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Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon

Titel: Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon
Autoren: Max Frei
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der hier hatte die Größe eines dreijährigen Kindes. Und er gab nicht nur Licht, sondern summte obendrein wie eine Hummel. Nicht nur ich war verblüfft - auch Melifaro stockte der Atem.
    »Da staunen Sie, was? Das ist mein Liebling und mein Stolz«, sagte General Bubuta mit breitem Lächeln. »Den hab ich selbst gezüchtet. Er ist ungemein klug und hat schon zu leuchten begonnen, als wir noch nebenan waren. Er weiß selbst, wann er leuchten muss. Ich hab ihn nicht mal eingeschaltet.«
    »Ich fürchte, er mag meinen Mann nur nicht«, flüsterte Lady Ulima mir zu. »Wenn ein anderer im Esszimmer ist, reagiert er gar nicht. Ich zum Beispiel muss ihn anschalten.«
    »Ich glaube, dieser Pilz ist weltweit einmalig«, beendete General Bubuta das Thema.
    »Sie sind auch weltweit einmalig«, sagte Melifaro mit kriecherischem Enthusiasmus.
    »Vielen Dank«, sagte Bubuta nickend. »Und hier, meine Herren, können Sie noch eine Reliquie unserer Familie sehen.«
    Mit pompöser Geste zeigte er auf die Wand, an der ein großes Gemälde hing. Vorne sah ich den tapferen General Bubuta in seltsam feierlicher Kleidung mit seiner breiten Brust einen älteren, weißhaarigen Mann schützen. In einer Ecke streckte jemand schmale Hände mit gespreizten Fingern aus, denen Bubuta mit dem Schwert drohte. Im Hintergrund kämpften tapfere Kinder mit rosigen Wangen gegen mehrere ungepflegte und unsympathisch wirkende Männer.
    Ich fand das Bild scheußlich. Und es war schlimm, Melifaro anzusehen, denn er hatte seine liebe Not, nicht loszuprusten. Der Hausherr setzte seinen Vortrag fort.
    »Das Bild stammt von der Hand des Galsa Ilana. Ich hatte wirklich Glück, weil er Hofmaler von König Gurig VII. war. Wer sonst hätte dieses wichtige Ereignis malen sollen? Ich habe dem König in der Schlacht bei Kuchutan das Leben gerettet, und das war der Wendepunkt des Kriegs, wie Seine Majestät immer zu sagen pflegte. Ist das nicht ein tolles Bild, meine Herren? Andere Künstler können nur mühsam etwas zusammenschmieren, aber das ist ein großes Werk.«
    Das Schlimmste war, dass unser Gastgeber den letzten Satz so betont hatte, dass er sogar plausibel klang.
    »Welchen Schmuck tragen Sie da eigentlich?«, fragte ich und zeigte auf das Bild. »Sind das etwa Amulette?«
    »Ganz recht, Sir Max. Das sind die Schutzamulette der Königlichen Garde, die wir vom Orden des Siebenzackigen Blatts, vom Einzigartigen Orden und vom Wohlwollenden Orden bekommen haben. Ohne sie hätten wir damals sicher nicht gesiegt. Immerhin haben wir gegen die magischen Orden gekämpft, und denen kommt man nicht allein mit Schwert und Tapferkeit bei. Nicht auszudenken, was ohne diese Amulette aus mir geworden wäre.«
    »Freude meines Lebens«, unterbrach ihn Lady Ulima sanft. »Hast du nicht den Eindruck, unsere Gäste sollten etwas essen? Sie sind schließlich auch deshalb zu uns gekommen.«
    »Da hast du Recht, meine Liebe«, sagte Bubuta und wandte sich verlegen an uns. »Hat Ihnen mein Bild gefallen?«
    Melifaro und ich nickten schweigend, um die Idylle nicht durch respektloses Kichern zu stören.
    Das Abendessen verlief nicht so spektakulär wie der Auftakt des Besuchs. Alles ging glatt. Es gab mehrere Gänge, Lady Ulima unterhielt sich freundlich mit uns, und ihr tapferer Mann mischte sich nur vorsichtig ins Gespräch.
    Per Stummer Rede meldete ich mich bei Melifaro: »Es wäre interessant zu erfahren, ob er zu Hause immer so nett ist oder ob das die ersten Zeichen seiner Metamorphose sind.«
    »Zu so einer Frau kann er sein Leben lang nett sein. Ich kenne solche Pärchen, bei denen der Mann nicht begreifen kann, warum seine tolle Frau sich ausgerechnet für ihn entschieden hat. Ich glaube, um sie zu besänftigen, würde Bubuta nicht nur flüstern, sondern ihr sogar die Pantoffeln holen. So ein Mann versucht, das alles im Büro zu kompensieren.«
    Einmal mehr musste ich zugeben, dass die Tranfunzel Melifaro ein besserer Psychologe war als ich.
    Das Abendessen ging zu Ende. Vorsichtig zog ich ein Päckchen kubanischer Zigarren aus der Tasche meines Todesmantels, die ich noch in Kettari gefischt hatte, ohne etwas damit anfangen zu können. Ich weiß nie, was ich durch die Ritze zwischen den Welten so aufgabele, bewahre aber alles auf, denn man weiß ja nicht, wozu es noch mal gut ist.
    Zigarren hatte ich nie gemocht und vertrug sie auch nicht. Meine Kollegen waren in dieser Hinsicht noch schlimmer dran. Meine letzte Hoffnung, die Zigarren loszuwerden, war General Bubuta
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