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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
Autoren: Peter F. Hamilton
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lavendelfarbenen Blüten.
    Während sie bedrückt weitertrottete, versuchte sie, sich alles ins Gedächtnis zu rufen, was sie je über die Silfenpfade gehört hatte. Es war nicht viel. Selbst die Universalenzyklopädie in ihrer Speicherlakune enthielt mehr Mythologie als Fakten zu diesem Thema. Sie existierten, es gab jedoch keine Karte von ihnen, und ein paar menschliche Geschichtsforscher hatten sich aus verschiedenen persönlichen oder irrationalen Motiven auf ihnen auf die Reise gemacht - nur von wenigen hatte man je wieder gehört. Abgesehen von Ozzie natürlich. Jetzt, da sie darüber nachdachte, hatte sie geahnt, dass er ein Silfen-Freund war. Und das war Mellanie auch, wer immer sie auch sonst gewesen sein mag. Araminta hätte sich in den Hintern beißen können, dass sie nicht einmal eine simple Recherche mit ihrem U-Shadow durchgeführt hatte. Es war über eine Woche her, dass Cressida ihr von ihrer Abstammung erzählt hatte, und sie hatte es nicht für nötig befunden, mehr darüber in Erfahrung zu bringen, hatte nicht eine einzige Frage gestellt. Wie dämlich.
    Bei dem Gedanken an Cressida riss sie sich zusammen. Cressida würde niemals aufgeben oder in einem Anfall von Selbstmitleid versinken. Und mit ihr bin ich genauso verwandt.
    Also fing sie an, in Gedanken eine Liste von positiveren Aspekten aufzustellen, während sie weiter auf das Waldstück zuhielt, wo, wie sie sicher war, der nächste Pfad begann. Zunächst einmal konnte sie Pfade erspüren, was bedeutete, dass diese strapaziöse Reise irgendwann ein Ende haben würde. Das war doch schon mal was. Dass sie nichts zu essen hatte, war dumm, aber sie besaß ein starkes Advancer-Erbgut; und dessen Sinn und Zweck war es, den Menschen dazu zu befähigen, in der Galaxis zu überleben. Wie sie in ihrer Kindheit auf der Farm gelernt hatte, wo sie, ihr Bruder und ihre Schwestern beim »Wer-traut-sich-was«-Spielen alles Mögliche angeknabbert hatten, war es relativ schwierig für einen Advancer, sich mit außerirdischer Vegetation zu vergiften. Ihre Geschmacksnerven konnten sehr gut erkennen, was gefährlich war und was nicht. Und solange eine Pflanze nicht gerade extrem toxisch war, konnte ihr Metabolismus sie wahrscheinlich verkraften.
    Trotzdem gefiel ihr das Gras auf dem Berg überhaupt nicht.
    Ich werde bis zum nächsten Planeten warten, bevor ich zu solchen Maßnahmen greife.
    Als sie die ersten moosbewachsenen Bäume erreichte, wurde die Luft spürbar kälter. Von weiter talabwärts zogen dicke Ambosswolken auf sie zu. Regen bei dieser Temperatur hatte ihr gerade noch gefehlt.
    Sie ging tiefer in den Wald. Lange, honigbraune Blätter zitterten über ihrem Kopf an den Ästen. Kleine weiße Spindeln wie Spinnengespinste lugten durch das Gras unter ihr. Je weiter sie voranschritt, umso unbewegter wurde die Luft zwischen den Bäumen. Ihre Zuversicht wuchs. Irgendwo in ihrem Bewusstsein konnte sie spüren, wie die Veränderungen einsetzten. Als sie nach oben sah, zeigten die spärlichen Himmelsflecken, die sie durch das Astgewirr erspähte, ein leichtes Türkis, was ermutigend war. Auf jeden Fall war es heller und einladender als die Wolkenfront über den Bergen.
    Tief im Gaiafield, oder dem Tagtraum des Silfen-Mutterholms - was immer das auch für ein Reich war, durch das ihr Geist derzeit trieb -, spürte sie, wie sich die Welt um sie herum fast unmerklich verformte. Der Pfad war in permanenter Bewegung, besaß weder fixen Anfang noch Ende - er war eine Straße, die auf die Wünsche des Reisenden reagierte. Obgleich unfassbar weit entfernt, war da ein Bewusstsein, das sie zu beobachten schien. Das war der Moment, in dem sie eine vage Vorstellung davon bekam, wie viele Entitäten sich auf den Pfaden befanden. Unzählige Millionen, alle frei umherziehend, einige mit Ziel, gelenkt von dem Wunsch, eine bestimmte Erfahrung zu machen, andere absichtslos und es den Pfaden überlassend, sie aufs Geratewohl durch die Galaxis zu tragen, um was auch immer zu finden und kennenzulernen.
    Neue Bäume mit einer glatten, weißgrünen Rinde tauchten zwischen den moosbedeckten Stämmen auf. Ihre sattgrünen Blätter in den Kronen erinnerten Araminta an einen Laubwald im Frühling. Dann wimmelten Efeu und andere Klettergewächse die Stämme hinauf und ließen graue Blütenkaskaden erstehen.
    Araminta ging weiter. Der Pfad wand sich an kleinen Hügeln vorbei und führte durch schmale Senken. Bäche plätscherten neben ihr dahin. Einmal konnte sie das Donnern eines großen
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