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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
Autoren: Yasmine Galenorn
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trieb mich vorwärts, und ich sprang über einen umgestürzten Baum, landete auf dem Pfad und steuerte das Haus an. Wir rannten, als seien die Höllenhunde hinter uns her, ohne uns umzusehen, ohne zu wissen, ob Myst und ihre Gefolgsleute uns auf den Fersen waren oder wir sie abgehängt hatten.
    Und dann durchbrachen wir die Baumlinie, überquerten die Grenze und waren auf unserem Land, und ein sanfter Schimmer hing über dem gesamten Grundstück. Anadey stand auf der Veranda und sah angstvoll zu, wie wir vor ihr rutschend zum Stehen kamen. Wir waren zu Hause, und Peyton war bei uns.
    Ich drehte mich, um Atem ringend, um und sah gerade noch, wie Myst und Heather mit einem halben Dutzend Wachleuten hinter sich an den Rand unseres Besitzes traten. Mit wild hämmerndem Herzen sah ich zu, wie sie suchend am Rand entlanggingen, aber nicht über die Grenze traten. Was immer Anadey sich ausgedacht hatte, es hielt.
    Ich straffte die Schultern und wandte mich ihnen zu – der Fürstin der Verwüstung und ihrem Hof. Sie blickte mir gelassen entgegen. Ihre leuchtenden Augen funkelten wie Sterne, und ihre Haut hatte die Farbe des Himmels an einem klaren Abend, bevor die Dämmerung wirklich einsetzte. Ihr Kleid verschmolz in transparenten Schattierungen von Blau und Schwarz, Grau und Silber mit den Schatten. Wunderschön, dachte ich. Sie war so unglaublich schön und schrecklich.
    Myst legte den Kopf erst leicht nach links, dann nach rechts und lachte leise.
    »Cicely Waters. Glaubst du etwa, dass du gewonnen hast?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wenn wir gewonnen hätten, wärst du jetzt tot.«
    »Gut. Unterschätze mich nicht, mein Kind. Hast du überhaupt eine Ahnung, wer du bist? Wer du warst? «
    Der Uhu kreiste über unseren Köpfen und landete in der Eiche hinter mir. Ich räusperte mich und erwiderte Mysts Blick, obwohl es mich Mühe kostete, nicht zurückzufahren.
    »Ich bin Cicely Waters, Magiegeborene und vom Volk der Uwilasidhe. Ich weiß, wer ich bin. Und ich weiß, wer du bist.« Es war dumm, sie zu provozieren, aber sie sollte begreifen, dass ich sie für das Ungeheuer hielt, das sie war, für eine fanatische Herrscherin im Blutrausch. »Und ich habe den Karmesin-Hof in meinem Rücken.«
    Sie neigte leicht den Kopf, wandte sich zu Heather um und strich meiner Tante sanft mit dem Handrücken über die Wange. Und dann, völlig unvermittelt, schlug sie sie so fest, dass Heather rückwärts zu Boden ging. Heather lag da und starrte, ohne zu protestieren, von unten hoch. Ich hörte, wie Rhiannon einen Schrei unterdrückte, aber ich drehte mich nicht um, zeigte keinerlei Emotion.
    »Nur als Gedanke«, sagte Myst und wandte sich wieder mir zu, um mich mit schmalen Augen zu mustern. »Wenn ich meine Freunde so behandle, wie mag ich dann wohl meine Feinde behandeln? Überleg dir, auf welcher Seite du stehen willst. Dein geliebter Grieve gehört mir. «
    »Nein!« Ich fuhr zusammen, ohne dass ich es verhindern konnte. »Was soll das heißen?«
    »Ich will ihn für mich allein! Er wird mein Gemahl. Und du, meine Liebe … Weißt du wirklich nicht mehr, wer du einmal warst? Denk nach, denk gründlich nach.« In ihren Augen bildete sich ein Strudel, und ich spürte, wie er mich hineinzog.
    Das Aufflackern eines Bildes … ich, die ich tief im Wald stehe, neben mir Grieve, der nicht Grieve ist, sondern Shy. Und ich … ich bin Cherish, und dieses Mal blicke ich auf meine Hände herab, die eine schwache, bläuliche Färbung haben. Erstaunt hebe ich die Hand und taste nach meinen Zähnen. Rasiermesserscharfe Fänge. Und als ich mich zu Shy umdrehe, lächelt er, der mich liebt, und ich weiß, dass ich eine Verräterin bin, dass ich mich selbst verrate, meine Rasse, meine Mutter …
    »Nein«, flüsterte ich. »Ich war keine von euch. Ich war eine Cambyra-Fee.«
    Myst lachte, ein tiefes, sattes Lachen, und ihre Stimme hallte durch die Nacht. » Jetzt bist du eine Cambyra-Fee, aber … o ja, ich sehe, dass du dich erinnerst. Lebe wohl, Kind, nun gehen wir auseinander, doch nicht für lange. Und wenn wir uns wiedersehen, dann wirst du wieder wissen, wie du dich gegen deine Familie gewandt hast. Grieve ist nicht der Einzige, der dich so viele Jahre gesucht hat. Und merk dir eins: Ich bin ungemein nachtragend.« Und damit drehte sie sich um, und wie Schatten in der Nacht waren sie und ihre Gefährten verschwunden.
    Ich drehte mich zu den anderen um, die schweigend und abwartend dastanden und mich ansahen. Mit dem übelkeiterregenden
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