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Das Dante-Ritual (German Edition)

Das Dante-Ritual (German Edition)

Titel: Das Dante-Ritual (German Edition)
Autoren: André Lütke-Bohmert
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Zeiterfassungs- und Überstundenregelung die hausinternen Mitteilungen nicht besonders intensiv gelesen haben soll.“
    Rensing suchte noch nach einer Erwiderung, als Strathaus ihm kumpelhaft auf die Schulter schlug.
    „Na, wollen wir mal aus einer Mücke keinen Elefanten machen, Rensing. Solange Ihre Leute so zuverlässig arbeiten wie beim Pape-Mord, kann man schon mal ein Auge zudrücken.“
    „Wir tun alle nur unser Bestes, Herr Strathaus.“
    Rensing hasste es, sich anbiedern zu müssen. Erst recht diesem piekfeinen Dandy. Verstohlen musterte er die Schuhe des Polizeipräsidenten. Um sich die leisten zu können, müsste er einige Überstunden schieben, ganz gleich nach welcher Regelung.
    „Eines noch, Rensing.“ Strathaus schaltete auf Flüsterton. „Mir ist sehr daran gelegen, dass Sie die Wilhelms-Universität nicht unnötig in Ihre Ausführungen einbeziehen. Abgesehen vom Image der Fahrradstadt, sind es vor allem die herausragenden Hochschuleinrichtungen, die Münsters Bekanntheitsgrad ausmachen.“
    Daher wehte also der Wind.
    „Ich werde mich bemühen, Herr Strathaus.“
    „Davon bin ich überzeugt.“ Strathaus erhob sich. Hände schüttelnd und wohlwollende Blicke verteilend, verließ er noch einmal den Saal.
    Rensing trat ans Podium, breitete seine Unterlagen aus und ließ den Blick über die Journalistenschar schweifen. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt.
    „Sehr geehrte –„
    Eine sirenenartige Rückkoppelung ertönte.
    Rensing zuckte zusammen und fegte um ein Haar sein Wasserglas von der Ablage. Aus dem Augenwinkel konnte er erkennen, wie Werner Tillack zum Verstärker hastete und an den Reglern rumfummelte. Unter den Journalisten setzte Getuschel ein. Na das ging ja gut los. Rensing stutzte, als sein Blick an jemandem haften blieb, der hier nicht hingehörte. Was hatte Walter Beekmann hier verloren? Und wie war er ohne Akkreditierung überhaupt reingekommen? Rensing überflog die Gesichter in Beekmanns Nähe, aber den jungen Heißsporn Jan Lohoff konnte er nirgends entdecken.
    Tillack trat neben ihn ans Podium, klopfte ein paar Mal mit gekrümmtem Zeigefinger gegen das Mikro und ließ ein kurzes „Test, Test, eins, zwei“ folgen.
    Rensing wartete, bis das Gemurmel im Saal verebbt war.
    „Entschuldigung“, sagte er dann. „Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte Sie zu dieser Pressekonferenz herzlich willkommen heißen. Mein Name ist Martin Rensing, und ich werde Ihnen heute die Ermittlungsergebnisse im Mordfall Pape darlegen. Bitte seien Sie so freundlich, mich bei meinen Ausführungen nicht zu unterbrechen. Ich werde Ihnen im Anschluss an meinen Bericht ausreichend Zeit und Gelegenheit bieten, Fragen zu stellen.“
    Rensings Stimme krächzte. Er trank einen Schluck Wasser und räusperte sich.
    „Am Mittwoch, den 13. Juni ging bei der Polizei Münster um 11 Uhr 25 ein Notruf der Personalabteilung des Universitätsklinikums ein“, fuhr er fort. „Den Ausführungen der Klinikmitarbeiterin zufolge, war Dr. Sören Pape an diesem Morgen nicht zum Dienst erschienen. Man hatte sich zunächst vergeblich bemüht, Dr. Pape telefonisch zu erreichen, und dann einen der Bediensteten zu dessen Wohnung geschickt. Da auch nach mehrmaligem Klingeln keine Reaktion erfolgt war, entschloss man sich, die Polizei zu verständigen. Gegen 11 Uhr 40 trafen zwei Streifenbeamte an der Wohnung ein. Sie befragten die Nachbarn und riefen dann bei der Hausverwaltung an, um einen Zweitschlüssel zur Wohnung zu erhalten. Um 12 Uhr 10 betraten die Beamten die Wohnung und fanden Dr. Pape auf dem Boden des Wohnzimmers liegend vor. Zehn Minuten später traf der Rettungswagen ein, und um 12 Uhr 30 wurde Dr. Papes Tod offiziell festgestellt. Die Untersuchung der Rechtsmedizin ergab später, dass der Tod am Dienstag zwischen 22 Uhr und 23 Uhr in Folge eines Schädelbasisbruchs mit schwerer Hirnblutung eingetreten ist.“
    Rensing atmete tief durch. Jetzt kam der unappetitliche Teil.
    „Die Autopsie ergab ferner, dass dem Opfer post mortem die Augäpfel ausgestochen wurden.“
    Wieder setzte Getuschel im Saal ein. Vor allem dieses makabre Detail der Tat hatte dafür gesorgt, dass die Leichensache Pape auch überregional zum Gegenstand der Medien geworden war.
    „Die Verstümmelungen der Augen wurden dem Opfer mit einem Tranchiermesser zugefügt, das der Täter aus einem Holzblock auf der Durchreiche zwischen Wohnzimmer und Küche gezogen hat und das unmittelbar neben der Leiche gefunden wurde. Aus Blut-
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