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Das Brandhaus - Roman

Titel: Das Brandhaus - Roman
Autoren: PeP eBooks
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vorbeigeglitt. Sie hatte den Eindruck, dass sie es vermied, ihr in die Augen zu schauen. Geradezu so, als befände sie sich nicht im Zimmer. Auf dem hübschen Gesicht Fredrik Stridhs blieb der Blick der Kommissarin jedoch haften. Dieser war frisch verheiratet und würde Ende August Vater werden. Zum allgemeinen Erstaunen hatte sich der ewige Junggeselle und Schürzenjäger des Dezernats vergangenes Frühjahr auf einer Urlaubsreise nach Barcelona bis über beide Ohren in eine Krankenschwester verliebt. Dann war alles rasend schnell gegangen: Heirat an Sylvester, Umzug in eine größere Wohnung, und jetzt war auch schon was Kleines unterwegs.
    In diesem Augenblick keimte ein seltsames Gefühl in Irene auf. Sie erkannte es schwach wieder und realisierte, dass es schon eine ganze Weile in ihr geschwelt haben musste. Es dauerte eine Weile, bis sie dieses Gefühl identifiziert hatte. Wut. Sie war schlicht und ergreifend wütend. Im nächsten Augenblick fasste sie einen Beschluss. Jetzt kam es auch nicht mehr darauf an, sie würde sich von Efva Thylqvist nicht mehr wie ein minderwertiges Wesen behandeln lassen. Sie würde sich mit der verächtlichen Haltung dieser Frau nicht länger abfinden, auch, wenn es nicht leicht werden würde. Kommissarin Thylqvist war die Chefin, und sie würde nicht zögern, ihre Position klar zu machen, wenn sie sich bedroht fühlte.
    Vor sich auf dem Tisch hatte Jonny Blom den vorläufigen Obduktionsbericht über Alexandra Hallwiin liegen. Irene beugte sich vor und schnappte sich die Papiere, bevor er reagieren konnte. Er warf ihr einen wütenden Blick zu und öffnete den Mund, als wollte er protestieren. Irene lächelte ihm jedoch beruhigend zu, und der Ärger in seinen Augen wich allmählich einer gewissen Verwirrung. Ehe er noch etwas sagen konnte, ergriff die Kommissarin das Wort:

    »Jetzt fangen wir an.«
    Sie lächelte und sah Fredrik Stridh an.
    »Was Neues über die Autobombe?«
    Er schien sich über ihre Aufmerksamkeit zu freuen und antwortete rasch:
    »Nein. Aber wir haben einen neuen Zeugen, den ich heute treffe. Ein Mann war mit seinem Hund spazieren und bemerkte einen Benz, ein älteres Modell, der neben dem nigelnagelneuen Jaguar von Holken ›der Hüne‹ Hansson parkte. Der Zeitpunkt ist interessant. Es war etwa Viertel nach elf. Der Hüne verließ zur üblichen Zeit sein Restaurant, also kurz nach halb zwei. Wie wir wissen, knallte es, als er die Tür öffnete.«
    »Wie schwer wurde er eigentlich am Fuß verletzt?«, erkundigte sich Kommissarin Thylqvist.
    »Nur eine Fleischwunde. Die Sprengkraft der Bombe war auf die Beifahrerseite gerichtet. Wahrscheinlich war sie falsch platziert.«
    »Verdammte Stümper. Können die denn nie was richtig machen?«, sagte Jonny Blom halblaut.
    Efva Thylqvist verzog leicht den Mund und wandte ihm ihre Aufmerksamkeit zu.
    »Hat sich im Alexandra-Fall was ergeben?«
    Ehe Jonny noch etwas sagen konnte, ergriff Irene die Initiative.
    »Durchaus. Wir haben heute Morgen den vorläufigen Obduktionsbericht bekommen. Die Gerichtsmedizin wird ihn heute am Spätnachmittag noch ergänzen. Mit dem endgültigen Bericht können wir vermutlich erst in ein paar Tagen rechnen«, sagte sie.
    Rasch überflog sie die Papiere, die vor ihr lagen.
    »Die Identifizierung ist zweifelsfrei, Zahnstatus und Röntgenaufnahmen des Gebisses. Es handelt sich um Alexandra Hallwiin. Sie verschwand in der Walpurgisnacht, und wahrscheinlich lag sie von da an im Wasser. Also circa vier Tage. Als man sie fand, hatte sie ein fest angezogenes, dünnes Elektrokabel um ihren Hals. Mit größter Wahrscheinlichkeit wurde sie also erdrosselt.
Abgesehen von einem schwarzen Spitzen-BH war sie nackt. An der Innenseite der Oberschenkel und an den Brüsten fanden sich mehrere zentimetertiefe Schnittwunden. Es handelt sich jedoch nicht um Stichverletzungen, der Täter hat die Haut vielmehr mit einem Messer eingeritzt. Verletzungen des Anus und der Vagina deuten auf Penetration mit einem stumpfen Gegenstand hin. Obwohl die Obduktion noch nicht abgeschlossen ist, lässt sich schon jetzt sagen, dass die Tote sexueller Gewalt ausgesetzt worden ist. Auch der Unterleib weist Messerschnitte auf. Dem Gerichtsmediziner zufolge hat der Mörder versucht, ihr ein Muster in die Haut zu ritzen.«
    Irene beendete ihre Lektüre und sah von ihren Papieren hoch. Efva Thylqvist betrachtete sie mit ausdrucksloser Miene. Schließlich wandte sie sich an Jonny und fragte:
    »Und es gibt immer noch keine Zeugen, die
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