Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ende der Welt (German Edition)

Das Ende der Welt (German Edition)

Titel: Das Ende der Welt (German Edition)
Autoren: Daniel Höra
Vom Netzwerk:
Schlangen um seinen Kopf ringelten.
    Wir standen stocksteif da und lauschten. Ein sägendes Geräusch kam rasch näher, das klang, als ob Metall auf Metall schleifen würde. Plötzlich schoss ein Licht auf uns zu. »Presst euch an die Wand«, rief der Zar. Das taten wir, und im nächsten Augenblick schoss etwas Großes an uns vorbei und kam ein paar Meter weiter quietschend zum Stehen. Auf einem Schienenwagen standen drei vermummte Gestalten und leuchteten uns mit ihren Lampen an. Der Zar stürmte mit erhobenem Beil auf das Gefährt zu.
    »Leela!«, rief einer der Vermummten und riss sich die Maske herunter. Es war Adam, einer von Leelas Freunden, die in der U-Bahn Zuflucht gesucht hatten. Der Zar blieb wie erstarrt stehen, sein Blick pendelte verwirrt zwischen Adam und Leela hin und her.
    »Lass gut sein!«, rief Burger ihm zu.
    Adam sprang vom Wagen und umarmte Leela.
    »Ich dachte, du bist tot«, rief er mehrmals.
    »Das dachte ich zwischendurch auch«, sagte sie lachend und umarmte Adam noch einmal, was mir gar nicht gefiel. Auch der andere Vermummte nahm seine Maske ab. Es war Ricky, der mir zunickte. Jetzt wurde auch Adam auf mich aufmerksam. »Du hast sie uns also zurückgebracht, kleiner Soldat«, sagte er, wobei er einen Arm um Leelas Schulter gelegt hatte.
    »Leck mich am Arsch«, sagte ich und wandte mich ab.
    Als sie erfuhren, dass Burger bei uns war, fielen sie aus allen Wolken.
    »Wenn Cato wüsste, was für eine illustre Runde sich unter seiner Hauptstadt einfindet, er würde keinen Stein auf dem anderen lassen, um euch zu kriegen«, sagte Adam.
    Leela erklärte ihnen, dass nicht Burger hinter den ganzen Anschlägen steckte, sondern Cato selbst.
    »Das wundert mich gar nicht«, erklärte Adam. »Aber er hat sich verschätzt. Cato bringt den Menschen nicht das, was er ihnen versprochen hat. Er muss immer grausamer durchgreifen, um seine Macht zu sichern. In Berlin gibt es mittlerweile mehr Galgen als Bäume. Jeden Morgen müssen die Soldaten die Parolen Nieder mit Cato! übertünchen.«
    »Die Versorgung der Bevölkerung wird immer schwieriger für ihn«, unterbrach ihn Ricky. »Es gab schon Hungeraufstände in Berlin.«
    »Auch in anderen Städten«, bekräftigte Burger.
    Adam kratzte sich den schütteren Bart. »Wenn Amandus und Leela den Menschen von Catos Verrat erzählen, dann werden sie ihnen glauben, da bin ich sicher.«
    Er nickte Leela zu. »Amandus galt immer als ehrlich.«
    »Weißt du, wo er gefangen gehalten wird?«, wollte Burger wissen.
    »In seinem Haus.« Adam sah uns überrascht an. »Ihr wollt ihn doch nicht etwa befreien? Ihr kommt da nie rein. Es wird streng bewacht.«
    »Geht es meinem Vater gut?«, fragte Leela. Adam nickte. »Er ist noch dünner geworden. Aber er lebt. Hin und wieder lässt Cato ihn der Menge vorführen. Dann muss er Loblieder auf den Ausnahmezustand anstimmen und die Leute beschwören, Cato die Treue zu halten. Es ist entwürdigend.«
    Wir erfuhren, dass Adam und die anderen uns beobachtet hatten, schon bevor wir den U-Bahn-Tunnel betraten. »Wir haben eine richtige kleine Armee hier unten zusammengezogen, und wir werden täglich mehr«, sagte Ricky. »Wir haben uns mittlerweile komplett in die U-Bahn zurückgezogen. Hin und wieder begehen wir ein paar Sabotageakte oder überfallen eine Patrouille, um ihnen die Waffen zu klauen.«
    Burger lächelte. »Ich glaube, wir haben einen guten Zeitpunkt gewählt, um Cato zu stürzen.«
    Da wir nicht alle auf dem Schienenfahrzeug Platz hatten, fuhren nur Adam, Burger, Leela, der Zar und ich mit, während die anderen, unter Rickys Führung, zu Fuß nachkommen sollten. Normalerweise waren zwei Mann nötig, um das Fahrzeug zu bewegen, doch der Zar schnappte sich grunzend den Hebel, der es bewegte, und pumpte ihn auf und nieder. Langsam setzte es sich in Bewegung, nahm nach einer Weile Fahrt auf und raste schließlich dahin, dass uns der Wind um die Ohren pfiff.
    Ihr Hauptquartier hatte die Gruppe an einem U-Bahnhof kurz vor den Toren der Stadt. Auf einem verwitterten Schild stand: Po… Platz. Die anderen Buchstaben waren weggekratzt und nicht mehr zu lesen. »Willkommen am Po-Platz«, sagte Adam. »Auch genannt: der Arsch des Widerstandes. Von hier aus scheißen wir Cato in die Suppe.«
    Der Zar kicherte wie ein Idiot. Er schien seinen Spaß zu haben.
    »Von der Station hier erreichen wir schnell wichtige Punkte in der Stadt«, sagte Adam. »Und wenn sie uns mal aufspüren sollten …«, er zeigte in verschiedene
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher