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Das Buch der Lebenskunst

Das Buch der Lebenskunst

Titel: Das Buch der Lebenskunst
Autoren: Anselm Gruen
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anderen kommen, keiner bleibt. Auch die Augenblicke, da wir reden, verdrängen einander, und es bleibt die erste Silbe nicht stehen, damit die zweite erklingen kann. Seitdem wir reden, sind wir etwas älter geworden, und ohne Zweifel bin ich jetzt älter als heute morgen. So steht nichts still, nichts bleibt fest in der Zeit. Darum müssen wir den lieben, durch den die Zeiten geworden sind, um von der Zeit befreit und in der Ewigkeit befestigt zu werden, wo es keine Veränderlichkeit der Zeit mehr gibt.“
    Die Sehnsucht nach der Ewigkeit ist für Augustinus zugleich die Sehnsucht nach Beständigkeit, die Sehnsucht nach bleibendem Glück, nach dauernder Liebe, nach Ge lingen des Lebens. In einer Zeit, in der alles im Umbruch war, sehnte sich Augustinus nach etwas Beständigem, auf das er sich verlassen konnte. Das war für ihn Gott, der jenseits aller Zeit und Veränderlichkeit ist. Da wir heute in einer ähnlichen Zeit sind wie Augustinus, können wir seine Sehnsucht nach der Ewigkeit mitten in der Zeit nachfühlen und verstehen.

    LEBE STATT GELEBT ZU WERDEN
    ENTSCHEIDE DICH HEUTE FÜR DAS LEBEN

    WO LEBEN IST, IST GLÜCK
    „Wenn du glücklich sein willst - lebe“, so einfach ist Lebenskunst nach Leo Tolstoi.
    Und es stimmt: Glück kann man nicht direkt anstreben, genauso wenig wie die Freude. Wer glücklich sein will, soll sich dem Leben mit allen Höhen und Tiefen zuwenden. Glück ist Ausdruck erfüllten Lebens.
    Wenn ich mit allen Sinnen lebe, wenn ich mich einlasse auf das Leben, dann werde ich in meiner Lebendigkeit auch Glück erfahren. Das Glück lässt sich nicht festhalten, genauso wenig wie das Leben. Das Leben fließt immer weiter. Manchmal fließt es durch finstere Täler, manchmal wird es zum Wasserfall. Auch im Schmerz ist Leben. Und so kann in jedem auch eine Ahnung von Glück sein, im Schmerz, der mich für den Bruder oder die Schwester öffnet, in der Freude, die ich mit andern teile, in der Anstrengung, die ich auf mich nehme, um einen Gipfel zu besteigen, in der Entspannung, wenn ich im Meer schwimme.
    Überall, wo wirklich Leben ist, ist auch eine Spur von Glück. Doch sowenig ich das Leben von außen betrachten und analysieren kann, sowenig lässt sich das Glück als etwas Objektives beobachten. Es stellt sich ein bei dem, der lebt, der lebendig ist und der sich mit allen Sinnen auf das Leben einlässt.

    GANZ GELASSEN
    „Hoffnung und Angst können das Wetter nicht andern.“
    Diese Weisheit aus Tibet gilt weltweit. Ich kenne selber die Erfahrung, dass ich mir den Kopf zerbreche, ob wirklich alle zum vereinbarten Termin rechtzeitig kommen, weil ich sonst mit meinem Zeitplan durcheinander gerate. Oder ich hoffe und bete, dass das Wetter für den geplanten Ausflug gut wird. Ich schaue dann zum Himmel, ob sich die Wolken verziehen oder dichter werden, so dass mit Regen zu rechnen ist.
    Ich merke, wie viel Energie solche Gedanken kosten. Und doch kann ich mit meinen Gedanken weder das Wetter beeinflussen noch die Ankunft der Gesprächspartner bestimmen. Es lohnt sich also nicht, immer wieder aufzustehen und nach draußen zu sehen, ob die erwarteten Gäste nicht bald kommen. Ich könnte in dieser Zeit viel besser meine Arbeit erledigen oder einfach nur dasitzen und meditieren. Wenn ich fixiert bin auf das Wetter oder auf den Termin, dann gehört die Zeit nicht mir, sondern meinen Grübeleien, meinen Hoffnungen und Ängsten. Wenn ich das Wetter nehme, wie es ist, wenn ich innerlich ja sage zu dem, was kommt, dann fühle ich mich frei. Dann ist es meine Zeit und Gottes Zeit. Ich kann sie genießen. Manchmal gelingt es mir. Dann sage ich einfach: „Da ich das Wetter nicht andern kann, lohnt es sich auch nicht, darüber nachzudenken. Da ich die Ankunft des Gastes nicht beeinflussen kann, ist es sinnlos, sich darüber Sorgen zu machen.“ Dann überlasse ich das Wetter und die Ankunft Gott und kann mich ganz gelassen dem zuwenden, was gerade dran ist.

    EIN HEISSES BAD
    Kaute Taten und heiße Bäder sind das beste Heilmittel bei Depressionen, sagt man. Schon Thomas von Aquin hat die wohltuende Wirkung von heißen Bädern beschrieben. Wenn jemand traurig ist, so der praktische Rat dieses großen Theologen, dann soll er ein Bad nehmen. Dahinter steckt wohl eine Urerfahrung: Das Bad ähnelt dem Mutterschoß. Da schwammen wir auch in warmem Wasser, fühlten uns geborgen, schwerelos, geschützt und getragen. Im Bad kommen wir in Berührung mit die ser Erfahrung von Geborgenheit des mütterlichen Schoßes.
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