Das Chaos-Casino
die Vorstellung, ihre Kräfte teilen zu sollen, sie vollends zu lähmen.
»Sie wollen ... unsere Uniform Leuten geben ... die nicht zur Kompanie gehören? Nicht mal zur Legion?«
Es war Schoppen-Hauer, der das Schweigen brach ... und damit wußte Narrisch auch, daß er in Schwierigkeiten war. Der große Voltrone war einer seiner ergebensten Anhänger, der nur selten einen Befehl in Frage stellte, wenn überhaupt. Wenn SchoppenHauer sich darüber beschweren sollte, daß Außenstehende Legionärdienst taten, würde Narrisch äußerst überzeugend auftreten müssen, um zu verhindern, daß der Rest der Kompanie sich zur offenen Meuterei erhob.
»Das ist richtig, Schoppen-Hauer«, sagte er. »Ich bin zwar auch nicht wild darauf, aber so muß es eben sein.«
Schnell richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Gruppe als Ganzes, bevor weitere Fragen zur Sprache kommen konnten.
»Also, bevor Sie sich jetzt wegen der Nachteile dieser Operationen alle auf mich stürzen, möchte ich doch einmal die Grenzen definieren. Man hat uns eine ziemlich haarige Aufgabe vor die Füße geworfen. Ich habe nicht darum gebeten. Wir haben nicht darum gebeten, aber wir haben sie nun einmal bekommen. Wenn man bedenkt, welch zweifelhafte Meinung das Hauptquartier von uns hat, dürfte das eigentlich niemanden überraschen.«
Das löste in der Kompanie vereinzeltes Lächeln und Rippenknuffe aus. Narrischs Kommando, dessen Mitglieder einst als die Verlierer und Versager der Legion gegolten hatten, hatte inzwischen einen perversen Stolz auf seinen minderwertigen Status entwickelt.
»Im Prinzip bin ich davon überzeugt, daß General Blitzkrieg die Sache für einen unmöglichen Auftrag hält und daß er ihn uns in der eindeutigen Erwartung gegeben hat, daß wir dabei auf den Arsch fallen werden.«
Einige der Zuhörer antworteten mit einem Knurren auf diese Feststellung, aber Narrisch setzte sofort nach.
»Und wissen Sie was? Er könnte recht behalten. Vielleicht können wir tatsächlich keine Übernahme durch das organisierte Verbrechen verhindern, aber wir werden unser Bestes geben. Erinnern Sie sich daran, was ich Ihnen sagte, als ich hier das Kommando übernahm? Wie ich davon sprach, daß man in jeder Situation das Beste leistet, dessen man fähig ist? Nun, um in dieser Situation unser Bestes zu geben - um überhaupt eine Erfolgschance zu haben -, müssen wir einen Teil unseres Teams in den Untergrund schicken. Sie müssen Ihre hübschen Uniformen aufgeben und das Selbstvertrauen, das sie Ihnen verleihen, und müssen Ihren Dienst allein leisten. Damit Sie überhaupt eine Chance haben, müssen wir es auch hinnehmen, daß sich in unseren Reihen Ersatzleute aufhalten. Und außerdem müssen wir diese Ersatzleute als Gleichrangige behandeln ... sie müssen wirklich mit uns verschmelzen. Denn wenn wir es nicht tun ...«
Er ließ seinen strengsten Blick durch den Raum schweifen. »Wenn irgend jemand auf den Gedanken kommen sollte, daß nicht jeder Mann in unserer uniformierten Show echt ist, wird er sich auf die Suche nach den richtigen Legionären machen. Und wenn die Leute das tun sollten, wenn sie den Trick durchschauen sollten, den wir gegen sie einsetzen, dann werden Ihre Mannschaftskameraden und in einigen Fällen Ihre Partner stehende Ziele auf einem verdammt gnadenlosen Schießstand sein.«
»Unsere Partner?« Nicht einmal sein gebrochener Akzent konnte das Entsetzen in Schoppen-Hauers Stimme verbergen.
Stumm verwünschte Manisch seinen Ausrutscher. Nachdem er bemerkt hatte, wie betroffen die Kompanie auf die Vorstellung von Ersatzleuten reagierte, hatte er eigentlich beschlossen, diese besonders schlechte Nachricht für später aufzuheben, aber nun war die Katze aus dem Sack.
»So ist es«, sagte er geradeheraus. »Angesichts der Tatsache, daß wir Freiwillige für die Untergrundarbeit brauchen und die Ersatzleute mit echten Legionären zusammentun müssen, rechne ich damit, daß eine ganze Reihe der gewohnten Partnerschaften innerhalb der Kompanie aufgelöst werden müssen.«
Tiefes Schweigen breitete sich im Raum aus.
Narrisch wußte, daß von allen Informationen, die er an diesem Abend weitergegeben hatte, diese wahrscheinlich die beunruhigendste war. Eine der ersten Maßnahmen, die er bei Antritt seines Kommandos in der Kompanie ergriffen hatte, war die Einteilung der Legionäre zu Partner-Duos oder >Flügelleuten< gewesen. Wenn es am Anfang auch einigen Widerstand gegeben hatte - die Kompanie hatte sich an das System
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