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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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nicht jetzt und nicht hier. Rolana begann zu beten. Sie legte die Arme eng an den Leib und stand hoch aufgerichtet in der Mitte der goldenen Scheibe. Auch als die Wände sich um sie schlossen und die Decke ihr Haar berührte, betete sie weiter. Da spürte sie, wie die Platte sich unter ihren Füßen zu senken begann. Sie schwebte immer schneller abwärts. Rolana konnte das ziehende Gefühl im Magen spüren, als würde sie fallen. Dann waren die Felswände um sie herum verschwunden, und die Platte sank durch einen Raum, dessen Größe sie im Zwielicht nicht ausmachen konnte. Sanft näherte sie sich dem glatt polierten Steinboden und fügte sich nahtlos in ihn ein. Rolana blieb noch einige Augenblicke reglos stehen, ehe sie es wagte, von der Platte herunterzutreten. Kaum hatten ihre nackten Füße den kühlen Stein berührt, erhellte warmes Licht die domartige Halle und schien auf ein Podest zuzulaufen. Rolana griff nach dem Drachenamulett, das unregelmäßig zu pulsieren begann.
    Da lag er im sanften Schein: der goldene Drache. Sie trat heran und sah ihn nur an. Er war perfekt – ein Wunder, wie der große Drache selbst, nach dessen Vorbild er gefertigt worden war. Die junge Priesterin dankte Soma aus tiefstem Herzen, ehe sie die Hand ausstreckte und die Figur an sich nahm. Es war ihr, als müsste sie sich hier an diesem Ort auf den Boden setzen, mit ihren Fingerspitzen über seine Schuppen streichen und ihn immer nur ansehen. Sie musste sich zwingen, ihre Gedanken zu lösen. Nun hielt sie zwar die Figur in Händen, befand sich aber irgendwo mitten im Herzen des Vulkans und wusste nicht, wie sie zu ihren Freunden zurückkehren oder das Tor finden sollte.
    Die Figur fest in den Händen schritt Rolana an der Wand entlang. Sie war noch nicht weit gekommen, als sie vor sich einen Lichtstrahl entdeckte, der sich als Tageslicht entpuppte, das durch einen Felsspalt hereinflutete! Sie trat in den Lichtstrahl, der sie warm und freundlich einhüllte. Ihre Kleider waren noch immer feucht, und für ihre nackten Füße war der warme Stein eine Wohltat. Sie spürte, wie ein befreites Lachen in ihr aufstieg. Sie hatte es geschafft!
    Rolana trat ins Freie und sah sich um. Kaum hatte sie die Höhle verlassen, schloss sich der Fels wieder. Keine Fuge war mehr zu sehen. Wo war sie überhaupt? Irgendwo am Fuß des Vulkans, so viel stand fest. Ein paar grellgrüne Büsche wuchsen auf dem schwarzen Gestein. In der Ferne konnte sie das Meer in der Sonne schimmern sehen. Vorsichtig balancierte Rolana über Steinplatten hinweg. Weiter links musste irgendwo der Pfad sein, der zum Pass hinaufführte, wo ihre Freunde sich versteckt hatten.
    »Sieh an«, sagte eine Stimme plötzlich ganz in ihrer Nähe.
    Rolana erstarrte.
    »Da kommt die kleine Priesterin und bringt mir die letzte Figur, die ich noch brauche. Schaff sie zu mir!«
    Das durfte nicht wahr sein. Nein, das war ein Albtraum. Rolana blinzelte und wäre beinahe in Tränen ausgebrochen. Sie war über Abgründe und durchs Feuer gegangen, war in einem magischen See dem Ertrinken nahe gewesen und von Felsen fast erdrückt worden, um den goldenen Drachen zu finden und zu beschützen. Und nun lief sie geradewegs Astorin in die Hände und überbrachte ihm, was noch zwischen ihm und der Verwirklichung seines zerstörerischen Plans stand.
    *
    »Cay, komm!« In Ibis' Stimme schwang Ungeduld. »Da geht's nicht weiter. Wir müssen zusehen, dass wir Rolana finden, wenn sie mit der Figur auftaucht.«
    Dass die Priesterin Erfolg haben würde, daran schien die Elbe keinen Augenblick zu zweifeln. Cay stand noch immer am Rand der Schlucht und starrte auf den Torbogen auf der anderen Seite, den nun eine massive Felsplatte verschloss.
    Lahryn hatte es zwar geschafft, mit Ibis über die Schlucht zu gelangen, ohne dass sie in die Tiefe stürzten, und er konnte sie auch eine Zeit lang vor dem Feuer schützen, doch dann hatte der Torbogen sich langsam geschlossen und sie waren zurückgelaufen. Gerade noch rechtzeitig balancierten sie auf den schmalen Felssims hinaus, ehe sich das Tor mit einem lauten Knirschen hinter ihnen schloss. Lahryn wandte alle Sprüche an, die ihm einfielen, aber der Fels bewegte sich nicht, und auch die Tricks der Elbe konnten in diesem Fall nicht helfen. Was blieb ihnen anderes übrig, als die Schlucht noch einmal zu überqueren und zu Cay und Thunin zurückzukehren? Lahryn war völlig erschöpft, als sie endlich festen Grund erreichten.
    »Geht es wieder?«, fragte Thunin besorgt,
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