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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari
Autoren: Max Frei
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erst, dass du nicht in der Nähe bist ... Sündige Magister, Max - wer hätte gedacht, dass du mich so glücklich machen würdest!«
    »Das hätten Sie auch einfacher haben und statt meiner einen Vampir nehmen können.«
    »Aber die Erfahrung zeigt, dass du viel schlimmer bist. Also - hast du die Wette gewonnen?«
    »Wie Sie sehen«, sagte ich und wies mit dem Kopf auf die Flasche. »Da drin ist Dunkles Wesen - eine der besten Weinsorten, wie Melamori behauptet. Und sie sagt, für so eine Gelegenheit sei er zu schade.«
    »Das Mädchen hat absolut Recht. Du frappierst mich wirklich, Max - so einen Wein trinkt man doch heimlich im stillen Kämmerlein, damit kein böser Wind den besten Freund plötzlich an der Tür läuten lässt.«
    »Ich möchte mich damit nur bei Ihnen einschmeicheln. Wie ich vermute, befinden sich in Ihrem Keller nicht nur ein paar Regale voller Dörrfleisch rebellischer Magister, sondern auch ein paar Kisten Kachar-Balsam.«
    »Und das hältst du für kostbar? So einen Quatsch kann ich mir allein zaubern. Im Interesse der Krone darf ich das Chrember-Gesetzbuch missachten. Der Große Magister Nuflin Moni Mach sagt das auch.«
    »Umso besser. Ich teile Ihre Ansichten und die des Großen Magisters vollauf. Schade nur, dass ich nie lernen werde, mir Kamra zu zaubern.«
    »Da hast du Recht. Kamra kochen wirst du nie, wirklieh nie lernen, du Ärmster«, sagte Juffin Halli und schaute mich mit geheucheltem Mitgefühl an.
    »Irgendeine Schwäche muss ich ja haben«, sagte ich, um meinen strengen Lehrer zu trösten. Dann schob ich ihm das Dunkle Wesen zu.
    Auf dem Weg zu meiner Dienststelle fühlte ich mich ungemein bettschwer. Ich brauchte dringend Bewegung.
    Ich hatte die optimistischen Prognosen von Sir Juffin, der mir die ruhigste Nacht des Jahres vorausgesagt hatte, ignoriert, und tatsächlich bekam ich gleich zu tun. Im Saal der allgemeinen Arbeit döste eine bezaubernde Lady mittleren Alters im Sessel der Trostlosen vor sich hin. Sie trug einen teuren Lochimantel, unter dem eine einfache leinene Hausskaba hervorsah. Die Dame befand sich in einem Trunkenheitszustand, bei dem das Lallen schon abklang, das Reden aber noch nicht wieder begonnen hatte. Deshalb wartete ich nicht, bis es ihr besser ging, sondern reichte ihr intuitiv eine Tasse kalte Kamra, die ich gekocht hatte. Das bittere Getränk sollte ihr helfen, das seelische Gleichgewicht wiederzugewinnen. Meine Kamra war nicht schlimmer als Salmiakgeist, der in Echo freilich genauso verboten ist wie Schwarze Magie dritten Grades. Die Lady nahm automatisch einen Schluck und hörte auf zu schluchzen. Erstaunlich, dass sie überhaupt am Leben blieb.
    Nur Kurusch - der einzige Zeuge ihres überraschenden Besuchs - konnte erklären, was mit der Unglücklichen passiert war. Ich wandte mich also an ihn, und der Buriwuch gab mir die entsprechenden Informationen:
    »Mein Mann hat sich in eine Pastete verwandelt, in eine große Pastete.«
    Traurig sah ich Kurusch an, dann die Lady, dann wieder Kurusch und schließlich die Decke, die mir den Himmel ersetzen musste.
    Warum immer ich, dunkle Magister?, dachte ich. Ich bin doch gar kein übler Kerl. Eigentlich bin ich sogar ganz anständig. Warum also immer ich?
    Der Wahnsinn dauerte an. Kurusch wiederholte hartnäckig den Satz, in dem die Worte Mann und Pastete vorkamen. Ich wusste, dass er so lange reden würde, bis er alles wiedergegeben hatte, was in meiner Abwesenheit gesagt worden war. Als die Lady ihren Monolog aus dem Schnabel des sprechenden Vogels vernahm, verließ sie den Pfad der Beruhigung und geriet auf den Abweg der Hysterie. Mit Gewalt schüttete ich ihr noch einen Schluck meines Erzeugnisses in die Kehle. Das half - die arme Frau sah mich aus großen verwirrten Augen an und flüsterte:
    »Es ist schrecklich, aber in meinem Bett liegt wirklich eine große Pastete, und Karri ist nicht da.«
    Schließlich schwieg der Buriwuch. Anscheinend war selbst er verwirrt. Vorsichtig streichelte ich das Tier.
    »Alles in Ordnung, mein Kluger. Mir gefällt das zwar auch nicht, aber bleib gelassen. Du bist ein Prachtkerl, Kurusch. Wenn ich wüsste, worum es geht, würde ich nicht hier sitzen.«
    Kurusch plusterte sich auf. Sir Juffin hatte ihn vermutlich zu einem der verwöhntesten Buriwuche des ganzen Königreichs verzogen. Zugleich aber war unser Kurusch auch der großherzigste Buriwuch der Welt.
    »Es ist nicht üblich, dass in der letzten Nacht des Jahres jemand ins Haus an der Brücke kommt«, sagte er.
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