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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling
Autoren: Max Frei
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Womit, weiß ich nicht. Jedenfalls meinte er: -Wofür braucht das Kind eigentlich einen Vornamen? Bei dem Nachnamen!« Meine Mutter hatte ihre eigenen Vorstellungen von ehelicher Harmonie und sagte: »Wie du willst, mein Lieber. Später wirst du noch darüber jammern.« Sie wollte einfach nicht weiterstreiten. Schließlich ging es ja nicht um ihren Namen, sondern um meinen. So bin ich um einen Vornamen herumgekommen - und beklage mich darüber nicht.«
    »Bei mir ist es genau umgekehrt: Mit dem Vornamen hatte ich Glück - er ist das Einzige, wofür ich meinen Eltern dankbar bin.«
    »Eben, du hast nur einen Vornamen!«, rief Melifaro nickend. »Ist das bei euch so üblich?«
    »Eigentlich nicht, aber du hast doch mein Zuhause gesehen. Ich steh nicht so auf Luxus.«
    »Und das ist auch gut so! Hier vorne rechts - und versuch mal, etwas langsamer zu fahren. Der Weg ist jetzt schlimm.«
    »Langsamer? Niemals!«, rief ich kühn und raste über Schlaglöcher dahin.
    »Wir sind da!«, stellte Melifaro erleichtert fest, als plötzlich eine hohe, dicht bewachsene Mauer auftauchte. »Leben wir noch? Max, du bist wirklich seltsam. Und so einen schrägen Vogel bringe ich mit nach Hause!
    Aber zum Umkehren ist es zu spät. Nicht mal Juffin kann ich um Hilfe bitten - der ist nämlich noch schlimmer. Aber gehen wir, Sir Nachtalptraum.«
    Die Bewohner des großen Hauses schliefen schon. Deshalb gingen wir leise in die Küche und vertilgten dort alles, was uns in die Hände geriet. Dann führte mich Melifaro in ein kleines, aber sehr gemütliches Zimmer.
    »Wenn ich als Kind krank oder traurig war, hab ich immer hier geschlafen. Das ist der hübscheste Ort im ganzen Haus, glaub mir. Mach es dir bequem. Dieses Zimmer wirkt Wunder bei allen, die gerade einen schlimmen Tag hinter sich haben - so wie du. Erstens wirst du sehr schnell einschlafen, ganz anders, als du es gewöhnt bist. Und zweitens ... Aber das wirst du selber sehen. Diesen Teil des Gebäudes hat mein berühmter und hochgelehrter Großvater Philo Melifaro entworfen. Und er war nicht das letzte Mitglied im Orden des Geheimen Krauts.«
    »Wirklich? Juffin hat mir mal ein Armband des Großen Magisters dieses Ordens geschenkt.«
    »Na, da hast du Glück gehabt! Du solltest es immer dabeihaben, denn seine Wirkung ist stark. Ich gehe jetzt. Wenn ich nicht sofort ins Bett komme, sterbe ich vor Müdigkeit. Bis morgen, mein Wunder!«
    Ich blieb allein zurück. Angenehme Müdigkeit umhüllte mich wie eine weiche Decke. Ich zog mich aus und inspizierte meinen Traumsalon. Dann schlug ich die Bettdecke zurück und schlüpfte in die warme Dunkelheit. Ich fühlte mich ruhig und gut. Schlafen wollte ich auf keinen Fall, sondern auf dem Bett liegen und nachdenklich an die Decke schauen. Was hätte ich auch Besseres tun sollen?
    Die dunklen Balken über mir sahen herrlich aus. Ich hatte den Eindruck, sie zitterten leicht - wie kleine Wellen eines ruhigen Meers. Ihre rhythmische Bewegung schaukelte mich langsam in den Schlaf. Im Traum sah ich all die Orte, die ich besonders mochte: eine Stadt in den Bergen, einen Park im englischen Stil, Sandstrände. Nur von Echo träumte ich nicht. Aber das war auch kein Wunder: Die Stadt war längst Zentrum meines neuen Lebens geworden, und durch ihre Straßen spazierte ich Tag für Tag.
    In dieser Nacht glitt ich leicht und nach Wunsch von einem Traum zum anderen. Nachdem ich lange genug durch den englischen Park spaziert war, wechselte ich an den Strand. Nach einer langen Zeit in den Dünen landete ich in einer Drahtseilbahn. Ein paar Mal hörte ich in der Nähe das leise Lachen von Maba Kaloch. Ihn selbst allerdings konnte ich nicht ausfindig machen. Doch allein sein Lachen empfand ich als bemerkenswertes Ereignis.
    Kurz vor Mittag wachte ich auf und fühlte mich glücklich und frei. Die jüngsten Ereignisse erschienen mir wie ein Abenteuerfilm, vor der Zukunft hatte ich keine Angst, und die Gegenwart stellte mich rundum zufrieden. Ich wusch mich, zog eine strohgelbe Skaba und einen gleichfarbigen Lochimantel an, die ich am Vortag als Kontrast zu meiner Unheil verkündenden Arbeitskleidung eingepackt hatte, und meldete mich per Stummer Rede bei Melifaro.
    »Schon aufgestanden? Du bist ja eine Rakete! Ich bleib noch ein wenig im Bett. Geh schon mal runter und trink Kamra mit meinem Vater. Oder trink sie allein, falls er schon weg ist. In einer halben Stunde komm ich zu dir.«
    Ich ging ins Wohnzimmer, wo ich eine merkwürdige Szene erlebte. Ein
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