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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling
Autoren: Max Frei
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nichts verstehen. Glaub mir das, und sei bitte nicht sauer. Und dir, Juffin, erscheine ich demnächst im Traum und erkläre dir alles. Vielleicht schon heute Nacht. Das ist wirklich interessant. Max, bis zu diesem Zeitpunkt hat übrigens niemand gewusst, woher Doperste wirklich kommen. Wir haben also mit deiner Hilfe schon wieder ein Rätsel gelöst: Sie sind nur das Produkt der Furcht vor dem Unbekannten.«
    Offen gesagt verstand ich von diesen Erklärungen kein Wort. Dafür erinnerte ich mich aber an etwas.
    »Und was ist mit dem Hirngespinst, das im Cholomi- Gefängnis gelebt und Lonely-Lokley als Doperst bezeichnet hat? Ist unser Schürf etwa auch so einer?«
    Sir Maba Kaloch kicherte.
    »Nimm das Gerede von Machligl Annoch doch nicht so ernst! Doperst ist sein Lieblingsschimpfwort. So bezeichnet er ausnahmslos alle Agenten fremder Orden. Und soweit ich weiß, war auch Lonely-Lokley seinerzeit Mitglied in einer solchen Organisation - in welcher eigentlich, Juffin?«
    »Im Orden der Löchrigen Tasse.«
    »Genau! Er war doch der verrückte Fischer. Der hat damals wirklich viel Unheil gestiftet.«
    »Sir Lonely-Lokley? Unheil!?«, fragte ich erstaunt.
    »Warum wundert dich das, Max? Menschen ändern sich. Schau doch dich an! Wo ist der unglückliche Junge geblieben, der gezittert hat, wenn er die Absätze seiner Chefin klappern hörte?«, meinte Sir Maba.
    »Sie haben recht.«
    »Übrigens hab ich gesehen, wie ihr zwei das Hirngespinst fertiggemacht habt. Euer Wasserfall hat mich begeistert! Das war die beste Show seit Anfang der trostlosen Epoche des Gesetzbuchs.«
    »Haben Sie das wirklich gesehen?«, fragte ich und war übers Staunen hinaus.
    »Aber natürlich. Es ist mein Hobby, die Aufgaben ehemaliger Kollegen zu verfolgen. Da konnte ich mir dieses Vergnügen doch nicht entgehen lassen. Aber mach dir keine Illusionen, mein Junge - ich mische mich nie ein. Ich beobachte nur. Für Interventionen ist Sir Juffin zuständig. Und wir haben vielfach grundverschiedene Ansichten.«
    »Was dich allerdings nicht davon abhält, für deine sogenannten Konsultationen Honorar zu verlangen«, warf Juffin boshaft ein.
    »Natürlich nicht. Ich liebe Geld. Es ist so hübsch. Was deinen persönlichen Doperst anlangt, Max - früher oder später wirst du nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist töten müssen. Es ist nicht gut, das All mit solchen Dingen zu vermüllen. Obendrein ist ein Doperst, der zwischen zwei Welten unterwegs ist, etwas absolut Unanständiges. Damit ist meine Konsultation beendet. Und du, Juffin, solltest aufhören zu behaupten, ich würde vom König Geld bekommen, ohne dafür Gegenleistungen zu erbringen.«
    »Schon gut. Ich habe offenbar gerade den größten Befürworter der Todesstrafe getroffen.«
    »Und wie tötet man einen Doperst?«, fragte ich.
    »Das wirst du wissen, wenn du ihn umgebracht hast.
    Sei nicht so ungeduldig, Max. Theoretisch kann diese Sache hundert Jahre oder länger auf dich warten. Aber eines Tages wird es so sein, dass du keine andere Möglichkeit hast. Das Leben ist nämlich raffiniert. Und bis dahin weißt du bestimmt, was du zu tun hast.«
    »Na - wenn Sie das so sagen, wird es wohl so sein«, meinte ich. »Jetzt haben Sie mich aber wirklich verwirrt.«
    »Damit sollte jede gute Geschichte enden, Max. Wenn der Mensch zu verstehen aufhört, befindet er sich auf gutem Wege«, sagte Juffin zu mir. »Wir werden deine kostbare Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen, Maba. Außerdem haben wir schon alles aufgegessen. Aber vergiss bitte nicht: Du hast versprochen, mir im Traum zu erscheinen.«
    »Das vergesse ich schon nicht. Ciao!«
    Ich erwartete einen unvergesslichen Abgang, aber nichts dergleichen geschah. Sir Maba Kaloch verließ das Wohnzimmer durch die Tür, durch die er gekommen war, und wir traten in den Korridor hinaus.
    »Bin ich etwa befördert worden?«, fragte ich. »Oder warum hat Sir Maba sich diesmal ohne Überraschung verabschiedet?«
    »Bist du sicher, Max, dass er keine Überraschung für dich in petto hat?«, sagte Juffin und öffnete lächelnd die Haustür.
    Ich trat über die Schwelle und erstarrte: Statt im Garten befanden wir uns in unserem Büro.
    »So ist das eben mit ihm«, zwinkerte Juffin Halli mir zu. »Sei nie zu entspannt, wenn du mit Maba Kaloch zu tun hast.«
    Ich setzte mich in meinen Sessel, begann mit den Atemübungen, die Sir Lonely-Lokley mir vorgeführt hatte, und hoffte vage, sie würden mir helfen.
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