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Das brennende Land

Das brennende Land

Titel: Das brennende Land
Autoren: Bernard Cornwell
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Angriff war ein voller Erfolg, und es gelang den Sachsen auch, Haestens umfangreiche Flotte zu erbeuten und zu verbrennen, ebenso wie sie einen Großteil von Haestens Beutegut zurückholten und zahllose Geiseln nahmen, zu denen auch Haestens Familie gehörte. Es war ein glorreicher Sieg, auch wenn er keineswegs den Krieg beendete.
    Mercien, das alte Königreich im Herzen Englands, hatte zu dieser Zeit keinen König, und ich bin überzeugt, dass Alfred wünschte, dass das auch so blieb. Er hatte den Titel angenommen, der eher ein ehrgeiziges Ziel denn die Wirklichkeit beschrieb. Andere sächsische Könige hatten für sich in Anspruch genommen, die zu regieren, doch keinem war es jemals gelungen, die englischsprachigen Königreiche zu vereinen. Davon aber träumte Alfred. Er selbst würde diesen Traum nicht verwirklichen, doch er schuf die Grundlage, auf der es seinem Sohn Edward, seiner Tochter Æthelflæd und Edwards Sohn Æthelstan schließlich gelingen sollte.
    Die neuen Burgfesten retteten die Sachsen vor der Niederlage, diese befestigten Städte, mit denen die Herrscher der gesamten Christenheit auf die Bedrohung durch die Wikinger reagierten. Wikingerkämpfer waren trotz ihres furchterregenden Rufs nicht für Belagerungen gerüstet. Die christlichen Herrscher vereitelten die Angriffe der    Wikinger immer wieder, indem sie große Städte befestigten. In ihnen konnte das Landvolk samt seinem Vieh Zuflucht suchen. Die Dänen konnten plündernd durch weite Gebiete von Wessex und Mercien ziehen, ihre Feinde aber saßen sicher in den Burgfesten, die vom Fyrd, einer Bürgerarmee, verteidigt wurden. Und am Ende, wie etwa bei Fearnhamme, hatten die Dänen eine Berufsarmee vor sich. Gegen Ende des neunten Jahrhunderts hatten die Sachsen ebenso gut zu kämpfen gelernt wie die Nordmänner.
    Die Nordmänner werden im Allgemeinen Wikinger genannt, und einige Historiker sind der Auffassung, dass sie keineswegs die gefürchteten Plünderer waren, die in den Legenden auftauchen, sondern in Wahrheit ein friedliebendes Volk, das meist freundschaftlich mit seinen sächsischen Nachbarn zusammenlebte. Diese Auffassung jedoch lässt viele geschichtliche Zeugnisse unbeachtet, ganz zu schweigen von den Skeletten, die zweifellos noch immer unter den Gleisanlagen von Benfleet begraben sind. Alfred hatte Wessex auf den Krieg hin ausgerichtet und enorm kostspielige Verteidigungsanlagen gebaut, und er hätte weder das eine noch das andere getan, wenn die Wikinger so friedliebend gewesen wären, wie uns einige Historiker glauben machen wollen. Die ersten Wikinger waren Plünderer, sie suchten nach Sklaven und nach Silber, doch schon bald wollten sie auch Landbesitz, und so ließen sie sich im Norden und Osten Englands nieder, wo ihre Spuren etwa in Ortsnamen und sprachlichen Besonderheiten im Englischen zu finden sind. Es trifft zu, dass diese Siedler schließlich mit der ansässigen sächsischen Bevölkerung verschmolzen, doch andere Nordmänner waren weiterhin auf Landbesitz im Süden und Westen aus, und so fanden die Kriege kein Ende. Erst mit der Ankunft Wilhelm des Eroberers in England endeten die langen Kämpfe zwischen Skandinaviern und Sachsen. Wilhelm war ein Normanne, ein «Nordmann», denn die Herrscher der Normandie waren Wikinger, die sich auf dieser Halbinsel niedergelassen hatten. Die normannische Eroberung war der letzte Triumph der Nordmänner, doch er kam zu spät, um Alfreds Traum zu zerstören, seinen Traum von einem geeinten Staat namens England.
    Ich war (und werde es weiterhin sein) überaus unfair zu Æthelred. Es gibt nicht die Spur eines Beweises dafür, dass Alfreds Schwiegersohn so engstirnig und bedeutungslos war, wie ich ihn darstelle. Als Korrektiv empfehle ich Ian W. Walkers großartiges Buch
Mercia and the Making of England
(Sutton Publishing, Stroud 2000). Was Æthelreds Frau, Alfreds Tochter Æthelflæd, angeht, so ist sie von der Geschichtsschreibung merkwürdigerweise vergessen worden, sogar in einer Phase, in der sich feministische Historikerinnen sehr dafür einsetzten, Frauen aus den Schatten der patriarchal bestimmten Geschichtsschreibung heraustreten zu lassen. Æthelflæd ist eine Heldin, eine Frau, die Armeen gegen die Dänen führte und viel dafür getan hat, die Grenzen Englands zu erweitern.
    Farnham und Benfleet waren zwei blutige Schläge gegen das dänische Vorhaben, das sächsische England zu zerstören, doch der Kampf der Angelcynn ist noch lange nicht
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