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Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Titel: Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)
Autoren: Rudi Klausnitzer
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die Mitarbeit einer Vielzahl von Nutzern angelegt waren. Dazu gehören Vorhersage-Plattformen unterschiedlichster Form, wie etwa „Intrade.com“, „Predictionmachine.com“ oder „Totomaster.com“. Sogenannte „Fantasy-Sport-Portale“ für die verschiedensten Sportarten, wie zum Beispiel auch für die deutsche Fußballbundesliga, haben sich ebenfalls als Vorhersagemaschinen bewährt. 14 Hier können Fans ihre Traummannschaft zusammenstellen und im Wettbewerb antreten lassen. Jeder Einsatz eines Spielers ist gleichzeitig eine Einschätzung seines zukünftigen Potenzials, sodass sich aus der Summe dieser Einschätzungen sehr gut auch generelle Prognosen erstellen lassen.
    Ohne dass wir es wahrnehmen, sind in unserem Alltagsleben schon eine Menge von Vorhersagemechanismen im Einsatz, die zum Teil bereits tiefe Einblicke und Prognosen in vielen Lebensbereichen zulassen. Was geschieht zum Beispiel mit den Spuren, die wir beim täglichen Einkauf hinterlassen?
     

Wer die Zukunft kennt, dem gehört sie
     
     

Wieso wissen Sie, dass meine Tochter schwanger ist?
    Der ältere Mann, der den Filialleiter einer großen US-Supermarktkette sprechen wollte, war mehr als verärgert. Er knallte einen Stapel von Coupons auf den Ladentisch. „Meine Tochter hatte das in ihrer Post, Coupons für Babykleidung und Kinderbetten. Sie geht noch zur Schule! Was soll das, wollen Sie ihr Lust machen, schwanger zu werden?“ Der Filialleiter war ratlos. Da lagen tatsächlich Coupons für Rabatte zum Kauf von Babykleidung und Kinderausstattung. Er bat um Verzeihung für den Vorfall und meldete sich dann ein paar Tage später nochmals telefonisch, um sich ein weiteres Mal für den offensichtlichen Fehler zu entschuldigen. Der Mann am Telefon war betreten: „Ich hatte ein Gespräch mit meiner Tochter. Offensichtlich sind Dinge geschehen, die mir nicht bewusst waren. Sie wird im August ein Kind bekommen.“
    Was weder der Filialleiter noch der streitbare Vater wussten, war, dass ein Jahr zuvor Andrew Pole, ein junger Absolvent der Statistik- und Wirtschaftswissenschaften, bei der Supermarktkette angeheuert hatte. Ein wahrer Mathe-Freak, besessen von der Kombination von Daten und menschlichen Verhaltensmustern. Kaum in seinem neuen Job, konzentrierte er sich auf die Frage, wie man aus dem Kaufverhalten von Frauen auf eine mögliche Schwangerschaft schließen könnte. Denn das würde die Gelegenheit bieten, diese Frauen durch entsprechende, rechtzeitige Angebote an die Supermarktkette zu binden. Pole hatte unzählige Befragungen gemacht und Tests durchgeführt, bis er endlich dort war, wo er hinwollte. Muster begannen sich herauszubilden. Körperlotions, zum Beispiel: Im zweiten Drittel der Schwangerschaft griffen Frauen verstärkt zu unparfümierten Körperlotions. In den ersten 20 Wochen dagegen tendierten Frauen zum Kauf von Spurenelementen wie Kalzium, Zink und Magnesium. Unparfümierte Seife, große Mengen von Wattebällchen, Desinfektionsmittel für Hände und Waschlappen waren ebenfalls ein Zeichen dafür, dass eine Schwangerschaft sehr wahrscheinlich war. Pole entdeckte, dass es insgesamt rund 25 Produkte waren, die es ihm erlaubten, eine Art Rangliste der Schwangerschaftswahrscheinlichkeit zu entwickeln und zuzuordnen. Und noch wichtiger: Er konnte mit relativ großer Genauigkeit den Geburtstermin vorhersagen. Und so konnte die Supermarktkette die Angebote und Coupons exakt an den Schwangerschaftsstatus anpassen. Dieses so erstellte Profil musste nur mit der riesigen Kundendatenbank der Handelskette laufend verglichen werden und schon hatte man eine Liste von mehreren zehntausend Frauen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit schwanger waren! 15

Am Sonntag wird bei Ihnen eingebrochen
    Algorithmen und Big Data als Hilfssheriff? Wenn man vorhersagen kann, wo Menschen in Zukunft sein werden und was sie dort sehr wahrscheinlich tun, kann man dann nicht auch herausfinden, wo und wann Verbrechen passieren werden?
    Streifenpolizist Joseph Cunningham ist in Memphis im Streifenwagen Nr. 6540 unterwegs. Sein Ziel: eine Gegend mit niedrigen Backsteingebäuden und hoher Kriminalität. Der Einsatz ist auf wenige Blocks begrenzt, die Zeit genau festgelegt: 16 bis 22 Uhr. Der Einsatzplan kam allerdings nicht vom diensthabenden Chef, sondern direkt aus dem Computer, von einem Programm mit dem durchaus gefährlich klingenden Namen BlueCrush. 16
    BlueCrush entstand bereits 2006, als der Polizeidirektor von Memphis Larry Godwin eine neue Lösung für ein
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