Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
die von jedem ihrer rehbraunen Augen ausgehend nach hinten verliefen; die altertümliche Technologie warf leichte Wellen bei jeder Bewegung ihres Gesichts. Und schließlich war da noch, etwas abseits von den beiden kauernd, Isabella Halgarth. Sie war eine schlanke Blondine, mit langem, glattem Haar, das zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. Ihr flauschiger Pullover war um einiges aufreizender als er streng genommen hätte sein sollen und endete ein gutes Stück über ihrer Taille, während ihre Jeans kaum mehr waren als eine blaue zweite Haut über ihren langen, athletischen Beinen. Die hohen Wangenknochen verliehen ihrem Gesicht etwas Aristokratisches; ein Eindruck, der durch die kühle Geringschätzung, die sie zur Schau trug, noch verstärkt wurde. Während ihre beiden Freundinnen Troblum freudige Hallos entgegenriefen, quittierte Isabella seine Rückkehr nur mit einem kaum merklichen Nicken.
    Troblum seufzte bedauernd und befahl seinem U-Shadow, die Mädchen zu isolieren. Sie waren seit nunmehr fünfzig Jahren seine Gefährtinnen und er schätzte ihre Gesellschaft erheblich mehr als die irgendeines Menschen aus Fleisch und Blut. Abgesehen davon stellten sie für ihn ein Band zu der Epoche dar, die er so liebte. Dummerweise konnte er sich im Moment jedoch keine Ablenkung erlauben, egal wie angenehm sie auch sein mochte. Es hatte ihn Jahrzehnte gekostet, die Animationsprogramme weiterzuentwickeln und jedem Solido die entsprechende Persönlichkeit zu verleihen, die er heute besaß. Die drei hatten während des Starflyer-Krieges bei ihm gewohnt und waren seinerzeit in das geniale Desinformationskomplott des Starflyers hineingezogen worden. Isabella war eine der effizientesten Agentinnen des Aliens gewesen, hatte hochrangige Politiker und Funktionsträger des Commonwealth um den Finger gewickelt und auf subtile Weise manipuliert. Noch lange Zeit nach dem Krieg war das geflügelte Wort »die Isabella mit jemandem machen« commonwealthweit das Synonym dafür, jemanden nach Strich und Faden zu verarschen. Doch schließlich war die Schmach allmählich verblasst. Auch bei Menschen, die üblicherweise über fünfhundert Jahre alt wurden, verloren die Dinge irgendwann ihre Macht und Bedeutung. Heute war der Starflyer-Krieg nicht mehr als eines der prägenden Ereignisse am Beginn des Commonwealth, eine der vielen Stationen der Geschichte, so wie Ozzie und Nigel, der Bienenstock, die Galaxisumrundung der Endeavour und das Knacken der Planter-Nanotechnologie.
    Als er noch jünger gewesen war, hatte Troblum sich nicht für die Vergangenheit interessiert. Doch dann hatte er zufällig entdeckt, dass er von einem Mann namens Mark Vernon abstammte, der in dem Krieg offensichtlich eine entscheidende Rolle gespielt hatte. Er hatte begonnen, ein wenig über seinen Vorfahren zu recherchieren, um ein paar Details in Erfahrung zu bringen und vielleicht das eine oder andere über seinen familiären Hintergrund zu erfahren. Hundertachtzig Jahre war das nun her, und er war vom Starflyer-Krieg noch immer genauso fasziniert, wie an jenem Tag, als er die ersten Files über diese Epoche geöffnet hatte.
    Die Mädchen wandten sich von Troblum und dem Trolley, der ihm ins Zimmer gefolgt war, ab und plapperten munter miteinander weiter. Wie gebannt starrte Troblum auf den Zylinder, während dieser transparent wurde. In seinem Innern wurde eine hundertfünfzig Zentimeter lange Metallstrebe sichtbar. Die eine Seite endete in einer Plastikverbindung, wo, einem struppigen Schwanz gleich, die ausgefransten Enden von Lichtleiterkabeln herausragten. Die Oberfläche war pockennarbig und stumpf und außerdem in der Mitte eingedellt, als ob die Strebe von irgendetwas getroffen worden wäre. Troblum öffnete den Zylinder und ignorierte das Zischen von Gas, als das schützende Argon entwich. Seine Hände zitterten, als er die Strebe berührte, doch er konnte nichts dagegen tun; und auch nicht dagegen, dass es ihm die Kehle zuschnürte. Dann hob er die Strebe hoch, spürte wahrhaftig die Struktur ihrer abgenutzten Oberfläche auf seiner eigenen Haut. Lächelnd schaute er auf sie herab, genau so, wie ein nichtmodifizierter Natural-Mann sein neugeborenes Kind betrachtet hätte. Subkutane Sensoren steigerten den Tastsinn seiner Finger und führten im Verein mit seinen Higher-Feldscanfunktionen eine umfassende Analyse durch. Die Strebe bestand aus einer Aluminium-Titan-Legierung, mit einer speziellen Kohlenwasserstoffkettenverstärkung. Außerdem war sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher