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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps
Autoren: Ron Goulart
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ge­wis­sen Zuta­ten be­steht. Na­tür­lich war ich im­mer ver­sucht, ge­gen den Strom an­zu­sch­wim­men, und wenn ich den Ein­druck ge­win­ne, daß sich je­mand über et­was är­gert – wis­sen Sie, wie ein Kind, das sagt: „Hör auf da­mit!“ –, so reizt mich das um so mehr, da­mit fort­zu­fah­ren. Ich se­he mei­ne Bü­cher ge­nau­so kri­tisch, glau­be ich, wie die Kri­ti­ker oder Ver­le­ger. Ich glau­be schon, daß ich mich auf ei­nem fes­ten Gleis be­we­ge, und bin ei­gent­lich nicht be­son­ders glück­lich dar­über – an­de­rer­seits bleibt man an der Form kle­ben, die man ein­mal für sich ent­deckt hat. Ich mei­ne, daß Cow­boy Hea­ven das bes­te Buch ist, das ich im Ver­lauf meh­re­rer Jah­re ge­schrie­ben ha­be, denn es er­füllt das, was ich vor­hat­te, näm­lich, daß es Spaß macht. Es liegt ihm ei­ne mei­ner An­sicht nach gu­te Idee zu­grun­de, näm­lich der Plot, John Way­ne am Le­ben zu hal­ten. Aus­ge­rech­net in der Wo­che, als das Buch her­aus­kam, lag er im Kran­ken­haus im Ster­ben. Ich such­te nach ei­ner ge­schmack­vol­len Mög­lich­keit, dar­an mit der Wer­bung an­zu­knüp­fen, aber es fiel mir nichts Ent­spre­chen­des ein.
     
    Schweit­zer: Ins­be­son­de­re, da er ja, wenn ich recht un­ter­rich­tet bin, nicht pro­gramm­ge­mäß starb.
     
    Gou­lart: Das konn­ten wir nicht wis­sen. Viel­leicht wird er von ei­nem An­dro­iden ver­tre­ten. {2}
     
    Schweit­zer: Wenn man einen An­dro­iden von ihm her­stellt, kann man auch meh­re­re schaf­fen.
     
    Gou­lart: Das stimmt. Zu die­sem The­ma ha­be ich ei­ne an­de­re Ge­schich­te ge­schrie­ben, die noch nicht ver­kauft ist. Doch an­de­re na­he­lie­gen­de Be­wei­se sa­gen, daß John Way­ne nie­mals exis­tiert hat und es al­les nur An­dro­iden sind. Das war der Grund­ge­dan­ke zu Wil­des­mith. Wil­des­mith war kein rea­ler Mensch. Er war im­mer ein An­dro­ide ge­we­sen, und nie­mand soll­te es er­fah­ren.
    Ich glau­be, der gan­ze Grund­ge­dan­ke geht auf mei­ne Zeit in der Wer­bung zu­rück. So dach­te ich da­mals, daß ich an all die­se al­ber­nen Pro­duk­te ge­fes­selt war, über die ich schrei­ben muß­te, und mit der Zeit konn­te ich nicht mehr an sie glau­ben. Es ist, als ob man sei­nen Glau­ben ver­liert, wie ein Pries­ter oh­ne Re­li­gi­on; man sagt, daß man das vor­täu­schen kann, bis man die Ren­te und den So­zi­al­ver­si­chungs­an­spruch durch­hat. Aber mei­ne Iden­ti­fi­ka­ti­ons­fi­gu­ren, mei­ne Hel­den, ge­lan­gen ge­wöhn­lich zu der Er­kennt­nis, daß sie sa­gen: „Nein, ich kann es nicht.“ Es mö­gen bis zu ei­nem ge­wis­sen Gra­de Spin­ner sein, aber frü­her oder spä­ter stel­len sie fest: „Ich kann die­sen Scheiß nicht mehr er­tra­gen“ oder „Ich wer­de das in die Öf­fent­lich­keit tra­gen“ oder „Ich wer­de ver­su­chen, dem ein En­de zu ma­chen“. Grund­sätz­lich tei­le ich, glau­be ich, die Auf­fas­sun­gen, wie sie in den Pulp-Ma­ga­zi­nen der vier­zi­ger Jah­re ver­tre­ten wa­ren.
    Ob­wohl ich zy­nisch wir­ken möch­te, sind mei­ne Ge­stal­ten ge­wöhn­lich sen­ti­men­ta­le Sof­ties, die am En­de der Bü­cher nor­ma­ler­wei­se zu kon­ser­va­ti­ven mo­ra­li­schen Ent­schei­dun­gen kom­men.
     
    Schweit­zer: Ka­men Sie denn zu ei­ner sol­chen Ent­schei­dung, als Sie die Wer­be­bran­che ver­lie­ßen?“
     
    Gou­lart: Ich glau­be nicht, daß ich be­wußt da­zu kam, aber es war ei­ne ge­wal­ti­ge Er­lö­sung, end­lich frei zu sein. Es war wie ei­ne Flucht von der Teu­fels­in­sel. Die ers­ten Jah­re hört man nachts im­mer noch die Blut­hun­de und das Ket­ten­ge­ras­sel und glaubt, jetzt hät­ten sie einen ge­fun­den. End­gül­tig auf­ge­hört ha­be ich vor ei­nem Dut­zend Jah­ren; bis zu je­nem Zeit­punkt hat­te ich zwar kei­nen Full­ti­me-Job mehr in der Wer­bung, doch ich rutsch­te lang­sam wie­der hin­ein, ar­bei­te­te ein paar Ta­ge in der Wo­che oder über­nahm frei­be­ruf­li­che Auf­trä­ge. Ich war ein un­glaub­li­cher Wer­be­tex­ter. Ich war ei­ner der bes­ten Wer­be­tex­ter der West­küs­te für so­ge­nann­te un­kon­ven­tio­nel­le Spots. So ka­men Leu­te zu mir und sag­ten: „He, schreib da­zu mal was!“ Wenn ich das
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