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Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon

Titel: Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon
Autoren: Max Frei
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ausdachte und alsdann gemütlich essen ging. Auch widerstrebte es mir, dass irgendwer meine Schränke durchsah, wichtige Unterlagen in die Finger bekam und meinen Nippes falsch aufstellte. Was für ein Albtraum!
    Jetzt kam die Zeit, wo ich für meine Haltung bezahlen musste. Niemand ist gezwungen, Personal zu beschäftigen, aber wenn du darauf verzichtest, Max, musst du schon selbst im Haushalt ran, ermunterte ich mich. Dann führte ich mir vor Augen, wie wichtig es für mein inneres Wohlbefinden war, nicht im Chaos zu leben.
    Jetzt oder nie! Mit dieser tollkühnen Devise fuhr ich nach Hause, war mit meinem A-Mobil aber bezeichnenderweise deutlich länger unterwegs als sonst. Irgendwann kam ich an. Manches kann man einfach nicht ewig aufschieben.
    An mein Haus in der Straße der gelben Steine hatte ich mich lange nicht gewöhnen können, denn seine riesigen Zimmer waren viel zu groß für nur eine Person. Eins davon hatte ich zum Wohnzimmer gemacht, ein anderes im ersten Stock zum Schlafzimmer, und die übrigen Räume dienten mir als Spielwiese für meine innenarchitektonischen Experimente. Irgendwann stellte ich auch fest, dass zwei gut gefütterte Katzen zwölf Stunden lang pausenlos spielen können.
    Seltsam: Als meine Tiere und ich in der Straße der alten Münzen mit zwei Zimmern hatten auskommen müssen, waren sie sehr ruhig gewesen, Liegekatzen geradezu. In meiner neuen Wohnung dagegen bestätigte sich einmal mehr, dass große leere Räume das Chaos begünstigen. Eigentlich hätte ich am liebsten Karten gespielt, doch dazu hätte ich menschenähnliche Partner gebraucht.
    Mit den leeren Zimmern war ich schnell fertig, denn in geübten Händen ist ein nasser Mopp eine gute Waffe.
    Mein Schlafzimmer sah eigentlich recht ordentlich aus. Dort verbrachte ich den Großteil meiner Freizeit. Deshalb hatte das Chaos dort keine Chance, und das bisschen Unordnung machte den Raum eher gemütlich. Ich musste nur etwas Staub wischen und dann lüften, damit wieder neuer Staub reinwehte.
    Versonnen betrachtete ich mein Bett und sagte mir: Mein Lieber, du hast auch noch ein Wohnzimmer. Schon vergessen?
    Von meiner Entschiedenheit überrascht, lief ich die Treppe runter, um den Hausputz im Erdgeschoss fortzusetzen. Unterwegs dachte ich, ein kleines, aber gut gefülltes Tablett aus dem Gefräßigen Truthahn könnte einem ermüdeten Helden wie mir unmöglich schaden. Also meldete ich mich per Stummer Rede beim Wirt des Lokals. Eigentlich war es noch geschlossen, aber für einen Kunden im schwarzgoldenen Todesmantel wurde sicher eine Ausnahme gemacht.
    Richtig, der Mantel! Jetzt, da ich so intensiv Ordnung machte, merkte ich, dass ich vergessen hatte, mich umzuziehen. Also kehrte ich ins Schlafzimmer zurück, schlüpfte in meine Hausskaba und fühlte mich gleich wohler. Besser spät als nie!
    Im Wohnzimmer erwartete mich ein seltsamer Anblick. Die Reisetasche, die ich in Kettari dabeigehabt hatte, stand seit der Rückkehr unausgepackt mitten im Raum. Armstrong spielte mit dem Kissen, das die Ritze zwischen den Welten bedeckte, und hatte keinen Respekt vor Maba Kalochs Zauberdingen. Ella zupfte melancholisch am Rand des kostbaren Teppichs, den ich aus Kettari mitgebracht hatte und der seit meiner Rückkehr ebenfalls unausgerollt in der Ecke stand. Und damit war die Liste meines häuslichen Versagens längst noch nicht komplett.
    Der raue Alltag im Kleinen Geheimen Suchtrupp der Stadt Echo hatte aus mir einen wahren Helden gemacht. Noch vor einiger Zeit wäre ich über meine jetzige Lage verzweifelt gewesen. Nun aber machte ich einfach weiter. Nach einer halben Stunde war der Tisch sauber wie der Himmel über der Wüste. Das schien mir ein guter Anfang, denn kurz zuvor war die Tischplatte noch voller Fettflecke und überflüssiger Gegenstände gewesen. Mir hatte es einfach an Tapferkeit gefehlt, tief Luft zu holen und den Dunklen Magistern meinen gesamten Nippes in den Rachen zu werfen.
    Es klopfte. Das war mein Abendessen, das sich in Gesellschaft eines erschrockenen und verschlafenen Boten aus dem Gefräßigen Truthahn auf meiner Türschwelle eingefunden hatte. Immerhin war ich höflich genug, danke zu sagen. Alles stand bestens. Der Gefräßige Truthahn war ein stadtbekanntes Wirtshaus. Mit diesem Nachbarn hatte ich wirklich Glück.
    Ich machte eine kurze Pause, biss dann aber die Zähne zusammen und setzte den Kampf um Sauberkeit fort. Nach zwei Stunden, als mein Kraftakt langsam zu Ende ging und ich mich fühlte, als hätte ich
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