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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus
Autoren: Jules Verne
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zu ändern… ja, ja,… vielleicht!
    – Da umgeht man die für Reisende bestimmten Bungalows, fuhr Kapitän Hod fort, in denen der Comfort immer zu wünschen übrig läßt, und worin man nur mit Erlaubniß der Ortsbehörden verweilen darf!
    – Ebenso wie die abscheulichen Gasthäuser, in denen Einem moralisch und physisch das Fell über die Ohren gezogen wird! bemerkte ich dazu nicht ohne Grund.
    – Der Wagen der Quacksalber und Marktschreier! rief Kapitän Hod, aber in modernisirter Façon! Welch’ schöner Traum! Anzuhalten, wenn man will, abzufahren, wenn es beliebt, zu Fuß neben her zu gehen, wenn man spazieren will, im Galopp zu fahren, wenn es darauf ankommt, nicht nur ein Schlafzimmer mitzunehmen, sondern auch den Salon, das Speise-und Rauchzimmer und vor Allem Küche und Koch dazu, das wäre ein Fortschritt, Freund Banks! Versuchen Sie, das zu widerlegen, Herr Ingenieur, versuchen Sie es!
    – Ei, ei, Freund Hod, antwortete Banks, ich wäre ja vollkommen Ihrer Ansicht, wenn…
    – Wenn?… wiederholte der Kapitän achselzuckend.
    – Wenn Sie in Ihrem Fortschritts-Schnelllauf nur nicht urplötzlich angehalten hätten.
    – Es giebt also noch Besseres?
    – Nun, hören Sie. Sie erklären das bewegliche Haus für überlegen dem Waggon, dem Salonwagen, sogar den Sleping-cars der Eisenbahn. Sie haben recht, lieber Kapitän, wenn man Zeit zu verlieren hat, wenn man zum Vergnügen und nicht in Geschäften reist. Ich glaube, hierin stimmen wir Alle überein?
    – Alle!« bestätigte man.
    Der Oberst Munro nickte mit dem Kopfe als Zeichen seiner Zustimmung.
    »Das ist also abgemacht, fuhr Banks fort. Nun weiter. Angenommen, Sie hätten sich an ein Doppelwesen, einen Wagenbauer-Architekten, gewendet und er erbauete Ihnen das gewünschte rollende Haus. Da steht es nun im besten Chic, allen Anforderungen eines Freundes des Comforts entsprechend. Es ist nicht allzu hoch, wodurch ihm das Umfallen erspart bleibt, nicht zu breit, um auf jedem Wege fort zu können, und sinnreich auf Federn befestigt, um leicht und bequem darin zu fahren. Mit einem Worte, es ist vollkommen. Ich nehme an, es wäre für unseren Freund, den Obersten, hergestellt worden. Er ladet uns Alle ein. Wir wollen meinetwegen die nördlichen Theile Indiens besuchen, als Schnecken, aber als solche Schnecken, deren Schwanz nicht untrennbar mit dem Gehäuse verwachsen ist. Alles ist bereit. Man hat nichts vergessen… nicht einmal den Koch und die Küche, die dem Kapitän so sehr am Herzen liegen. Der Tag der Abreise ist gekommen; man schickt sich dazu an.
All right!
… Ja, wer wird es aber ziehen, Euer rollendes Haus, mein bester Freund?
    – Wer? rief Kapitän Hod. Nun, Maulesel, Esel, Pferde, Büffel!
    – Gleich zu Dutzenden? fragte Banks.
    – Elephanten! versetzte Kapitän Hod, Elephanten! Das wäre herrlich und majestätisch! Ein Haus gezogen von einem Elephantengespann, von wohldressirten, stolzen Thieren, welche davongehen und galoppiren trotz der besten Kutschpferde der Welt!
    – Das wäre großartig, Herr Kapitän.
    – Ein Rajah-Zug auf dem Lande, Herr Ingenieur.
    – Gewiß! Aber…
    – Aber… was? Giebt es noch ein Aber? fiel ihm Kapitän Hod in’s Wort.
    – Ein großes Aber!
    – O, über diese Ingenieurs! Sie taugen zu nichts, als überall Schwierigkeiten zu wittern!…
    – Und sie zu beseitigen, wenn das überhaupt möglich ist, erwiderte Banks.
    – So schaffen Sie sie beiseite!
    – Das werde ich, und zwar folgendermaßen. Alle jene bewegenden Kräfte, lieber Munro, welche der Kapitän da aufgezählt hat, sie gehen wohl, sie schleppen, sie ziehen, aber – sie ermüden auch. Sie werden widerspenstig, eigenwillig, vorzüglich aber brauchen alle – Futter. Sobald nun Mangel an Weiden eintritt, da man doch nicht wohl fünfhundert Acres Wiesen mitnehmen kann, so steht das Gespann still, verliert die Kräfte, stürzt, stirbt vor Hunger, das rollende Haus bewegt sich nicht weiter und bleibt ebenso auf demselben Flecke, wie der Bungalow, in dem wir jetzt darüber sprechen. Daraus folgt, daß besagtes Haus nicht eher praktisch brauchbar werden wird, als bis es in der Gestalt eines Dampfhauses auftritt.
    – Das natürlich auf Schienen läuft! rief der Kapitän achselzuckend.
    – Nein, auf allen Wegen, entgegnete der Ingenieur, indem es von einer verbesserten Straßenlocomotive gezogen wird.
    – Bravo! jubelte der Kapitän, bravo! Von der Stunde an, wo Ihr Dampfhaus nicht mehr auf einem Schienenwege rollt und gehen kann, wohin es
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