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Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman
Autoren: PeP eBooks
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den Tag legte, die allerdings auch nicht sonderlich lange währte. Denn vom Präsidium zum Korsvägen war es nur ein knapper Kilometer.
     
    Dort angekommen stiegen sie eine Leiter in den Keller hinunter und kletterten dann über Schutthaufen. Der Bauleiter Göran Jansson führte sie zum Schornstein. Der Durchmesser des Loches in der Mauer betrug etwa einen halben Meter, und es lag ungefähr einen halben Meter über dem Boden. Aus dem Loch hing ein Jackenärmel in einer dunklen Farbe, aus dem eine Hand hervorragte.
    Irene und Tommy traten auf das Loch zu und schauten hinein.
Die Leiche saß vornübergebeugt in dem Hohlraum. Im Lichtstrahl ihrer Taschenlampe grinste sie ein Totenschädel mit eng über den Knochen gespannter pergamentbrauner Haut an. Die gelbweißen Zähne funkelten.
    »Eine Mumie«, stellte Irene fest.
    »Der Kleidung nach zu urteilen ein Mann«, meinte Tommy.
    Irene versuchte, sich ein besseres Bild von der Kleidung des Leichnams zu verschaffen. Er war von einer dicken Mörtelund Staubschicht überzogen, die beim Abbruch entstanden war. Nur der Jackenärmel und ein Paar dunkle lange Hosenbeine waren deutlich zu sehen.
    »Eine gefütterte Nylonjacke. Eine Art Daunenjacke, aber nicht so dick. Er ist keine hundert Jahre alt. Leider.« Sie seufzte.
    »Wohl kaum«, pflichtete ihr Tommy bei.
    »Ich glaube nicht, dass Efva erspart bleibt, eine Vertretung für Birgitta einzustellen. Wir haben dringend Hilfe nötig.«
    Irene versuchte, nicht allzu aufmüpfig zu klingen. Ein Seitenblick Tommys verriet ihr jedoch, dass er ihren Tonfall sehr wohl zu deuten wusste. Statt zu antworten, wandte er sich an Göran Jansson.
    »Wie kam es, dass Sie die Leiche entdeckten?«
    »Das war wirklich furchtbar. Als die Kugel die Schornsteinwand durchschlug, sah es fast so aus, als würde sie mir den Arm entgegenstrecken. Ich sah, wie die Hand aus der Wand herausfiel. Da habe ich dann gleich Janne zugerufen, dass er die Abrissbirne stoppen soll. Aber … also diese Leiche … hat wohl trotzdem einiges abgekriegt. Der ganze Schutt, der da runterkam …«
    »Sicher. Aber weil Sie so aufmerksam waren, konnte Schlimmeres doch noch verhindert werden«, meinte Tommy und lächelte ihm aufmunternd zu.
    Göran Jansson antwortete mit einem schwachen Lächeln. Die Entdeckung der Leiche war ein unerwartetes und nervenaufreibendes Erlebnis. So etwas in einem Fernsehkrimi zu sehen war eine Sache, es in Wirklichkeit zu erleben etwas ganz anderes.

    »Wollen Sie einen Kaffee?«, fragte er und deutete auf einen Bauwagen in einiger Entfernung zu der Ruine.
    »Gerne. Wir müssen die Abrissstelle absperren, bis die Kriminaltechniker fertig sind. Sie sind im Augenblick noch anderweitig beschäftigt. Die Spurensicherung kann frühestens in einer Stunde da sein. Sie müssen die Arbeit einstellen, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind«, sagte Tommy.
    Die Miene des Bauleiters verfinsterte sich einen Augenblick lang, aber dann sah er ein, dass er nichts machen konnte. Eine eingemauerte und mumifizierte Leiche ließ sich eben nicht ignorieren.
     
    Sie standen vor dem Bauwagen und tranken den frisch aufgebrühten Kaffee. Die Sonne schien, und im Windschatten war es richtig angenehm. Irene lehnte sich an die Bretterwand und ließ ihr Gesicht von der Sonne bescheinen. Die Sonne hatte lange durch Abwesenheit geglänzt, wie ihre Mutter Gerd sich ausgedrückt hätte.
    »Ich bin in dem Backsteinhaus da drüben aufgewachsen«, sagte Göran Jansson und deutete Richtung Mölndalsvägen.
    Dann drehte er sich um und zeigte auf das Universeum und das Museum der Weltkulturen auf der anderen Seite des Kreisverkehrs.
    »In den Holzhäusern, die dort standen, bevor dieses Angebermuseum gebaut wurde, wohnten meine Freunde.«
    »Und wissen Sie auch, wer in diesem Haus wohnte?«, fragte Tommy und nickte in Richtung der Mauerreste vor ihnen.
    »Nein. Im Erdgeschoss war eine Art Büro untergebracht. Aber es wohnten auch normale Mieter hier. Es gab zwei oder drei Wohnungen in dem Haus. Ich erinnere mich, dass eine meiner Lehrerinnen mit ihrer Schwester in einer dieser Wohnungen wohnte. Die beiden waren aber schon damals recht alt. Sie müssen schon recht lange tot sein.«
    »Wann war das?«
    Der Ingenieur dachte nach und antwortete dann: »Mitte der sechziger Jahre. Ich wurde 1962 eingeschult.«

    »Soweit ich weiß, ist nur ein alter Mann, der im Augenblick in dem Haus wohnte, in den Flammen umgekommen«, fuhr Tommy fort.
    »Ja. Im Erdgeschoss war ein Architekturbüro.
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