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Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten
Autoren: Jonathan Kellerman
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spielen, und so sind wir ins Gespräch gekommen.«
    »Animalische Anziehungskraft«, sagte ich. »Ist die Tournee hundefreundlich, oder darf ich Spike behalten?«
    »Ich würde ihn gerne mitnehmen.«
    »Er wird total begeistert sein, da bin ich sicher. Wann geht es los?«
    »In einer Woche.«
    »Eine Woche.« Meine Augen schmerzten. »Du wirst eine Menge zu packen haben.«
    Sie hob ihre Gabel und stocherte auf welke Salatblätter ein.
    »Ich kann noch absagen«
    »Nein«, sagte ich.
    »Ich hätte es ja gar nicht erst in Betracht gezogen, Alex, nicht wegen des Geldes«
    »Ist die Bezahlung gut?« Sie nannte die Summe.
    »Sehr gut sogar«, meinte ich.
    »Jetzt hör mir mal zu, Alex: Das spielt überhaupt keine Rolle. Wenn du mich deswegen hasst, kann ich es immer noch rückgängig machen.«
    »Ich hasse dich nicht, und du willst es nicht rückgängig machen. Vielleicht hast du das Angebot angenommen, weil ich dich unglücklich gemacht habe, aber jetzt, nachdem du dich verpflichtet hast, siehst du alle möglichen Pluspunkte.«
    Ich suchte die Auseinandersetzung, aber sie antwortete nicht. Das Restaurant begann sich zu füllen; alles durchnässte Einheimische, die Schutz vor dem strömenden Regen suchten.
    »Vor zwei Wochen«, sagte ich, »bin ich noch mit Milo hinter Lauren Teagues Mörder hergejagt. Habe meine Aktivitäten vor dir geheim gehalten. Es war dumm von mir zu glauben, diese Reise würde irgendetwas ändern können.«
    Sie schob den Salat auf ihrem Teller herum. Der Raum war plötzlich wärmer und kleiner geworden. Finster dreinblickende Menschen hockten um die winzigen Tische herum, andere standen zusammengedrängt im Eingang. Der Ober näherte sich. Robin wehrte ihn mit einem grimmigen Blick ab. Sie sagte: »Ich habe mich so allein gefühlt. Eine Zeit lang. Du warst immer weg. Hast dich in alle möglichen Situationen hine inmanövriert.
    Ich habe nichts von der Tournee gesagt, weil ich wusste, dass ich dich nicht ablenken durfte.«
    Nervös fuhr sie mit ihrer zierlichen Faust über die Tischkante.
    »Ich hatte wohl immer das Gefühl, was du tust, ist wirklich wichtig, und was ich tue, ist… bloß ein Handwerk.« Ich wollte etwas sagen, doch sie schüttelte den Kopf. »Aber dieses letzte Mal, Alex. Dass du dich mit dieser Frau getroffen hast, dass du sie verführt hast. Dieses verdammte Date geplant hast, nur um… Du hattest die besten Absichten, sicher, aber letztlich lief es doch auf eine Verführung hinaus. Du hast dich selbst benutzt wie…«
    »Eine Hure?«, warf ich ein. Plötzlich musste ich an Lauren Teague denken. Ein Mädchen, dem ich vor langer Zeit begegnet war, in meinem ruhigen, ge mütlichen Job. Sie hatte ihren Körper verkauft, und am Ende hatte ihr jemand eine Kugel in den Kopf gejagt und sie in einer dunklen Gasse abgeladen wie einen Müllsack.
    »›Lockvogel‹ wollte ich sagen. Trotz allem, was wir zusammen erlebt haben, trotz dieser angeblich so fortschrittlichen Beziehung, die wir führen, machst du immer noch unbeirrt dein Ding. Alex, du hast dir ein ganz eigenes Leben aufgebaut, von dem ich ausgeschlossen bin. Und von dem ich ausgeschlossen sein will.«
    Sie griff nach ihrem Weinglas, nippte daran und verzog das Gesicht. »Schlechter Jahrgang?«
    »Guter Jahrgang. Es tut mir Leid, Schatz, aber ich denke, es war letztlich eine Frage des Timings. Das Angebot kam gerade zu der Zeit, als es mir so schlecht ging.« Sie packte meine Hand und drückte sie ganz fest. »Du liebst mich, aber du hast mich verlassen, Alex. Dadurch ist mir klar geworden, wie allein ich die ganze Zeit über gewesen bin. Wir beide. Der Unterschied ist: Dir macht es Spaß, auf eigene Faust zu handeln - Einsamkeit und Gefahr tur nen dich an. Und als ich mich dann mit Trish unterhalten habe und sie mir erzählte, sie habe von meiner Arbeit gehört, von meinem Ruf, und mir urplötzlich klar wurde, dass ich tatsächlich so was wie einen Ruf habe und dass mir da jemand gegenübersitzt, der mir richtig viel Geld bietet und dazu die Gelegenheit, etwas Eigenes zu machen, da habe ich Ja gesagt. Einfach so, ohne lange zu überlegen. Und auf der Heimfahrt habe ich dann plötzlich die Panik gekriegt und mich gefragt: Was hast du denn da bloß getan, Mädchen? Und ich habe mir gesagt, dass ich einen Rückzieher machen müsste, und habe mir schon überlegt, wie ich es anstellen könnte, ohne mich völlig zu blamieren. Aber dann bin ich nach Hause gekommen, und das Haus war leer, und plötzlich wollte ich keinen Rückzieher
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