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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)
Autoren: Åke Edwardson
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die Frau hatte dort gestanden, dort , eins der Kinder dort , vielleicht beide. Es hatte Streit gegeben, Bewegung, eine Art Widerstand, vielleicht nicht von Anfang an. Oder gar kein Widerstand. So etwas ließ sich im Nachhinein arrangieren, war arrangiert von einem kaltblütigen Mörder. Gestylt, dachte er, alles lässt sich stylen. Das meiste ließ sich im Nachhinein arrangieren, jedoch nicht alles. In der Diele gibt es Blut, schon hier hat es angefangen. Die Blutbilder werden ihre Geschichte erzählen, in Torstens Team gibt es zwei Männer mit Spezialwissen, wie man Blutbilder interpretiert. Das Bild kann viel über einen Täter verraten, die Absicht, anderes. Blutspritzer in verschiedene Richtungen, aus verschiedenen Richtungen. Die Reihenfolge, nettes Wort, Richtung, Anzahl der Stiche. Der Teufel hatte seine eigene Waffe mitgebracht. Alles war schon in Bewegung.
    Blut über Blut, dachte er, das Blut über dem Blut.
    Sein Handy klingelte.
    »Ja?«
    »Bist du immer noch da draußen?«
    »Ja.«
    »Was fühlst du?«, fragte Ringmar.
    »Warum fragst du danach?«
    In der Leitung wurde es still. Warum frage ich das? Warum sage ich das? Ich habe ganz vergessen, wie es in der früheren Inkarnation war, und muss wieder lernen, mich auf Bertil einzustellen. Die Methode. Ich muss wieder lernen, der Phantasie freien Lauf zu lassen. Wahrscheinlich habe ich zu viel in der Sonne gelegen.
    »Ich habe das Gefühl, er hat sie gekannt, Bertil. Oder andersherum ausgedrückt, sie kannte den Mörder.«
    »Wie?«
    »Naher Freund.«
    »Wie nah?«
    »Nah genug.«
    »Aber warum nicht warten?«
    »Der Hunger begann schon im Vorraum.«
    »Der Hunger?«
    »Ja.«
    »Hat sie ihm die Tür geöffnet?«
    »Ja.«
    Winter kehrte in das Kinderzimmer zurück. Er schaute aus dem Fenster, sah die Straße, Häuser, Autos, weiße Felder, Felsen, Himmel, Meer, er konnte alles sehen.
    »Er konnte alles sehen«, sagte er.
    »Was? Alles im Haus?«
    »Mit diesem Fenster ist irgendetwas«, sagte Winter.
    »Welchem Fenster?«
    »Im Kinderzimmer, in dem das Baby war.«
    »Er konnte das Baby sehen? Von draußen?«
    »Er konnte alles sehen«, wiederholte Winter, aber seine Stimme klang wie aus einem anderen Winkel des Zimmers, fast so, als könnte er sie selber kaum hören. Er wusste selbst nicht, was es bedeutete, was er gesagt hatte, doch er würde es herausfinden, davon war er überzeugt.
    Um halb zehn rief Angela an. Er hatte gerade die Balkontüren geschlossen. Es war kalt im Zimmer, das war gut. Er hatte sich noch zwei Fingerbreit Springbank eingeschenkt, 21 er, aber nur zwei. Innerlich wurde ihm warm, äußerlich war ihm kalt.
    »Was machst du gerade?«
    »Dämmerstunde.«
    »Dämmert es bei euch nicht schon seit sechs Stunden?«
    »Es ist den ganzen Tag dämmrig.«
    »Das habe ich dir ja prophezeit, als du weggefahren bist. Als du uns verlassen hast.«
    »Du hattest recht.«
    »Hast du etwas getrunken?«
    »Vier Fingerbreit.«
    »Deine Stimme klingt so gedämpft.«
    »Hm.«
    »War der erste Arbeitstag schwer? Kannst du es mir erzählen?«
    »Lieber nicht.«
    »Ist es so furchtbar?«
    »Schlimmer.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Schlafen die Kinder schon?«
    »Ja. Elsa ist vor einer halben Stunde eingeschlafen. Siv ist gerade nach Hause gefahren.«
    »Wie viele Fingerbreit hat meine liebe Mutter denn getrunken?«
    »Ha, ha.«
    »Bist du sicher, dass Elsa schon schläft?«
    »Ja. Wolltest du mit ihr sprechen?«
    »Ja.«
    »Soll ich sie wecken?«
    »Nein, nein.«
    »Hängt es mit dem zusammen, was heute passiert ist, dass du ihre Stimme hören möchtest?«
    Er antwortete nicht. Unten auf dem Vasaplatsen rief jemand etwas. Es klang wie ein Schrei, konnte aber auch ein Lachen sein, ein Betrunkener, der mit Lichtgeschwindigkeit zwischen Himmel und Hölle unterwegs war.
    »Erik? Was ist passiert?«
    »Genau das muss ich herausfinden.«
    Er schloss die Augen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und versuchte sich zu entspannen, versuchte durch die Matratze hindurchzusinken, die Bilder loszulassen, zu spüren, wie sich all das Harte auflöste und durch Weiches ersetzt wurde, und dann Schlaf ohne Träume. In seinen Ohren hob und senkte sich das Brausen des Meeres, ohne auf die siebte Welle zu warten, dort gab es keinen Respekt vor dem Gleichmaß. Tagsüber und an den meisten Abenden ging es gut, aber im Moment des Einschlafens, der nicht kam, dröhnte das Brausen durch seinen Kopf. Er wollte nicht aufstehen, wollte keine Schlaftablette nehmen, er
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