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Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2

Titel: Das Buch der verschollenen Geschichten - Teil 1 & Teil 2
Autoren: J.R.R. Tolkien
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dessen viele kleine Fenster nicht so dicht verhängt waren, dass nicht ein höchst heimeliges und köstliches Licht daraus hervorscheinen konnte, als seien gütige Herzen dahinter verborgen. Da sehnte sich sein Herz nach freundlicher Geselligkeit, und die Wanderlust in ihm kam zur Ruhe – und von großem Verlangen getrieben, trat er vor die Tür dieses Hauses, klopfte an und fragte, als man kam und öffnete, wie wohl der Name dieses Hauses laute und wer darin wohne. Und man sagte ihm, dies sei Mar Vanwa Tyaliéva oder die Hütte des Vergessenen Spiels, und ob dieses Namens geriet er in große Verwunderung. Es wohnten darin, so sagte man ihm, Lindo und Vaire, die es vor vielen Jahren erbaut hatten, und nicht wenige von ihrem Volk und Freunde und Kinder seien bei ihnen. Und darüber war er noch mehr verwundert als zuvor, weil er sah, wie klein das Haus war; aber der, welcherihm geöffnet hatte, erriet seine Gedanken und sagte: »Klein ist das Haus, doch kleiner noch sind die, welche darin wohnen – denn alle, die eintreten, müssen in der Tat sehr klein sein oder, sobald sie auf der Schwelle stehen, aus freien Stücken so winzig werden wie das sehr kleine Volk.«
    Darauf erwiderte Eriol, von Herzen wünsche er einzutreten und Vaire und Lindo für die Nacht um Gastfreundschaft zu bitten, so es ihnen genehm sei, wenn er nur hier auf der Schwelle aus freien Stücken klein genug werden könne. Da sagte der andere: »Tritt ein«, und Eriol überschritt die Schwelle, und, wahrlich, es schien ein überaus geräumiges und entzückendes Haus zu sein, und der Hausherr Lindo und sein Weib Vaire kamen herbei, um ihn zu begrüßen; und im Inneren seines Herzens empfand er größere Freude als noch bei all seinen Wanderungen, obgleich seit seiner Landung auf der Einsamen Insel seine Glückseligkeit sehr groß war.
    Und als Vaire die Worte des Willkommens gesprochen und Lindo ihn nach seinem Namen gefragt hatte, woher er komme und wohin sein Weg ihn führe, und er sich den Fremden aus den Großen Landen 2 genannt hatte, der sein Glück suche, wohin ihn seine Reiselust auch immer treibe, da war in der großen Halle das Abendessen aufgetragen, und Eriol wurde dorthin gebeten. In dieser Halle brannten nun trotz der sommerlichen Tage drei große Feuer – eines am entfernten Ende und je eines zu beiden Seiten der Tafel, und als Eriol eintrat, fand er, ungeachtet des Feuerscheins, den Raum in warmen Dämmer gehüllt. Doch in diesem Augenblick kamen viele Leute herein, die Kerzen aller Größen und vielerlei Formen trugen, deren Ständer von sonderbarer Gestalt waren; viele waren aus geschnitztem Holz, andere aus gehämmertem Metall gefertigt, und sie wurden nach Belieben auf dem mittleren Tisch sowie auf den Seitentischen aufgestellt.
    Zugleich ertönte weit entfernt im Haus mit süßem Klang ein großer Gong, und ihm folgte ein Geräusch wie das Lachen vieler Stimmen, vermischt mit dem Trippeln vieler Füße. Da sagte Vaire zu Eriol, auf dessen Gesicht sie fröhliches Erstaunen sah: »Das ist die Stimme von Tombo, dem Gong der Kinder, der außerhalb der Halle des Wiedergefundenen Spiels steht, und er ertönt einmal, um sie in diese Halle zu rufen, wenn es Zeit zum Essen und Trinken ist, und er ertönt dreimal, um sie zum Geschichtenerzählen in den Raum des Scheitfeuers zu rufen.« Und Lindo fügte hinzu: »Wenn er einmal schlägt, werden Gelächter und Fußgetrippel in den Fluren laut, doch wenn er abends dreimal schlägt, dann erbeben die Mauern vor Freude, und es gibt ein großes Getrampel. Und der Klang der drei Gongschläge ist der glücklichste Augenblick des Tages für Winzigherz, den Hüter des Gongs, der in seinem langen Leben, wie er selber sagt, so viel Glück erfahren hat. Er segelte mit Earendel in Wingilot auf jener letzten Reise, da sie nach Kôr suchten. Es war der Klang dieses Gongs über dem Schattenmeer, der den Schläfer weckte im Turm der Perle, der weit draußen im Westen der Dämmerinseln steht.«
    Diese Worte behagten Eriol über die Maßen, denn es wollte ihm scheinen, als öffne sich ihm eine neue, wunderschöne Welt, von der er nichts sonst gehört hatte, bis er von Vaire gebeten worden war, Platz zu nehmen. Dann ließ er seinen Blick durch die Halle schweifen, und alle ihre Bänke und Stühle waren besetzt von Kindern jeglicher Gestalt, Art und Größe, unter denen Leute verschiedenen Aussehens und Alters verstreut saßen. Nur in einem waren sie alle sich ähnlich, dass nämlich ein Ausdruck großer
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