort würde kaum reichen, damit das Volk den Belagerer zum Herrscher nahm.
    Wulfgars Tod brachte auch auf Island die Wende: Jon und Gelen schürten den Aufstand gegen die führungslosen Xantener Soldaten, und es war ein Blutgericht der Rache landesweit. Sogar der alte Eolind griff zum Schwert, um den von Wulfgar eingesetzten Statthalter zu richten. Der nächste Morgen fand Island wieder frei - ohne König zwar, doch frei.
    In der Hoffnung, Siegfried eine Zukunft in Frieden zu ermöglichen, wies ihm Brunhilde den Weg nach Ballova, dem Reich des Götterschmieds Wieland, in dessen Feuer schon Thors Hammer Mjölnir gehärtet worden war. Er allein konnte Nothung wieder schmieden und damit Siegfrieds Erbrecht auf Xanten beweisen. Schweren Herzens von Xandria lassend, machte sich Siegfried auf die lange und beschwerliche Reise, an deren Ende er eine Welt fand, flach und rund wie eine Scheibe,
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