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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
Autoren: Peter F. Hamilton
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geschnitten war, begann sie, sich eine Kopfbedeckung zu flechten. Drei Anläufe später hatte sie ein flaches, trichterartiges Hütchen in Händen, das schließlich sogar auf ihrem Kopf sitzenblieb. Solchermaßen ermutigt nahm sie einen Korb für die Eier in Angriff.
    Am späten Nachmittag unternahm sie noch einen Angelausflug, der weitere fünf Eier abwarf, und legte sich dann hin, um sich etwas auszuruhen, bevor die Dunkelheit einbrach. Sie hatte etliche Stunden vor sich hin gewerkelt und gemacht und getan, und doch sank die Sonne gerade erst auf den Horizont hinunter. Die Tage hier waren lang. Logischerweise waren es die Nächte dann auch, also sollte sie in der Lage sein, ein ordentliches Stück des Weges zu schaffen, bevor die Sonne wieder aufging.
    Der Tag dauerte noch an, als sie eindöste und von einem schlanken, blonden Mädchen träumte, das ebenfalls allein war. Der Traum war undeutlich, und das Mädchen befand sich eher an einem Berghang als in einer Wüste. Ein hübscher Bursche tauchte auf, der das Herz des Mädchens zum Flattern brachte, dann stand sie vor einem Mann mit einem goldenen Gesicht.
    Ruckartig schreckte Araminta aus dem Schlaf. Der Mann war Gore Burnelli gewesen. Was sie vermuten ließ, dass der Traum aus dem Gaiafield gekommen war. Es war hier nur schwach, aber sie konnte es immer noch spüren. Gore war sehr wütend über irgendetwas gewesen. Einen Moment lang war Araminta versucht, in das Gaiafield zurückzutauchen, um zu sehen, ob sie den Traum wieder einfangen konnte, doch sie entschied sich dagegen. Das Letzte, was sie im Augenblick wollte, war, eine abermalige Entdeckung durch Living Dream zu riskieren, auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, wie sie sie hier aufspüren wollten. Abgesehen davon hatte sie dringlichere Probleme.
    Als die kleine, helle Sonne endlich hinter den Horizont glitt, packte sie ihre dürftige Wüstenüberlebensausrüstung zusammen. Die Flaschen waren bis zum Rand gefüllt und mit Holzstücken verstöpselt. Unter dem Gewicht ächzend wuchtete sie sich den Wasserproviant in einem Gurtwerk aus geflochtenen Rindenstreifen auf den Rücken. Die gebackenen Eier wanderten in ihren Korb, den sie sich über die Schulter schlang. Noch mehr Rindenstreifen hingen um ihren Hals - sie konnte sich nicht vorstellen, wozu sie sie brauchen würde, aber sie waren alles, was sie hatte, und außerdem die Früchte ihrer eigenen Arbeit. Dergestalt gerüstet machte sie sich auf den Weg.
    Die Dämmerung hielt lange an, was ihr mehr als lieb war; völlige Dunkelheit wäre bedrückend gewesen und nicht nur ein bisschen unheimlich. Am Himmel begannen Sterne zu funkeln. Keine der Konstellationen ließ sich bestimmen, jedenfalls nicht anhand der Dateien ihrer Enzyklopädie. Demnach befinde ich mich nicht mal annähernd im Greater Commonwealth. Trotzdem war sie überzeugt, nicht weit von einem Pfad entfernt zu sein, der sie dorthin führen würde. Sie hatte nicht einen Moment gezögert, als sie von der Oase aufgebrochen war. Sie kannte die Richtung, die sie einschlagen musste.
    Die Wasserflaschen waren lächerlich schwer. Doch sie musste so viel Flüssigkeit mitnehmen, wie sie nur konnte. Ihr Magen fühlte sich nicht wirklich an, als wäre er hundertprozentig in Ordnung, und der Hunger war jetzt ein beständiges Nagen. Anscheinend waren diese komischen Eier für Menschen doch nicht so fürchterlich nahrhaft. Aber immerhin hatte sie die Dinger bei sich behalten. Das war ein Plus.
    Araminta musste grinsen. Schon eigenartig, wie sehr sich die Wahrnehmung in Abhängigkeit von den Umständen änderte. Noch vor einer Woche hatte sie sich Sorgen über die rechtzeitigen Anzahlungen von Käufern für ihre Apartments gemacht und sich über verspätete Lieferanten geärgert. Jetzt sah sie es schon als beachtliche Leistung, ohne zu kotzen durch eine unbekannte Wüste am Arsch der Galaxis zu stapfen.
    Nach drei Stunden zwang sie sich zu einer Pause. Die Wüste wurde jetzt nur noch vom Licht der Sterne illuminiert. Einen Mond schien diese Welt nicht zu besitzen, aber einige Sterne leuchteten relativ hell. Sie wünschte, sie hätte genug Ahnung von Astronomie, um sagen zu können, ob es sich um Planeten handelte. Nicht, dass das eine Rolle gespielt hätte. Und überhaupt, sie hatte jetzt wichtigere Dinge im Kopf. Es fühlte sich gut an, ein reales Ziel vor Augen zu haben, etwas, woran sich Erfolg messen ließ.
    Vorsichtig, um nichts zu verschütten, trank sie etwas Wasser. Die Eier rührte sie nicht an.
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