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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
Autoren: Max Frei
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hier höchstens Schwarze Magie zweiten Grades im Spiel gewesen war. Eine derart schwache Magie war nicht nur zulässig, sondern auch alles andere als überraschend, da ich mich in einem Restaurant befand und es vor allem Köche waren, die erlaubte Magie anwandten. Allerdings reichte Magie zweiten Grades wohl kaum dazu, einen Menschen in eine Pastete zu verwandeln. Das aber würde ich erst später klären können. Zunächst einmal musste ich die Pastetenleiche ins Haus an der Brücke bringen, wie es sich gehörte.
    Ich konnte dieses widerliche Etwas unmöglich weiter im ehelichen Schlafzimmer liegen lassen. Früher oder später würde die sympathische Lady Tanita nach Hause kommen, und es wäre nicht schön, ihr diesen Anblick noch mal zuzumuten.
    Ich empfand eher Mitgefühl als Mitleid für sie. Was ihr widerfahren war, betraf auch mich. Der Schmerz von Lady Tanita erreichte mich wie Fernsehergeräusche aus dem Nebenzimmer: Er rückte mir nicht unmittelbar zu Leibe, doch ich konnte mich auch nicht gegen ihn abschotten.
    Nichts ist leichter zu vollbringen als das Unmögliche! Man muss nur intensiv daran denken, was zu tun ist, und das Bewusstsein abschalten. Wenn man dann wieder zu sich kommt, ist alles erledigt.
    Ich schwöre Stein und Bein: Als ich die schreckliche Pastete in einen Lochimantel wickelte, spürte ich nichts -genauso wenig wie später, als ich meinen Lieblingszauber anwandte und sie zwischen Daumen und Zeigefinger meiner Linken verschwinden ließ. Meine Gefühle schwiegen sogar, als ich durch die menschenleeren Straßen zum Haus an der Brücke ging - als hätte ich einen Teil meiner selbst in Erwartung besserer Zeiten schockgefroren.
    Im Büro grübelte ich ernsthaft, wo ich meine Beute lagern sollte. Gehörte sie eher in die kleine, dunkle, vollständig isolierte Beweismittelkammer oder in das geräumige Zimmer, das als Leichenhalle diente und fast immer leer stand? Ich beschloss, Kurusch zu fragen.
    »Wenn du wirklich glaubst, diese Pastete sei mal ein Mensch gewesen, handelt es sich wohl um eine Leiche.«
    Ich war erleichtert: endlich Klarheit!
    Als der appetitlich riechende Verstorbene allerdings auf einem Obduktionstisch gelandet war, wurde ich erneut schwach, ging meine Hände waschen und schrubbte sie eine halbe Stunde lang bis zum Ellbogen.
    Danach fühlte ich mich deutlich besser und kehrte in mein Büro zurück.
    »Ein schöner Jahreswechsel ist das gewesen«, meinte ich und zwinkerte Kurusch zu. »Er hat mir eine hübsche Lady und viel zu essen gebracht.«
    »Du machst wohl Witze, Max, oder?«, fragte der Buriwuch vorsichtig. »Du wirst doch nicht etwa ... obwohl -die Leute essen ja alles Mögliche.«
    »Natürlich mach ich Witze«, sagte ich und streichelte den flaumigen Vogel. »Weißt du zufällig, ob es hier noch normale Kamra gibt? Also eine, die nicht ich zubereitet habe?«
    »In Melifaros Büro steht ein fast voller Krug«, meldete der Buriwuch. »Ich hab gesehen, wie er geliefert wurde, und weiß, dass Melifaro vorhin gegangen ist. Piroggen wurden übrigens auch gebracht. Wer weiß ...«
    »Alles klar.«
    Hals über Kopf sprang ich ins Büro des Tagesantlitzes des Ehrwürdigen Leiters. Auf seinem Schreibtisch standen tatsächlich ein Krug Kamra und ein paar Piroggen. Melifaro war so überstürzt in sein endlich von der Verwandtschaft geräumtes Haus geeilt, dass er nicht mal zu Ende gegessen und getrunken hatte, obwohl er das bei seinem Tempo in einer Minute geschafft hätte. Kurusch und ich hatten also Glück, denn in dieser letzten Nacht des Jahres hätten wir nicht mal die fantastische Madame Zizinda erreichen können.
    Bis zum Morgengrauen trank ich nicht nur die ganze Kamra, sondern half auch Kurusch wieder mal dabei, seinen Schnabel von süßer Creme zu reinigen. Ich tat sogar noch mehr und entwickelte einen Plan für unser weiteres Vorgehen. Dabei verspürte ich den gleichen Eifer wie die streitsüchtige Lady Melamori. Zum ersten Mal lag ein Fall, mit dem ich mich von Anfang an beschäftigt hatte, ganz allein in meinen Händen. Ich wollte ihn unbedingt lösen und dabei natürlich alles richtig machen. Klar, dass ich das nicht allein schaffen konnte, sondern auf Hilfe angewiesen war, doch ich wollte Juffin nicht nur mit einer schrecklichen Nachricht überraschen, sondern auch mit einem fertig ausgearbeiteten Plan.
    Anscheinend hatte auch Sir Juffin etwas gespürt, denn er kam viel früher als sonst ins Büro.
    »Ich hab ziemlich schlecht geschlafen«, bemerkte mein Chef düster
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